Die Kunst des Rollenspiels
Posted: Wed May 10, 2006 1:01 pm
Betrachtet diesen Thread als Versuch für alle "Nicht-Rollenspieler" oder "Rollenspieler-Neulingen" das Rollenspiel vorzustellen.
Was ist eigentlich Rollenspiel?
Wie das Wort selbst schon andeutet, geht es darum eine Rolle zu spielen.
Fast so wie ein Schauspieler.
Der einzige Unterschied ist, daß es keinen Regisseur gibt der einem sagt, Du hast diese Rollen zu spielen und Du hast sie genau soooo zu spielen. Sondern der Spieler sucht sich aus welche Figur und wie er sie spielen will.
Hmmm, ein Beispiel....
Nehmen wir mal an es gäbe so etwas wie Zwerge.
So könnte ich mich für einen rothaarigen Zwergen mit Vollbart vorstellen, der immer mit einer riesen Axt herumrennt.
(das wäre in etwa vergleichbar, wie wenn man sich hier einen Charakter zusammenstellt)
Um allerdings nicht nur ein rothaariger Zwerg von vielen zu sein, fängt man an ihn noch weiter auszuschmücken...
- Er hat eine Abneigung gegen Elfen
- Er haßt Wasser
- Er bevorzugt es mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen (kurz man kriegt ihn auf kein Pferd, Bootfahrten aktzeptiert er nur wenn man ihm klar macht daß nichts anderes möglich ist, das einzige Mittel mit dem er sich nach Zögern anfreunden könnte ist ein Planwagen)
- Er haßt Kobolde (wenn er einen sieht, greift er zur Axt)
- Und er liebt Diamanten oder besser gesagt man könnte ihn auch Goldgierig nennen.
- Seine Axt nennt er liebevoll Elaine
- Zudem leidet er unter Höhenangst
- Und er liebt Wetttrinken
Und schon ist er nicht mehr nur ein rothaariger Zwerg sondern er ist nun teilweise auch ein Problemfall. (jene die mit ihm über eine schmale Brücke wollen, werden ohen Zweifel fluchen
Und als letzten Schliff, verpaßt man ihm eine Geschichte.
Der Zwerg entstammt einer Zwergenfamilie die schon seid Generation ein Handelshaus führt. Er hatte ein mehr oder weniger glückliche Kindheit.
Als junger Zwerg traf er mit seinem jüngeren Bruder auf eine Bande von Kobolden. Es kam zu einem tödlichen Kampf bei dem sein jüngerer Bruder verstarb. Er selbst gibt sich bis heute die Schuld an diesem Tod, war er es gewesen, der seinen jüngeren Bruder überredete diesen Stollen aufzusuchen obwohl es hieß, dies wäre gefährlich.
Er verließ schließlich vor einigen Jahren seine Familie und zieht nun grimmig durch die Welt.
Hm, so sieht der Zwerg doch schon viel interessanter aus, schon fast wie eine Romanfigur.
Nun kann man sich als Spieler versuchen innerhalb dieses Charakters zu bewegen.
So wird er abfällig über Elfen reden ("Elfenhexe"),
störisch wie ein Esel sein, wenn man versucht ihn auf ein Pferd zu setzen,
tagelang schmollen weil ihn jemand mit Wasser überschüttet.... etc
Wie man vielleicht ahnen kann, erlegt man sich als Spieler einige Handicaps auf, in der Hoffnung damit das Spiel "interessanter" zu gestalten.
Charakter vs Spielerwissen
Viele versuchen, um ihren Charakter authentischer zu spielen, nur das zu verwenden was der Charakter weiss. (was gar nicht so einfach ist)
Wenn dieser also auf einen Fremden trifft, wird er ihn je nachdem wie er auftritt und was der Charakter hörte ihm neutral begegnen, bzw genauso mürrisch und grimmig reagieren wie bei jedem Fremden.
Was ist jedoch wenn der Spieler in Internet laß, daß dieser scheinbar netter Mann ein Nekromant ist, der gewöhnlich versucht später alle umzubringen.
Ups"
Spielt man den Charakter konsequent, würde der Zwerg in die Falle tappsen.
Setzt man das Spielerwissen ein, so wird der Zwerg bei der ersten günstigen Gelegenheit den Kopf des Nekromanten vom Rest zu trennen. Letzteres erspahrt einem sicherlich in Zukunft viele Probleme.
Viele Spieler suchen dann nach einem Kompromiss. Sie köpfen zwar den alten Mann nicht sofort aber sind so etwas von mißtrauisch plötzlich...
Spielerinteresse vs Charakter
Natürlich gibt es noch viel haarigere Situation. Stell Dir vor der Zwerg trifft mit einigen Freunden in einer großen Höhle auf einen "neutralen" Drachen.
Die Spieler selbst haben genug gelesen und gehört um zu wissen, daß sie im Kampf gegen diesen Drachen keine Chance hätten, auch wirkt der Drachen mit seiner Größe mehr als Imposant und auch ein wenig Furchterregend (was natürlich der Zwerg niemals zugeben würde)
Plötzlich stellt der Zwerg fest, daß der Drache mit einem Fuß auf einer Diamantenkette steht. Mit Diamanten so groß und wertvoll wie sie der Zwerg noch nie sah....
Autsch !
Nun heißt es abzuwägen.
Spielt der Spieler seinen Zwerg so wie er ihn spielen wollte, könnte die Gruppe kurz darauf tod sein. In einer Welt wo es kein letzten Spielstand oder Kami oder Karavanwiederbelebungspakte gibt, dürfte so etwas normalerweise die Mitspieler arg verstimmen. Böse verstimmen.
Und es würde mich nicht wundern wenn gerade die Begleiter insgeheimt inständig beten, "Bitte, Bitte laß den Zwerg heute mehr vernünfitg als gierig sein - auch wenn es zu diesem Charakter nicht paßt!"
Rollenspiel in einer Onlinewelt
Wie schon geschrieben kann es wie bei dem Drachen Situation geben, wo die Gruppe (egal wie gerne sie ihre Chrakter korrekt spielt) sehr sehr glücklich wäre, wenn der andere mal einfach kurz vergißt wie er seinen Charakter spielen wollte
In einer Onlinespielewelt wird Rollenspiel um ein vielfaches komplizierter.
Zum einen gibt es Spieler, die gar nicht wissen was Rollenspiel ist. Und ersteinmal alles was man schreibt für ernstgemeinte Spielermeinungen halten.
Wann man da nicht aufpaßt wird man gleich für völlig verrückt gehalten oder der andere schmollt einem bis sankt nimmerslein.
Anderseits gibt es zahlreiche Spielerwünsche, Sympathien, Antipathien, Strategische Überlegungen und persönliche Meinungen, derer man nur schwer oder nur mit riesigen Klimmzügen "halbwegs" rollenspielerisch erklären kann.
Natürlich kloppt man sich mit einigen lieber als mit anderen. Das ist weder falsch noch gut. Das komplizierte daran ist, (zumindestens in Ryzom) daß Spieler und Charakter hier und da anderer Meinung sein dürften.
Resümee
Ich selbst betreibe gerne Rollenspiel und es macht mir viel Spaß eine Welt mit etwas anderen Augen zu sehen, schmunzelnd gewagte Thesen aufzustellen, etc.
Ich bin mir allerdings auch bewußt, daß man hier bestimmte Charakterzüge besser nicht wie im Pen und Paper Rollenspiel ausspielt.
Im Pen und Paper hätte ich kein Problem mich auf den Marktplatz zu stellen und laut "Mörder" zu schreien, wenn mein Charakter glaubte, daß ein anderer Char vor hat seine Liebste umzubringen)
Hierzulande dürfte nach einer so ausgespeilten Szene ein Teil der Spielerschaft glauben, ich bin ganz verrückt geworden, während ein anderer Teil sich bestätigt fühlt, daß ich es schon immer wahr, während ein paar neue Spieler herbeieilen würden in der Hoffnung Zeuge eines Serverevents zu werden
Ich glaube nicht daß es den Zorai oder den Karavanee gibt.
Also nur eine einzige Art wie man den einen oder anderen zu spielen hat. Der Charakter mag glauben, daß der wahre xxx jeden Sonntag in den Tempel zu gehen hat, der Spieler sollte es jedoch nicht.
Hochachtungsvoll
Mardok, Juwelier und Heilkdungiger in Zora
P.S. Wer nun Lust und Laune hat, kann gerne mal das eine oder andere seltsame nicht ganz Charaktertypische Verhalten aufzeigen (aber bitte nicht in der Form, der hat und der hat nicht)
Was ist eigentlich Rollenspiel?
Wie das Wort selbst schon andeutet, geht es darum eine Rolle zu spielen.
Fast so wie ein Schauspieler.
Der einzige Unterschied ist, daß es keinen Regisseur gibt der einem sagt, Du hast diese Rollen zu spielen und Du hast sie genau soooo zu spielen. Sondern der Spieler sucht sich aus welche Figur und wie er sie spielen will.
Hmmm, ein Beispiel....
Nehmen wir mal an es gäbe so etwas wie Zwerge.
So könnte ich mich für einen rothaarigen Zwergen mit Vollbart vorstellen, der immer mit einer riesen Axt herumrennt.
(das wäre in etwa vergleichbar, wie wenn man sich hier einen Charakter zusammenstellt)
Um allerdings nicht nur ein rothaariger Zwerg von vielen zu sein, fängt man an ihn noch weiter auszuschmücken...
- Er hat eine Abneigung gegen Elfen
- Er haßt Wasser
- Er bevorzugt es mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen (kurz man kriegt ihn auf kein Pferd, Bootfahrten aktzeptiert er nur wenn man ihm klar macht daß nichts anderes möglich ist, das einzige Mittel mit dem er sich nach Zögern anfreunden könnte ist ein Planwagen)
- Er haßt Kobolde (wenn er einen sieht, greift er zur Axt)
- Und er liebt Diamanten oder besser gesagt man könnte ihn auch Goldgierig nennen.
- Seine Axt nennt er liebevoll Elaine
- Zudem leidet er unter Höhenangst
- Und er liebt Wetttrinken
Und schon ist er nicht mehr nur ein rothaariger Zwerg sondern er ist nun teilweise auch ein Problemfall. (jene die mit ihm über eine schmale Brücke wollen, werden ohen Zweifel fluchen
Und als letzten Schliff, verpaßt man ihm eine Geschichte.
Der Zwerg entstammt einer Zwergenfamilie die schon seid Generation ein Handelshaus führt. Er hatte ein mehr oder weniger glückliche Kindheit.
Als junger Zwerg traf er mit seinem jüngeren Bruder auf eine Bande von Kobolden. Es kam zu einem tödlichen Kampf bei dem sein jüngerer Bruder verstarb. Er selbst gibt sich bis heute die Schuld an diesem Tod, war er es gewesen, der seinen jüngeren Bruder überredete diesen Stollen aufzusuchen obwohl es hieß, dies wäre gefährlich.
Er verließ schließlich vor einigen Jahren seine Familie und zieht nun grimmig durch die Welt.
Hm, so sieht der Zwerg doch schon viel interessanter aus, schon fast wie eine Romanfigur.
Nun kann man sich als Spieler versuchen innerhalb dieses Charakters zu bewegen.
So wird er abfällig über Elfen reden ("Elfenhexe"),
störisch wie ein Esel sein, wenn man versucht ihn auf ein Pferd zu setzen,
tagelang schmollen weil ihn jemand mit Wasser überschüttet.... etc
Wie man vielleicht ahnen kann, erlegt man sich als Spieler einige Handicaps auf, in der Hoffnung damit das Spiel "interessanter" zu gestalten.
Charakter vs Spielerwissen
Viele versuchen, um ihren Charakter authentischer zu spielen, nur das zu verwenden was der Charakter weiss. (was gar nicht so einfach ist)
Wenn dieser also auf einen Fremden trifft, wird er ihn je nachdem wie er auftritt und was der Charakter hörte ihm neutral begegnen, bzw genauso mürrisch und grimmig reagieren wie bei jedem Fremden.
Was ist jedoch wenn der Spieler in Internet laß, daß dieser scheinbar netter Mann ein Nekromant ist, der gewöhnlich versucht später alle umzubringen.
Ups"
Spielt man den Charakter konsequent, würde der Zwerg in die Falle tappsen.
Setzt man das Spielerwissen ein, so wird der Zwerg bei der ersten günstigen Gelegenheit den Kopf des Nekromanten vom Rest zu trennen. Letzteres erspahrt einem sicherlich in Zukunft viele Probleme.
Viele Spieler suchen dann nach einem Kompromiss. Sie köpfen zwar den alten Mann nicht sofort aber sind so etwas von mißtrauisch plötzlich...
Spielerinteresse vs Charakter
Natürlich gibt es noch viel haarigere Situation. Stell Dir vor der Zwerg trifft mit einigen Freunden in einer großen Höhle auf einen "neutralen" Drachen.
Die Spieler selbst haben genug gelesen und gehört um zu wissen, daß sie im Kampf gegen diesen Drachen keine Chance hätten, auch wirkt der Drachen mit seiner Größe mehr als Imposant und auch ein wenig Furchterregend (was natürlich der Zwerg niemals zugeben würde)
Plötzlich stellt der Zwerg fest, daß der Drache mit einem Fuß auf einer Diamantenkette steht. Mit Diamanten so groß und wertvoll wie sie der Zwerg noch nie sah....
Autsch !
Nun heißt es abzuwägen.
Spielt der Spieler seinen Zwerg so wie er ihn spielen wollte, könnte die Gruppe kurz darauf tod sein. In einer Welt wo es kein letzten Spielstand oder Kami oder Karavanwiederbelebungspakte gibt, dürfte so etwas normalerweise die Mitspieler arg verstimmen. Böse verstimmen.
Und es würde mich nicht wundern wenn gerade die Begleiter insgeheimt inständig beten, "Bitte, Bitte laß den Zwerg heute mehr vernünfitg als gierig sein - auch wenn es zu diesem Charakter nicht paßt!"
Rollenspiel in einer Onlinewelt
Wie schon geschrieben kann es wie bei dem Drachen Situation geben, wo die Gruppe (egal wie gerne sie ihre Chrakter korrekt spielt) sehr sehr glücklich wäre, wenn der andere mal einfach kurz vergißt wie er seinen Charakter spielen wollte
In einer Onlinespielewelt wird Rollenspiel um ein vielfaches komplizierter.
Zum einen gibt es Spieler, die gar nicht wissen was Rollenspiel ist. Und ersteinmal alles was man schreibt für ernstgemeinte Spielermeinungen halten.
Wann man da nicht aufpaßt wird man gleich für völlig verrückt gehalten oder der andere schmollt einem bis sankt nimmerslein.
Anderseits gibt es zahlreiche Spielerwünsche, Sympathien, Antipathien, Strategische Überlegungen und persönliche Meinungen, derer man nur schwer oder nur mit riesigen Klimmzügen "halbwegs" rollenspielerisch erklären kann.
Natürlich kloppt man sich mit einigen lieber als mit anderen. Das ist weder falsch noch gut. Das komplizierte daran ist, (zumindestens in Ryzom) daß Spieler und Charakter hier und da anderer Meinung sein dürften.
Resümee
Ich selbst betreibe gerne Rollenspiel und es macht mir viel Spaß eine Welt mit etwas anderen Augen zu sehen, schmunzelnd gewagte Thesen aufzustellen, etc.
Ich bin mir allerdings auch bewußt, daß man hier bestimmte Charakterzüge besser nicht wie im Pen und Paper Rollenspiel ausspielt.
Im Pen und Paper hätte ich kein Problem mich auf den Marktplatz zu stellen und laut "Mörder" zu schreien, wenn mein Charakter glaubte, daß ein anderer Char vor hat seine Liebste umzubringen)
Hierzulande dürfte nach einer so ausgespeilten Szene ein Teil der Spielerschaft glauben, ich bin ganz verrückt geworden, während ein anderer Teil sich bestätigt fühlt, daß ich es schon immer wahr, während ein paar neue Spieler herbeieilen würden in der Hoffnung Zeuge eines Serverevents zu werden
Ich glaube nicht daß es den Zorai oder den Karavanee gibt.
Also nur eine einzige Art wie man den einen oder anderen zu spielen hat. Der Charakter mag glauben, daß der wahre xxx jeden Sonntag in den Tempel zu gehen hat, der Spieler sollte es jedoch nicht.
Hochachtungsvoll
Mardok, Juwelier und Heilkdungiger in Zora
P.S. Wer nun Lust und Laune hat, kann gerne mal das eine oder andere seltsame nicht ganz Charaktertypische Verhalten aufzeigen (aber bitte nicht in der Form, der hat und der hat nicht)