Entzündet die Feuer. Die Wacht beginnt!

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Entzündet die Feuer. Die Wacht beginnt!

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Eifrig mühe ich zwei Hölzer um mit Hitze einen Funken in das trockene Gras zu zaubern. Neben mir rauchen in einem kleinen Krater die Rest einiger Hozscheiten und ich höre das beständige Zischen sich zersetzender Masse. Der Versuch das Feuer magisch zu entzünden ist mir eine Lehre. Lieber werde ich ohne zurechtkommen als einen weiteren sapbeflügelten Splitterregen über mich ergehen zu lassen. Ich setzte die Hölzer ab, puste hektisch auf die Stelle an der ich den Funken erwarte, puste, warte, puste, warte und reibe weiter.


Gestern Nacht hatte ich eine Gestallt dabei erwischt wie sie sich an der Stallung meiner Mektoubs zu schaffen machte. Einmal aufgeschreckt, zog ich in solch rasender Eile das Schwert vom Nachtschrank, dass ich dabei die erloschene Öllampe samt Feuerstein zu Boden beförderte wo sie zersprangen. Draußen angekommen zeugte nur noch das unruhige Scharren meines treuen Lasttieres und der verschrammte Riegel vom vermeindlichen Dieb. Der Krach hatte ihn vertrieben. Da ich werder eine intakte Lampe besaß, noch bewandert im Spurenlesen war, blieb mir nichts anderes möglich als ins Haus zurückzukehren. Dort schob ich mir dann einen Stuhl zum Fenster und starrte in die Dunkelheit vor dem Stall bis mich Jena's Arme umfingen.

Den nächsten Morgen machte ich mich sichtlich zerknirscht auf den Weg zur Wachstube. Nachdem die Wahl des neuen Majors keine Früchte getragen hatte, wurde eine der Wachen in den Rang eines Hauptmannes erhoben um so zumindest eine kleine Befehlsstruktur zu haben. Als ich die Tür öffnete sah ich bereits sein grimmiges Gesicht, was mich wage daran erinnerte, dass gehobene Freundlichkeit nicht Grundlage seiner Beförderung war.


Er nickte mir stumm zu.
"Vergangene Nacht hat sich jemand in meinem Garten herumgetrieben. Geht ihr dem bitte nach?"
Sein Gesicht blieb unbewegt.
"Ich habe nicht die Männer um Lapalien nachzugehen."
Wenigstens war er zu allen gleich unfreundlich.
"Dieser Jemand hat versucht meinen Stall aufzubrechen!"
"Versucht. Aber nicht geschafft."
Da mich seine patzige Art in Rage brachte, entgegnete ich:
"Die Nacht war lang! Er hat vielleicht woanders Erfolg gehabt."
"Mäßigt euren Ton. Ich bin mir darüber im klaren und auch im Bilde."
Warscheinlich konnte man es von meinem Gesicht ablesen das mich seine Antwort überraschte, denn er nahm sofort einen genervten Ausdruck an.
"Euer Nachbar war bereits vor euch hier. Ihm wurde ein Mektoub gestohlen."
Gelangweilt hob er ein paar Notizen hoch und schaute auf eines der wenigen nicht vergilbten Formulare. Er murmelte:
"Ein Reittier. Draußen hängt schon eine Warnung aus. Ihr wißt: Türen und Fenster verschlossen halten. Tiere im städtischen Stall unterbringen."
"Und? Wollt ihr den Diebstahl untersuchen?"
"Nein."
Ich war außer mir.
"Bitte?!" Doch er blieb ganz gelassen, beugte sich vor, legte die Arme auf den Tisch und faltete die Hände.
"Habt ihr den Einbrecher erkannt?"
"Nein"
"Ist euch etwas besonderes an seiner Kleidung aufgefallen?"
"Es war dunkel und er hat sich nicht vorgestellt.", entgegnete ich patzig.
"Aha."
Er lehnte sich zurück und legte die gefalteten Hände auf seinen Bauch.
"Wir haben weder Spurensucher, noch können wir genügend Männer entbehren um die Wälder abzusuchen."
Leise, dast drohend sprach ich die nächsten Worte.
"Habt ihr euren Eid vergessen? Die Bürger schützen, das Recht wahren."
Seine Geduld brauchte sich mit einem Mal auf und er verschärfte Blick und Ton.
"Keineswegs; Rats-herr Thlindae.", zischte er jede Silbe betonend.
"Doch scheinbar habt IHR vergessen, dass auch die Wachhabenden zu den Bürgern gehören. Soll ich nun die paar Dienstfreien in die Gefahr eines Hinterhaltes schicken? Oder lieber in voller Stärke in den Wald ziehen? Haltet Ihr Wache während wir weg sind? Sprecht Ihr mit den Verwandten wenn einer von seiner Einzelmission nicht zurückkehrt? Ihr mögt die Sicherheit der Hauptstadt gewohnt sein, doch hier ist Grenzgebiet.
Lauft nur EIN Stück in den Süden und ihr findet nur noch Wilde und Ungetier. Geht lieber und kümmert euch um euren Nachbarn. Ohne Reittier für seinen Botendienst, wird er sich den Schutz Avalae's sicher nicht mehr lange leisten können."



Damit war das Gespräch beendet. Wütend stürmte ich aus der Wachstube und trat nach der erstbesten Wurzel. Dabei erwischte ich unglücklich den kleinen Zeh. Für einen Moment kochte ich noch vor Wut, dann brachte mich der pochende Schmerz zur Vernunft. Es mußte etwas geben was ich unternehmen konnte. Gedankenverloren starrte ich auf den Ratsaushang. Da fiel mir eine neue Nachricht ins Auge. Vor mich hin murmelnd las ich was eilig auf das Blatt gekritzelt war:

"Sanantia... von der Gilde der Karavia beauftragt... Ydan... Halsabschneider" - Es mußte einen Zusammenhang zwischen diesen Banditen und dem gestohlenen Reittier geben. Hatte gar Ydan selbst das Mektoub genommen, um seinem listigen Plan nachzugehen? Diesen Gedanken abwägend las ich weiter: "... Gefecht mit Homins am Kami Kreis... Homins zurückgetrieben...", meine Augen wurden groß, "ihre Kundschafter erreichten gar fast Avalae!"

Nein. Unmöglich!

ALL DAS hatte sich direkt vor unserer Nase abgespielt und wir erfuhren es erst von einem schmutzigen Zettel. Wie blind waren wir geworden? Und nicht nur das, diese dahergelaufenen Strauchdiebe errangen sogar einen Sieg! Der vergängliche Garten - nun ein Gebiet der Vogelfreien?

Keine halbe Jahreswende war es her das Horden von Kittins über die Grenzen Matias hinwegfegten. Viele Homins ließen in diesem Kampf ihr Leben, unter ihnen all die Ranghohen Avalae's, doch die Chitininvasoren wurden zurückgeschlagen, die Gefahr rechtzeitig erkannt. Und nun diese Schande! Hatten die Homins schon vergessen? Waren wir in dieser kurzen Zeit so schwach geworden?

Eines war klar. Dieser Angriff würde nur der Anfang sein. Ein Ausfall um unsere Grenzen zu testen. Wenn sie wiederkommen würden, mußten wir vorbereitet sein. Es war Zeit ein Zeichen zu setzen und wo anders als hier in der Grenzstadt Avalae, sollten wir damit beginnen? Von einer neuen Unstetigkeit getrieben, suchte ich das erste Licht des Morgens. Die Strahlen der neuen Sonne krochen über den Hügel der die Stadt gegen die Südpassage abschottete. Mit dem morgigen Tag würde ich ein Feuer auf eben diesem Hügel entzünden und es nicht mehr erlöschen lassen. Nie sollten es diese Halsabschneider wagen und über die Grenze ziehen.

Schnell eilte ich nach Hause um einen Aufruf niederzuschreiben. Noch an diesem Morgen zog ich aus, um folgendes in den Städten Matias anzuschlagen:

*ihr lest*

Homins der freien Völker,

gestern haben wir eine Schlacht verloren. Dies war nicht nur ein Niederlage des Schwertes, sondern auch ein Niederlage des einigen Geistes. Wir kämpften zusammen doch nicht miteinander. Die Konflikte die uns bedrängen, treiben neblige Keile zwischen uns und haben unseren Blick getrübt, - so sehr das wir nur noch Unterschiede und eigene Interessen sehen und nicht mehr das was uns bedroht.

Einst fielen die Kittin über unsere Länder her. Alle Völker kämpften für das Überleben der Homins, doch jeder focht für sich allein. Als niemand daran dachte dem anderen eine Hand zu reichen, machten sich die, die nur den Krieg kannten, unter Jena gleich. Der Orden der Bruderschaft ward gegründet und gemeinsam ebneten sie den Weg um die Plage der Kittin aus den neuen Ländern zu bannen.

Sie machten den Anfang; entzündeten das Feuer.

So laßt auch uns ein Feuer entzünden.

Diese nächsten drei Tage werde ich hier in Avalae, am Tor unserer Lande, ein Wachfeuer entfachen und an der Grenze wandern. Tut es dem gleich und zeigt:

Wir sind stetig wach und stark. Für Feinde der freien Völker ist hier kein Weg zu gehen.


Möge Jena an eurer Seite sein,

Thlindae
Es gelingt, der Funke springt. Vorsichtig pust ich in das dürre Gras um das Glimmen zu nähren. Der Rhytmus des Atems wird das Flackern einer Flamme und der erste Stengel brennt. Er legt sich an das Holz, entzündet einen weiteren Halm und schließlich sind es derer genug um an einer Scheite zu zehren. Als ich mich zurücklehne um weiteres Holz nachzulegen, spricht das Feuer seinen ersten prasselnden Satz.

Gerade rechtzeitig. Die Sonne sinkt hinter den Horizont. Ich packe mein Schild und das schlecht gewuchtete Schwert und verlasse den Schein des neuen, knisternden Lichtes. Der erste Wachgang liegt vor mir. - Was er wohl bringt?


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Erster Tag

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-Tag 1-
Nach vielen Versuchen gelang es mir das Wachfeuer zu entzünden. Da ich mich nicht sonderlich geschickt anstellte spendete es anfangs mehr Rauch als Licht, was einige Homins dazu veranlaßte den Brandherd zu löschen. Glücklicherweise konnte ich sie davon überzeugen das keine Gefahr für Wald und Tier bestand. Trotzdem wurde ich einmal gezwungen das hözerne Rund neu zu errichten, als ein bläulicher Wind selbigen vom Hügel fegte. Da er mit dem leichten Geruch des Sap durchwirkt war ging ich von Sabotage aus, doch konnte ich es niemandem nachweisen, obwohl mich der Eindruck verfolgte eine hübsche fyresische Frau gesehen zu haben. Nach der Neuerrichtung machte ich mich auf um die Grenze abzuwandern. Der Hügel drohte schon hinter dem Tavernenbaum außer Sicht zu geraten, als ich Rufen von seiner Spitze vernahm. Direkt neben meinem Ausgansort winkte mir ein Homin zu. Natürlich fragte ich mich ob dies einer der gesuchten Banditen war und so stürmte ich mit erhobenen Schwerte auf ihn zu. Auf halber Strecke wurde mir dann bewußt wie unsinnig dieser Gedanke war, daher zog ich es vor in kleinem Abstand von ihm Halt zu machen und statt einer weniger freundlichen Aufforderung, ein neutrales "Was macht ihr hier?" an ihn zu richten.

Wie sich herausstellte war sein Name Thunder und wie die anderen zuvor hatte ihn der Rauch hier hoch geführt und als Beweis hielt er ein Gefäß mit Wasser in der Hand. Ein weiteres Mal ward das neue Licht vor dem knappen Erlöschen gerettet. Verständlicherweise war ich trotz der Offensichtlichkeit seiner Intention aufs äußerste mistrauisch, doch er verstand es mich mit leckersten Speisen von seinem Standpunkt zu überzeugen und so entschieden wir uns die prasselnde Hitze zu nutzen um ein Stück Caprynie über ihm zu garen. Seinem Namen alle Ehre machend, war das Fleisch im Spießumdrehen gar und kross. Zusammen mit Brot und Slaveniwein aus seiner Tasche aßen wir so viel Braten wie unsere Mägen fassen konnten und schließlich lehnten wir uns satt und ermattet zurück um den vollen Mond zu genießen.

Gerade als ich mich für einen Wachgang entschuldigen wollte teilte mir Thunder mit das noch wichtige Aufgaben in dieser Nacht auf ihn warteten und so trennten wir uns mit freundlichen Worten im Schutze Jena's und versprachen einander baldiges Wiedersehen. Nicht nur um noch einen Moment vom üppigen Essen zu verschnaufen, schaute ich ihm hinterher bis er außer Sicht geriet. War ich am Morgen auf das dunkelste gefaßt, hatte mich Jena mit einem solch wohltuenden Treffen belohnt. Noch gegen den drückenden Magen kämpfend nahm ich Schwert und Schild von ihrem Platz am nahestehenden Baum und stapfte in die Nacht hinaus.
Weder fand ich auf den Wegen nahe der Grenze Spuren von bewaffneten Reisenden, noch wußten die Homins die ich traf von ungewöhnlichen Ereignissen und so kehrte ich im ersten Licht des neuen Tages nach Avalae zurück. Im Kreis der Steine glühten noch Reste des nunmehr grauen Holzes. Mit ein wenig Geduld vermochte ich die Flamme mit weiteren Scheiten neu zu entfachen. Es mußte brennen und mit seinem Licht für die Homins sprechen. Plötzlich holte mich die Erschöpfung des Weges ein und hätte ich mich nicht am Stamme eines Baumes gestützt, wäre ich an Ort und Stelle gefallen und eingeschlafen. Völlig übermüdet schleppte ich mich den Hügel hinab und meldete meine Beobachtungen einem der wachhabenden Offiziere. Nachdem er bestätigend nickte rang ich ihm das Versprechen ab das Wachfeuer zu hüten und nähren bis ich zurückkehren würde. Endlich nahm ich die letzten Schritte zu meinem Haus, um dort in einen traumlosen Schlaf zu sinken.

Alles ist Ruhig, die Grenzen sind frei. Bleibt wachsam Homins!


Jena schaut auf uns,
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Zweiter Tag

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-Tag 2-
Heute ließ sich das Feuer schon um einiges einfacher entzünden. Es war erstaunlich wie schnell man sich Fertigkeiten aneignen konnte wenn einen das Leben einmal dazu zwang. Gestern hatte Thunder ein baldiges Wiedersehen versprochen und sein aufrichtiger Blick bei diesen Worten, gab mir schon dort einen Hinweis das er eher "sehr bald" meinte und wie sich herausstellen sollte hatte ich mit dieser Vermutung Recht. Dieses Mal würde ich ihn zu einem Mal einladen und es sollte mich ein wütender Kami holen wenn es mir nicht gelingen sollte ihm seine gute Geste gleichzutun. So holte ich aus dem Voratskeller der alten Taverne eine reiche Auswahl an Amphoren und Krügen und trug sie zum Wachfeuer. Diesen Abend würde sich ein nicht unerheblicher Teil eines Bodoks als Hauptgang über der glühenden Hitze drehen. Um dem zu einem Caprynie ungleich größernen Gewicht entgegenzuwirken, stattete ich die Bratvorrichtung mit einem Satz neuer Astgabeln und einer festen Querstrebe aus.

Die Vorbereitungen waren gerade in die Endphase eingetreten als ich vom Markplatz her eine laute Stimme vernahm. Thunder hatte tatsächlich den Weg hierher gefunden, doch vielleicht als Nachwirkung des schweren Slaveniweines war ihm entfallen welchen Hügel er aufgesucht hatte und so fragte er sich im Getümmel des Markplatzes durch. Sämtliches Winken und Rufen halfen nicht seinen Blick zu meinem Standort zu lenken und so stieg ich hinab um ihm entgegen zu gehen. Doch so vergeblich meine Versuche zuvor waren, hatte ich ihn wohl unterschätzt, denn auf halbem Weg kam er mir auch schon entgegen. Nach einer freundlichen Begrüßung bot ich ihm an heute als Gast auf dem Hügel weilen.

Braten vom Bodok und Wein würde unsere Speise sein. An mir vorbei das neue Bratgestell begutachtend entgegnete er das ich wohl an alles gedacht hatte - bis auf den Braten selbst. Erschrocken drehte ich mich um. Er hatte Recht! All die vielen Dinge die ich hierher getragen hatte lagen im Kreis um das Lager doch das Bodok selbst hatte ich vergessen. Ein weiters Mal griff er meiner Gastfreundschaft unter die Arme. Er kannte eine gute Stelle im Norden an der häufig ein prächtiges Tier gesichtet wurde. Sein Fleisch war als eine ganz besonder Delikatesse unter den Homins bekannt.

Ob wir das Tier erlegten und was uns auf dem Marsch dorthin zustieß, werde ich vielleicht ein anderes Mal erzählen. Wißt nur so viel: Wir brachen zur Jagd auf und stellten den riesigen Bodok, doch war es uns nicht möglilch ihn in der uns bleibenden Zeit zu erlegen und so brachen wir den Versuch schließlich ab und Thunder verabschiedete sich, denn es gab noch einige Aufgaben die er bis zum nächsten Tage erledigt sehen wollte. So trat er die Heimreise an und ich wanderte zur Grenze um meiner Pflicht gerecht zu werden.
Auch heute ließ sich keine Spur der Halsaufscheider finden. Selbst ein Übergriff auf das Lager der "Turn of the Tight" wollte einfach keine neuen Erkenntnisse erbringen und so kehrte ich schließlich erschöpft zum Lager zurück. Diesmal zeigte sich selbst der Offizier beunruhigt da nicht einmal die geringste Spur in den Wäldern zu finden war. Gemeinsam kamen wir zu dem Schluß das es unabdingbar wäre am nächsten Morgen einen Spähtrupp in den Süden zu entsenden um den Ursprung der neuen Gefahr auszumachen.


Alles ist Ruhig, die Grenzen sind frei. Doch sie ruhen nur und schlafen nicht. Bleibt wachsam Homins!


Jena schaut auf uns,
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Re: Entzündet die Feuer. Die Wacht beginnt!

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-Tag 6-


...schon nun mehr 3 tage hat mich diese unsägliche Krankheit im Griff. Meine Kraft reicht gerade um mich in meiner Wohnung zu bewegen. Mehr schlurfend als gehend trete ich ans Fenster und spähe hinaus. Wer hätte gedacht, dass das Wachen vor der Stadt solche Folgen nach sich ziehen würde.
Draußen schickt es sich schon wieder an dunkel zu werden. Eben war mein Nachbar, der reittierlose Bote, hiergewesen und hatte mir Brot, ein paar Früchte und schlechte Kunde gebrachte. Wenn nur ein Teil von dem stimmt was er erzählte, nimmt die Geschichte um die Halsabschneider langsam eine sehr unangenehme Form an. Obwohl es inzwischen ernsthafte Gegenbemühungen gibt, die sogar schon erste Siege errungen haben, befürchte ich das dies erst der Anfang einer Reihe von Übergriffen ist, sowie auch die Beteiligten eher eine Vorhut sind.
Grübelnd fällt mein Blick auf die Nachricht auf meinem Tisch. Es hilft nichts, es wird Zeit sie auszuhängen, auch wenn die Worte längst nicht mehr das alte Gewicht haben. So werfe ich mir noch zwei Caprynifelle um die Schulter und quäle mich mit dem Pergament zur Tür hinaus. Vor mir erstreckt sich der nunmehr leere Marktplatz. Die scheidende Sonne färbt die Zelte der Händler in dunkles orange. Ein Windstoß fährt mir unter die Felle. Den Ratsbaum im Blick und meinen Überwurf eng um mich ziehend stapfe ich los. Abgekämpft befestige ich schließlich meinen letzten Bericht an der großen Tafel*


-Tag 3-
Hatten die vergangenen Tage zu jeder Pflicht stets eine Freude gebracht, war der heutige so still und lang das ich mich oft dabei ertappte in die Flammen versunken dem Schlaf nachzugeben. Die Stadt war leer und auf den wenigen Wachgängen die ich zur Grenze unternahm traf ich niemanden der mehr als einen einfachen Gruß auf den Lippen hatte. Inzwischen konnte ich den Hauptmann etwas besser verstehen. Das Leben eines Gardisten war auch ohne ständige Bedrohung hart und undankbar. Vieleicht war das der Grund seiner oft so harten Worte.

Als ich nach einem Rundgang dem Offizier berichtete das die Grenzen noch immer frei und sicher waren, konnte ich ihm schon vom Gesicht ablesen das er schlechte Kunde für mich hatte. Mehrere Wachen hatten sich heute krank gemeldet und da ohnehin weniger als notwendig ihren Dienst verrichteten, fehlten ihm nun erst Recht die Mannstärke um im Süden den Standort der Bandite zu erkunden. Da die Vergangenheit mir gezeigt hatte dass es möglich war als einzelner Homin durch die Reihen der gefährlichen Tiere hindurchzuschlüpfen, teilte ich ihm mit das ich alleine aufbrechen würde. Nur falls sich die Halsabschneider wirklich noch im Süden aufhielten, konnte ich natürlich nichts gegen sie ausrichten und würde dann zurückkehren um Verstärkung bei der Stadtwache in Yrkanis zu suchen. Bei diesen Worten wurde sein Ausdruck ernst. Es gäbe da etwas über das er mit mir schon seit langem sprechen wollte. Es ginge um die Wachen der Städte. Wie ich sicher wüßte seien die Wachen den einzelnen Städten unterstellt und die örtlichen Intendanten hätten die Befehlsgewalt im städtischen Rahmen über die Wachen zu bestimmen. Doch im Ernstfall, wie zum Beispiel dieser waffenlosen Invasion der Handlanger Ydan's, wären sie alleine dem König und seinem Herrführer hörig, auf die sie schließlich vereidigt waren. Der letzte Befehl der auf Grund der heiklen diplomatischen Lage von Yrkanis aus abgesetzt wurde, machte unmissverständlich klar das egal unter welchen Umständen ausschließlich verteidigt werden durfte. Jeder selbstständige Angriff von ihrer Seite wäre somit unter Strafe gestellt und bände ihnen so die Hände.

Damit hatte ich die traurige Gewissheit dass erst ein Kampf an den Toren der Städte die Hilfe der Stadtwachen beschwören würde, und das auch nur wenn man den Kampf nicht provoziert hatte. Dann würden sich die freien Homins der Sache annehmen müssen und so war die Erkundung des Südens noch wichtiger geworden, hatten wir doch nun nur noch eine schwache Deckung hier in unseren Landen.

Mit neuem Antrieb und altem Motiv begann ich meine Reise zum Kreis der Kami. Der Weg führte mich über die Grenz des majestätischen Gartens hinunter in den vergänlichen Garten, der erst ein paar Tage zuvor Schauplatz der ersten Schlacht gewesen war. Dort übte ich mich an einer Hand voll Ragus, um die Müdigkeit aus meinen Gliedern zu treiben, denn nur wenige Schritte und ich konnte mir keine Starrheit mehr leisten. Als schließlich das erste Wasser auf meine Stirn trat, fühlte ich mich bereit weiter zu reisen. Bis auf wenige Scharmützel blieb mir eine schwerere Begegnung erspart. Schon fast in Sichtweite des Kreises zog mich ein ungewöhnliches Stück der Landschaft in den Bann.
Ausladende natürliche Brücken überspannten ein Loch in das man eine kleine Stadt hinenbauen konnte. So sehr traf mich diese Entdeckung das ich ruckartig stehen blieb. Wieso war mir diese Stelle noch nie aufgefallen, wo doch der Weg so nah daran vorbeiführte? Vorsichtig begab ich mich an die Sichtkante des Schlundes. Sollten die Halsabschneider ein Versteck suchen, dort in den verschlungenen Tiefen würde sie es finden. Mit einem Male wurde ich mir der Gefahr bewußt entdeckt zu werden. Schlagartig ließ ich mich auf die Knie fallen um vom inneren der Schlucht nicht mehr in Sicht zu sein. Ein Blick über die Schultern zeigte mir keine Beobachter und so kroch ich bäuchlings die letzten Meter zum Rand und spähte vorsichtig hinunter. Mein erster Gedanke war: leer. Doch hatte sich dort hinten nicht etwas bewegt? Eines war klar, in den wenigen Ecken die mein Blick nicht erreichen konnte, war es schlichtweg nicht möglich ein ganzes Lager aufzuschlagen. Doch vieleicht gehörte die Bewegung zu einem Späher. Ich beschloß in das Tal der Schlucht hinabzusteigen und ihm aufzulauern. So kroch ich am Rand entlang und suchte nach einer günstigen Stelle für den Abstieg. Fast wäre ich dabei in die mehr als mannshohe Rampe gefallen, die dem Schlund als Eingang diente. Für einen Moment dachte ich daran welch lächerliches Bild ich abgeben mußte. Dreckbeschmiert robbte ich keinen Baumschatten von der Handelsstrasse entfernt im Gras. Den Gedanken beiseite wischend ließ ich mich zur Rampe hinab.
Da ich wußte das die Fremden eine besondere Begabung für das Verbergen ihrer Form hatten, hielt ich mich beständig an der Wand und bereitete jeden Schritt mit vier mal so vielen kontrollierenden Blicken vor. Als ich mich auf diese Art schon tief in das Tal vorgearbeitet hatte wurde ich ein weiteres mal der Bewegung gewahr. Die Luft bedächtig und leise atmend, verharrte ich in meiner Bewegung und starrte angestrengt wartend in das Zwielicht der gegenüberliegenden Wand. Drei, vier Herzschläge, - nichts. Dann wieder ein flüchtiger Reflex. Wenn dort etwas war, konnte es mich hier sehen? Über mir teilten sich lautlos die Wolken und die Sonne flutete das Tal mit Licht. Von der neuen Helle geblendet schützte ich meine Augen mit dem Schild, verkniffen versuchte ich auszumachen welche Gefahr das Licht aus dem Schatten schneiden würde. Mit den Wolken ziehend gab der Boden immer mehr von sich preis. Flüchtig kam ein grünes Stück Leder zum Vorschein, dann...
ein Flügel. Es war ein Javing. Fast schon enttäuscht lockerte ich meinen Stand und drehte mich zum Gehen. Welcher Kami hatte mich dazu getrieben hier solch ein Theater aufzuführen? Bar jeder weiteren Interesse an diesem kleinen Wunder der Natur verließ ich die Schlucht und folgte weiter der Strasse.

Aus Gesprächen mit dem Offizier der Wache wußte ich das es hier einen mobilen Außenposten gab der regelmäßig Berichte über die wilden Landen nach Yrkanis brachte. Wenn er recht hatte müßte ich ihn eigendlich hier treffen. Wie würde er wohl aussehen? Sicher war er ein kräftiger, hünenhafter Homin. Die Rüstung dem Walde würdigend grün und von vielen schweren Tagen gezeichnet. Die Geschichten der alten Helden wallten in mir auf, große Herrführer und verdiente Meister ihres Faches. So vor mich hinträumend wäre ich fast an ihm vorbeigelaufen, oder besser ihr.
Von der Überraschung völlig gelähmt starrte ich ihr hinterher. Schlank mit kräftigen Armen in eine fallenorrote Rüstung wie die meine gehüllt, den Schädel priestergleich kahl und das Schwert wartend in der Scheite steckend. Ihr der schweren Platte trotzender anmutiger Schritt, hatte mich mein Anliegen schon fast vergessen lassen, da drehte sie sich zu mir um und musterte, mich gewissenhaft ignorierend meine Ausrüstung. Rauh fragte sie ob ich von Yrkanis geschickt worden sei. Erst zögernd still brachte ich schließlich ein nein heraus. Sie nickte und fragte kurz:
'Durchreise?' Ihre forsche Stimme wollte nicht so recht zu ihren Bewegungen passen. Warscheinlich hatte das Leben hier sie hart gemacht.
'Nicht ganz' erwiederte ich und etwas gefasster 'Eigendlich war ich gerade auf der Suche nach dem zuständigen Außenposten,' ich erinnerte mich an meine Manieren, 'edle Dame im fallenorrot des Königs.'
'Den guten Ton könnt ihr euch hier sparen. Längst bin ich nicht mehr so edel. Der Außenposten bin ich. Was wollt ihr?'
In kurzen Worten berichtete ich von meiner Suche nach den Halsaufschneidern. Sie nickte nur stumm.
'Zur Zeit der Schlacht war ich im Labyrinth unterwegs. Da kann ich euch wenig helfen. Bis auf das was mir die Boten berichtet haben weiß ich nichts darüber, denn es ließ sich hier keine Spur von ihnen finden. Der Boden am Kampfplatz ist zertreten und voll mit Spuren, doch außerhalb findet man nur die der Homins die von Norden her auf diese Halsabschneider getroffen sind. Keine Ahnung wie das möglich ist. Seit dem konnte ich auch nichts ungewöhnliches beobachten. Sucht diese wirren Kamianhänger an ihrer Quelle südlich von hier auf, vielleicht wissen sie mehr. Doch gebt euch nicht viel Mühe, denn die Chance ist groß das sie das wenige das sie vernahmen, gegen das Vergessen der Quelle getauscht haben.'
Mit diesen Worten verbeugte sie sich leicht und gab mir zu verstehen das sie noch Pflichten zu erfüllen hatte.
Nun, die Quelle...
Sicherlich gibt es andere Orte auf Atys an denen mehr Verstand und Klahrheit vorhanden ist. Schon von weitem konnte ich den ungesund gelblichen Schein der Quelle sehen. Schützend wurde sie von knospengleich blattlosen Bäume umwachsen, das Gras an ihrem Rand hatte eine Länge fern ab des normal möglichen. Sicher wäre auch ein unbegabter Former der Matis dazu in der Lage gewesen mit einer solch unglaublichen Menge an Sap die Natur hier zu verändern, doch das geradezu schmeckbare Chaos in der Strucktur aller Pfanzen in einem Abstand von 50 Schritt um die Quelle, verbannte den Gedanken in die Welt des Unmöglichen. Nie würde sich ein vernunftbegabter Matis solcher Unordnung hingeben.

Als ich mich weiter näherte sah ich die Kamis. Blattüberwuchert und unförmig an Gestallt drehten sie eine stumme Runde der Wacht um die Quelle. Nachdem sie außer Sicht waren ging ich einen weiten Kreis um das pulsierende Gebilde. Wie betäubt wanderten einige Homins hier umher, unter ihnen Fyros, Tryker und sogar ein Matis. Ihre Augen waren in die Ferne gerichtet und die Schritte die sie taten zeugten von einem entrückten Ryhtmus. Fasziniert beobachtete ich sie eine Weile. Sie gingen jeweils 5 gleiche Runden, jeder Homin auf seiner eigenen Bahn und hinterließen so ein geradezu symmetrisches Muster. War die fünfte Runde vollendet wuchsen, das Jahresrad hönend, in einem Augenschlag bunte Blumen der verschiedensten Arten in den frischen Furchen, reiften, blühten und verdorrten um danach den Boden wie von den Schritten unberührt zurückzulassen. Unglaublich!

Zuerst konnte ich mich gar nicht losreissen, doch mit jeder Vorführung des wunderhaften Musters, verstärkte sich mit dem chaotisch bunten aufblühen der Pflanzen der Druck auf meine Schläfen bis mich der Schmerz dazu zwang mich abzuwenden. Meinen Blick auf die entfernten Bäume richtend rang ich nach Luft, um den aufwallenden Schwindel zurückzudrängen. Doch das ungelenkte Sap lag selbst in der Luft und langsam bekam ich den Eindruck das jeder Atemzug einen trägen Schwall etwas anderem mit mehr Substanz, mit sich trug. Plötzlich hatte ich es sehr eilig den Priester zu finden, den um nichts in der Welt würde ich jetzt länger als nötig hier bleiben. Mit schon leicht taumelnden Schritt umrundete ich die Quelle und fand tatsächlich den Priester. Nur war es eine Priesterin. Hatte ich nach einem ernsten Herren gesucht entlarvte sie nun der kahle Kopf und der klahre durchdringende Blick. Schnellen Schrittes ging ich auf sie zu. Nachdem ich ihre kurze Begrüßung abgewartet hatte, bestürmte ich sie mit meinem Anliegen. Was genau ich sagte ist heute fern meiner Erinnerung, doch ich bin mir ziemlich sicher das nicht viel Anstand und Höflichkeit herüberklang, denn zu dieser Zeit war ich bereits sehr wackelig auf dem Beinen. Trotz allem blieb sie immer ruhig und antwortete mir mit freundlichen wenn auch tonlosen Worten. Bei alle dem blinzelte sie kein einziges Mal. Ich entsinne mich noch hinter dem glanz ihrer Augen den wallenden Nebel der Quelle in den schwarzen Pupillen gesehen zu haben, wie er Strukturen bildete, so wie die Muster der Schritte und sie von etwas anderem sprachen als ihre Worte es taten. Vieleicht konnte ich für einen Moment ein Stück Ma-Duk's sehen, vieleicht war es auch nur der Wahnsinn der Quelle.

Was sie sagte erschien mir nicht konstruktiv oder von Belang für mich. Doch was ist schon von Belang wenn man ein solch starkes Bedürfnis zur Flucht verspürt wie ich es dort tat? Ganz unvermittelt drehte ich mich um und ging. Noch einen Moment länger und ich hätte mich vor Qual auf den Knien übergeben. Jena sei Dank, nahm die Übelkeit ab als ich mich entfernte. Nachdem ich 20 Schritte gegangen war drehte ich mich noch einmal um und verneigte mich tief, um so noch ein wenig von meinem Gesicht zu retten. Danach löste ich mit fliegenden Fingern meinen Heimatpackt mit den Karavan und wartete sehnend auf das Prickeln des Transportes.
Als ich schießlich nahe dem Tor Avalae's zur Besinnung kam, reichte meine Kraft gerade noch um nach Hause zu gelangen. Dort konnte ich nicht anders als, dem Dilirium nahe, die Fenster aufzureißen und mich auf mein Bett fallen zu lassen, wo ich dann das Bewußtsein verlor.

Seit dieser Stunde quält mich eine seltsame Krankheit und meine Träume bringen nur bunte Strukturen und kaum Erholung. Ich befürchte, dass außer diesem wilden Sap, auch noch eine Einflüsterung der Priesterin für diesen Zustand verantwortlich ist. Sollte dies der Fall sein, wird diese Krankheit andauern bis ich das Vertrauen Jena's erneut verdient habe.

Alles ist Ruhig, die Grenzen sind frei. Bleibt wachsam Homins! Nicht nur im Sichtbaren lauert Gefahr.


Möge Jena uns im Glauben stärken,
Thlindae
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