Die Kunst des Rollenspiels

Allgemeine Themen und Diskussionen rund um Saga Of Ryzom und die fantastische Welt von Atys.

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raccoonb
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Die Kunst des Rollenspiels

Post by raccoonb »

Betrachtet diesen Thread als Versuch für alle "Nicht-Rollenspieler" oder "Rollenspieler-Neulingen" das Rollenspiel vorzustellen.

Was ist eigentlich Rollenspiel?
Wie das Wort selbst schon andeutet, geht es darum eine Rolle zu spielen.
Fast so wie ein Schauspieler.
Der einzige Unterschied ist, daß es keinen Regisseur gibt der einem sagt, Du hast diese Rollen zu spielen und Du hast sie genau soooo zu spielen. Sondern der Spieler sucht sich aus welche Figur und wie er sie spielen will.

Hmmm, ein Beispiel....
Nehmen wir mal an es gäbe so etwas wie Zwerge.
So könnte ich mich für einen rothaarigen Zwergen mit Vollbart vorstellen, der immer mit einer riesen Axt herumrennt.

(das wäre in etwa vergleichbar, wie wenn man sich hier einen Charakter zusammenstellt)

Um allerdings nicht nur ein rothaariger Zwerg von vielen zu sein, fängt man an ihn noch weiter auszuschmücken...
- Er hat eine Abneigung gegen Elfen
- Er haßt Wasser
- Er bevorzugt es mit beiden Beinen auf der Erde zu stehen (kurz man kriegt ihn auf kein Pferd, Bootfahrten aktzeptiert er nur wenn man ihm klar macht daß nichts anderes möglich ist, das einzige Mittel mit dem er sich nach Zögern anfreunden könnte ist ein Planwagen)
- Er haßt Kobolde (wenn er einen sieht, greift er zur Axt)
- Und er liebt Diamanten oder besser gesagt man könnte ihn auch Goldgierig nennen.
- Seine Axt nennt er liebevoll Elaine
- Zudem leidet er unter Höhenangst
- Und er liebt Wetttrinken

Und schon ist er nicht mehr nur ein rothaariger Zwerg sondern er ist nun teilweise auch ein Problemfall. (jene die mit ihm über eine schmale Brücke wollen, werden ohen Zweifel fluchen :-)

Und als letzten Schliff, verpaßt man ihm eine Geschichte.
Der Zwerg entstammt einer Zwergenfamilie die schon seid Generation ein Handelshaus führt. Er hatte ein mehr oder weniger glückliche Kindheit.
Als junger Zwerg traf er mit seinem jüngeren Bruder auf eine Bande von Kobolden. Es kam zu einem tödlichen Kampf bei dem sein jüngerer Bruder verstarb. Er selbst gibt sich bis heute die Schuld an diesem Tod, war er es gewesen, der seinen jüngeren Bruder überredete diesen Stollen aufzusuchen obwohl es hieß, dies wäre gefährlich.
Er verließ schließlich vor einigen Jahren seine Familie und zieht nun grimmig durch die Welt.

Hm, so sieht der Zwerg doch schon viel interessanter aus, schon fast wie eine Romanfigur.
Nun kann man sich als Spieler versuchen innerhalb dieses Charakters zu bewegen.
So wird er abfällig über Elfen reden ("Elfenhexe"),
störisch wie ein Esel sein, wenn man versucht ihn auf ein Pferd zu setzen,
tagelang schmollen weil ihn jemand mit Wasser überschüttet.... etc

Wie man vielleicht ahnen kann, erlegt man sich als Spieler einige Handicaps auf, in der Hoffnung damit das Spiel "interessanter" zu gestalten.


Charakter vs Spielerwissen

Viele versuchen, um ihren Charakter authentischer zu spielen, nur das zu verwenden was der Charakter weiss. (was gar nicht so einfach ist)

Wenn dieser also auf einen Fremden trifft, wird er ihn je nachdem wie er auftritt und was der Charakter hörte ihm neutral begegnen, bzw genauso mürrisch und grimmig reagieren wie bei jedem Fremden.
Was ist jedoch wenn der Spieler in Internet laß, daß dieser scheinbar netter Mann ein Nekromant ist, der gewöhnlich versucht später alle umzubringen.

Ups"
Spielt man den Charakter konsequent, würde der Zwerg in die Falle tappsen.
Setzt man das Spielerwissen ein, so wird der Zwerg bei der ersten günstigen Gelegenheit den Kopf des Nekromanten vom Rest zu trennen. Letzteres erspahrt einem sicherlich in Zukunft viele Probleme.
Viele Spieler suchen dann nach einem Kompromiss. Sie köpfen zwar den alten Mann nicht sofort aber sind so etwas von mißtrauisch plötzlich... :-)


Spielerinteresse vs Charakter

Natürlich gibt es noch viel haarigere Situation. Stell Dir vor der Zwerg trifft mit einigen Freunden in einer großen Höhle auf einen "neutralen" Drachen.
Die Spieler selbst haben genug gelesen und gehört um zu wissen, daß sie im Kampf gegen diesen Drachen keine Chance hätten, auch wirkt der Drachen mit seiner Größe mehr als Imposant und auch ein wenig Furchterregend (was natürlich der Zwerg niemals zugeben würde)
Plötzlich stellt der Zwerg fest, daß der Drache mit einem Fuß auf einer Diamantenkette steht. Mit Diamanten so groß und wertvoll wie sie der Zwerg noch nie sah....
Autsch !

Nun heißt es abzuwägen.
Spielt der Spieler seinen Zwerg so wie er ihn spielen wollte, könnte die Gruppe kurz darauf tod sein. In einer Welt wo es kein letzten Spielstand oder Kami oder Karavanwiederbelebungspakte gibt, dürfte so etwas normalerweise die Mitspieler arg verstimmen. Böse verstimmen.

Und es würde mich nicht wundern wenn gerade die Begleiter insgeheimt inständig beten, "Bitte, Bitte laß den Zwerg heute mehr vernünfitg als gierig sein - auch wenn es zu diesem Charakter nicht paßt!"


Rollenspiel in einer Onlinewelt

Wie schon geschrieben kann es wie bei dem Drachen Situation geben, wo die Gruppe (egal wie gerne sie ihre Chrakter korrekt spielt) sehr sehr glücklich wäre, wenn der andere mal einfach kurz vergißt wie er seinen Charakter spielen wollte :-)

In einer Onlinespielewelt wird Rollenspiel um ein vielfaches komplizierter.

Zum einen gibt es Spieler, die gar nicht wissen was Rollenspiel ist. Und ersteinmal alles was man schreibt für ernstgemeinte Spielermeinungen halten.
Wann man da nicht aufpaßt wird man gleich für völlig verrückt gehalten oder der andere schmollt einem bis sankt nimmerslein.

Anderseits gibt es zahlreiche Spielerwünsche, Sympathien, Antipathien, Strategische Überlegungen und persönliche Meinungen, derer man nur schwer oder nur mit riesigen Klimmzügen "halbwegs" rollenspielerisch erklären kann.

Natürlich kloppt man sich mit einigen lieber als mit anderen. Das ist weder falsch noch gut. Das komplizierte daran ist, (zumindestens in Ryzom) daß Spieler und Charakter hier und da anderer Meinung sein dürften.


Resümee

Ich selbst betreibe gerne Rollenspiel und es macht mir viel Spaß eine Welt mit etwas anderen Augen zu sehen, schmunzelnd gewagte Thesen aufzustellen, etc.

Ich bin mir allerdings auch bewußt, daß man hier bestimmte Charakterzüge besser nicht wie im Pen und Paper Rollenspiel ausspielt.
Im Pen und Paper hätte ich kein Problem mich auf den Marktplatz zu stellen und laut "Mörder" zu schreien, wenn mein Charakter glaubte, daß ein anderer Char vor hat seine Liebste umzubringen)
Hierzulande dürfte nach einer so ausgespeilten Szene ein Teil der Spielerschaft glauben, ich bin ganz verrückt geworden, während ein anderer Teil sich bestätigt fühlt, daß ich es schon immer wahr, während ein paar neue Spieler herbeieilen würden in der Hoffnung Zeuge eines Serverevents zu werden :-)

Ich glaube nicht daß es den Zorai oder den Karavanee gibt.
Also nur eine einzige Art wie man den einen oder anderen zu spielen hat. Der Charakter mag glauben, daß der wahre xxx jeden Sonntag in den Tempel zu gehen hat, der Spieler sollte es jedoch nicht.

Hochachtungsvoll
Mardok, Juwelier und Heilkdungiger in Zora

P.S. Wer nun Lust und Laune hat, kann gerne mal das eine oder andere seltsame nicht ganz Charaktertypische Verhalten aufzeigen (aber bitte nicht in der Form, der hat und der hat nicht)
raccoonb
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Joined: Tue Sep 21, 2004 2:26 am

Re: Die Kunst des Rollenspiels

Post by raccoonb »

Ein paar Beobachtungen...


In Onlinespielen fällt immer die fast lockere Art auf mit dem mit Tod umgeht.
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z.B. Wenn ein Charakter zu seinem Ziel stirbt.

Normalerweise müßte der Charakter so gar nicht daran interessiert sein sich Schmerzen zuzufügen :-)
(ich bin bis heute erstaunt, daß die Kamis oder Karavan nach solten Ereignissen die Homins nicht die Leviten lesen) :-)


Duelle bis zum Tod
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Normalerweise kommt man nicht auf die Idee einander mal kurz umzubringen um zusehen wie gut das Schwert ist :-)


aus einer anderen Spielewelt: Nekromanten gegen Skelette
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In einer anderen Spielewelt zogen die Nekromanten los um Skelette zu jagen (sie brachten gut Erfahrung) Natürlich verwendeten sie den besten Zauber der ihnen gegen Skelette zur Verfügung stand - Holy Bolt (heiliger Blitz)
(wird in vielen Spielen eher von Priestern eingesetzt)
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acridiel
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Joined: Mon Oct 04, 2004 3:18 pm

Re: Die Kunst des Rollenspiels

Post by acridiel »

/bow Mardok

Sehr schön, danke :)

Eine schöne, verständliche und doch kurze Erklärung des Sachverhaltes.
Und ich kann Dir nur zustimmen, das es wohl wirklich das Schwierigste überhaubt ist, seinen Charakter (die Spielfigur) komplett vom eigenen Interesse zu trennen.
Dem einen fällt dies leichter, dem anderen schwerer.

Eine gewisse Identifikation mit der dargestellten Figur ist auch vollkommen in Ordnung. Nur sollte man darauf achten, das sie nicht überhand nimmt, bzw. dass man sich zu sehr hinreißen lässt und Dinge "zu persönlich" nimmt.
Man sollte IMMER im Hinterkopf bewahren, das wenn man sich auf RP einlässt eine fiktive Persönlichkeit spricht. In der eigenen Figur und auch in der die einem auf dem Bildschirm gegenüber steht.
Als Tipp um dies besser zu bewerkstelligen schlage ich Neuspielern (und auch manchen Altspeilern) im LARP, Pen&Paper sowie auch hier gern vor, den Charakter als "Er/Sie" zu bezeichen. Und nicht "Ich" zu sagen.
Dies schafft eine gewisse Distanz die manchmal helfen kann nicht die Kontrolle über die eigenen Gefühle und somit die Situation zu verlieren.
Es ist leichter zu akzeptieren wenn "mein Charakter" beleidigt wird, als "ich".
Wenn also jemand meine Spielfigur Lylanea "eine blöde Karavanschlampe" nennt, dann ist sie das, nicht ich. Genauso werde ich denken wenn in einer RP Situation mit einem Männlichen Charakter jemand ihn ein "blödes Arschloch" nennt. Dann bin nicht ich das Arschloch, das ist mein Charakter.
Und ich weiß das derjenige ebenso wie ich, nur eine Rolle spielt.
Warum also sollte ich mich darüber aufregen?

Wenn jemand allerdings deutlich Out Of Charakter (OOC) ausfallend wird, nun dann denke ich mir meinen Teil und melde ihn gegebebenfalls. Ansonsten soll es mir ebenfalls egal sein, da ich jener Person mit allergrößter Warscheinlichkeit so gut wie nie persönlich gegenüber stehen werde. Und selbst wenn, dann ist es doch sein Problem sich über ein Spiel so derartig aufzuregen ;) oder?

Das ist der zweite Tipp den ich geben will.
Vergesst niemals das es nur ein Spiel ist. Es ist nichts das Lebenswichtig ist und es auch nie sein sollte. Es ist etwas mit dem man Freizeit verbringt, die man natürlich so angenehm wie möglich verbringen will, aber es ist trotzdem nur ein Spiel. Eine komliziertere Form von "Mensch ärgere dich nicht".
Mehr nicht. Und sich darüber ein Magengeschwür wachsen zu lassen ist es einfach nicht wert.

Auch ist es, zumindest meiner Meinung nach, recht wichtig das RP konsequent durchzuhalten und nicht OOC zu gehen wenn es nun gar nicht passt.
Ich muss mir den Schuh selbst anziehen, das ich mir maches mal schon einen "lustigen" OOC Kommentar nicht verkneifen konnte. *seeeufz* Und gelobe Besserung, aber ihr werdet mich niemals über eine RP Situation OOC diskutieren sehen, es sei denn es gibt Umstände zu klären die vorher nicht klar ersichtlich waren. Dies sollte man, wenn es nötig ist, auch nur in gesonderten Gesprächen / Threads / Chats tun um den Spielfluss des RP nicht zu unterbrechen.
Konsequentes Spiel, kann sehr erfüllend sein und sehr viel Spaß machen.
Wenn einen Mitspieler dafür Loben ist dies ein tolles Gefühl. :)


Wer Lust hat einmal wirklich extensives RP zu erleben, der kann gern mich und einige Andere kontaktieren. Wir versuchen eine RP Gilde aufzubauen und auch mit anderen RPlern in Kontakt zu kommen um unsere Ideen umzusetzen.
Unter http://www.argo-navis.de findet ihr uns.

Und ich möchte hiermit alle anderen die gewillt sind schönes und konsequentes RP zu betreiben, dazu auffordern dies hier zu verkünden.
Wobei ich klarstellen möchte das "konsequentes RP" für uns auch den einen oder anderen PvP Kampf beinhalten wird. Wir uns aber in keinem Falle OOC dafür beschimpfen lassen werden was wir Ingame als Charaktere tun.
Denn wir trennen die Taten unserer Charaktere von denen unserer RL Persönlichkeiten. Wir sind keine Jena-Anbeter, unsere Charaktere sind es. ;)

CU Acridiel, aka Lylanea
Take a look at the collected Works of Ryzom Players all over the World!
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Ryzom:
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Ryzom on Vimeo-Videos!/Ryzom Ning-Network/Die Lore auf Deutsch!
Bardentreffen / Atys Kundschafter
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dentom
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Re: Die Kunst des Rollenspiels

Post by dentom »

Nun, ich möchte mal ein wenig Selbstkritik anbringen.

Vor nicht allzu langer Zeit habe ich aus Interesse heraus eine sogenannte Insights-Analyse machen lassen. Das ist eine Art... Persönlichkeitserfassung mit einem recht trickreichen (und ziemlich schweren) Fragebogen, der über das übliche Brigitte-Niveau deutlich hinausgeht.
Die Ergebnisse waren nicht nur in Bezug auf mich als Mensch sehr treffend, sondern ich konnte auch Chanchey darin wiedererkennen. In einem Pen&Paper-Rollenspiel kann ich extreme Rollen spielen... in Ryzom fällt es mir schwer jemand "böses" zu spielen, da ich da zu viel Respekt vor den Gefühlen und Persönlichkeiten meiner Mitspieler habe. In meiner Pen&Paper-Runde spiele ich mit meinen Freunden. Wenn ich dort das "Arschloch" raushängen lasse, wissen sie, dass ich in RL anders bin. Wenn ich dort einen anderen Charakter zu Tode beleidige, dann wissen meine Mitspieler am Tisch, wie sie das zu verstehen haben.
In Ryzom bringe ich das nicht übers Herz... ich möchte anderen Spielern nicht ihren Spaß verderben und als böser Charakter kann ich nie sicher sein, wie mein Gegenüber als Mensch (!) auf meine Handlungen reagiert. Deswegen ist Chanchey auch ein "guter" Charakter, weil es mir dadurch einfacher fällt, ingame zu bleiben ohne andere Spieler (die nicht zwischen Charakter und Spieler trennen können/wollen) zu verletzen. Und das Vermittelnde, Ruhige, Ausgleichende ist auch ein Charakterzug von mir persönlich, den ich in Ryzom ingame nicht so einfach ausknipsen kann :)

Was mir an meiner Rollengestaltung negativ auffällt ist das geschwollene RP-Gesülze *g* Ich halte die Art, wie ich Chanchey sprechen lasse, für einen Tryker teilweise unpassend. Ein Tryker sollte nicht sagen: "Verzeiht, wenn ich nicht ganz Eurer Meinung bin." sondern eher: "Ach, Du liegst falsch, das ist nämlich so ..."
Kein: "Ich danke Euch vielmals" sondern eher ein "Hey Danke!"
Der lockere Tryker-Slang... den sollte ich noch ein wenig stärker rausstreichen, bzw. fall ich immer wieder in das überhöfliche, distanzierte Pseudo-RP-Kauderwelsch zurück. Ich rede mehr wie ein Matis des königlichen Hofstaates. Und das dauernde "Geihrze" loszuwerden und zu einem Duzen überzugehen ist nun mal ganz schwierig für nen alten Fantasy-Pen&Paper-Zocker.

Noch etwas...
Es gibt nicht wenige, die RP auf geschwollenes Reden reduzieren. Wer rumgeht und sich nur am Stall im Gespräch mit anderen geschwollen ausdrückt, ansonsten aber handelt wie es dem Zocker vor dem Bildschirm grad passt, ist eigentlich kein Rollenspieler :) Worte und Taten müssen zusammenpassen. Wobei ich da persönlich gewisse Grenzen ziehe... wenn ich einen ingame Feind hätte, würde ich ihn trotzdem aufheben, damit er keine DP bekommt. Auch wenn es eine Inkonsistenz im RP wäre. Aber gerade was die Ryzom-Politik angeht... geschwollene Reden schwingen können sie alle. Aber wenns darum geht, auch im Rest des Spiels, beim Durchwandern von Atys oder bei PvP-Kämpfen auch seine Rolle durchzuhalten - da haperts dann oft gewaltig. Und ich bin da leider nicht unbedingt ne Ausnahme, wie ich mir manchmal im Nachhinein bei manchen Situationen überlege...
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xenofur
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Re: Die Kunst des Rollenspiels

Post by xenofur »

Da wir hier anscheinend teilweise auf schlechtem RP rumhacken... :D

Ich finde es oft sehr albern wenn Leute ihre Charaktere in "Mittelalter"-Speak, oder schlicht geschwollen labern lassen. Ganz abgesehen davon, dass das in Ryzom nur auf die Matis passen würde, gibt mir das immer folgendes Gefühl:

Der Gegenüber spielt nicht seine Rolle, sondern einen Rollenspieler.

Was seinerseits bei mir immer gründlich jedes Gefühl von Immersion zerstört.

*edit* grad chan's post gelesen und: jo, genau das. =)
Mithaldu
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fuchs10
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Re: Die Kunst des Rollenspiels

Post by fuchs10 »

zunächst vielen Dank für Deine Beschreibung Mardok, richtig gut und verständlich. Ich als nicht so erfahrener Rollenspieler bin für so eine Hilfe dankbar. Jetzt habe ich aber noch immer ein Problem und hoffe Du (oder ein anderer) kann mir dafür auch raten. Ich nehme also mal so in etwa deine Geschichte mit dem Zwerg auf und geselle mich als Elfe dazu:

Meine Elfe hat vor langer Zeit ihren Schmuck erworben und verwahrt diesen in ihrem Garten in einer kleinen Kasette, die auf dem Tisch steht.

Wer hätte es gedacht, der Zwerg wird geradezu magisch davopn angelockt und gräbt sich einen Weg in gerade diesen Garten. Bevor er nun den Schmuck sucht, schützt er den Tunelausgang mit einer Feuerwand, da er weiss das Elfen sich hiervor fürchten. Dann stampft er durch den Garten und ergreift die Schmuckschatulle. Els ihn die Elfe entdeckt verfolgt sie ihn bis an die so geschickt errichtete Feuerwand durch die der Zwerg jedoch unbehelligt fliehen kann und die Elfe hat das Nachsehen. .......................................

Soweit so schön, die Elfe hat in ihrem RP Fehler gemacht und wird sich nun ebenfalls eine List ausdenken usw. usw.

Nun aber meine Fragen:

Diese Feuerwand ist in der Spielewelt (hier mal zufällig Atys genannt) garnicht vorhanden und existiert also nur in der RP-Situation. Andererseit aber hat sich der Zwerg aber den Schmuck wirklich geholt in der Spielewelt.

Ich glaube nicht, dass die Elfe dann die Feuerwand als ein Hinderniss sehen kann um wieder an ihren Schuck heran zu kommen. Auf dieser fiktiven Atyswelt hatt der Zwerg Möglichkeiten möglichkeiten, die er aber nicht so nutzte, weil er eventuell noch zu schwach ist; darf er dort nun darauf bauen, dass alle Elfen usw. seine "Möchtegernfeuerwand" akzeptieren?

(wenn ja, dann crafte ich mir jetzt 20 Panzer und wehe meine Gegner fliehen nicht)

Sorum

die kleine Kämpferin und
Führerin der Juenger Jenas
raccoonb
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Re: Die Kunst des Rollenspiels

Post by raccoonb »

Hm,
also eigentlich sollte es mehr ein Pro-Rollenspiel Thread sein :-)

Ein typischer Zwerg

Laßt mich noch einmal zum Zwergen zurückkehren. Die meisten von uns dürften spätestens seit Herr der Ringe ein bestimmtes Bild von einem typischen Zwergen haben.
Aber heißt dies, daß jeder Zwerg so sein muß? Genau so?

Wie mag so ein jungscher Zwerg sein? Wie ein magiebegabter Zwerg? Wie ein zwergischer Bediensteter? Wie ein Berater eines für seinen Launen gefürchteten Zwergenkönigs? Oder gar ein fanatischer Zwergenpriester?
Würden sich alle Zwerge so verhalten wie unser "typischer" Zwerg?

Spätestens ab dem fanatischen Zwergenpriester dürften etliche Leser sehr unterschiedliche Bilder von diesem haben. Die einen glaubten sie müßten sofort jeden steinigen der nicht an das glaubt wie sie, anderen würden das vergiften bevorzugen, anderen würden tausendmal am Tag für das Seelenheil des Ungläubigen beten, etc

Ist eine dieser Varianten besser? Eine andere schlechter? Nirgendwo steht geschrieben wie sich ein Zwergenpriester verhalten sollte...
Oder noch besser gefragt, wollen wir dies überhaupt?
Will nicht jeder dieser Zwerge genauso so spielen wie er ihn am liebsten spielen würde?

Als Spielleiter lasse ich jeden seine Figur spielen wie er sie spielen will. Ich gebe vielleicht ihm einen Tip, wenn er keine Ideen hat.
In dem Augenblick, wo er den Charakter so spielt wie ich ihn spielen würde, ist es quasi meine Spielfigur und ihn verdamme ich so einem intelligenten Interface dazwischen.
Wenn ein Zwerg verträumt durch den Wald rennt, sich begeistert nach jedem Baume umdreht und jeden attackiert, der auch nur wagt einen zu fällen, so ist dies zwar sehr ungewohnt, aber warum soll es einen so wunderlichen Zwergen nicht auch geben dürfen?

Unerwartete Meinungswechsel sind da schon interessanter.

Wenn ein Druide z.B. jemanden stundenlang belehrte, daß es ein unverzeihlicher Frevel wäre in seinem Wald ein Baum zu fällen. Und sollte man es wagen, sich seinen ganzen Zorn zuziehen würde.
Wenn man dann drei Stunden später sähe wie er eifrig einen Baum zu fällen versucht (weil er vielleicht im Internet las, daß er das Holz für besonders guten Zauberstab braucht) so könnte dies einen Charakter schon sehr nachdenklich stimmen.
Ist der Druide geistesgegenwärtig genug wird auf das Knurren hin behaupten, daß dieser Baum krank war. Todkrank und daß er verhindert müsse, daß die Krankheit auf die anderen Bäume übergreift.

Man wäre nach einer solchen Begegnung vermutlich noch immer mißtrauisch und wäre sich nicht sicher, ob einem nicht ein großer Bär aufgebunden wurde, aber der Spieler dürfte in den meisten Fälle nach so einer Ausrede eher Schmunzeln.

Anders verhielte es sich, wenn der Ertappte einem mit einem "Hab Dich nicht so. Du wolltest doch auch hier fällen." abzufertigen versuchte.

Wenn einem so offenkundige gezeigt würde, wie viel ihm wirklich an den Bäumen liegt, der sollte sich nicht wundern, wenn sich in dem nahen Dorf der eine oder andere lautstark seine Verwunderung über bestimmte Verhaltensweisen kund täte.

Gruß
Mardok
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fuchs10
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Joined: Tue Sep 21, 2004 2:26 am

Re: Die Kunst des Rollenspiels

Post by fuchs10 »

ich wollte nicht das thema wechsel, nein im gegenteil. Ich versuche das zu verstehen um dann eine Umsetzung zu finden. (absolut nicht heulen oder schimpfen). Ich sehe nur scheinbar nicht immer den akzeptablen Zusammenhang, so dass alle ihren Spass haben.
Sorum

die kleine Kämpferin und
Führerin der Juenger Jenas
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cushing
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Joined: Fri Aug 19, 2005 10:09 pm

Re: Die Kunst des Rollenspiels

Post by cushing »

Sorum, die Zwickmühle, die Du da erzeugst, hängt einfach von einer Fast-Reduktion des beschriebenen Zwergen auf seine Fähigkeiten (bzw. den Mangel derselben) ab. Erschwerend ist, daß Du seine "Parallelwelt" Atys nennst. ;)
Ausgehend von einem Zwergen, der nur entsprechend unseres Spielsystems handeln kann, so hätte der Gute folgende Möglichkeiten, an die Elfenschatulle zu kommen: er könnte die Elfe umspellen (wenn mächtig genug), sie umhauen (wenn stark genug) oder sie überlisten (und hier haben wir eine Fertigkeit, die sich in der Fähigkeitsliste nicht ausdrückt und deshalb wirklich gespielt werden muß). Wie im Fertigkeitenbaum fächert sich die Möglichkeit der List jetzt auf, und bedingt durch den individuellen Charakter des Zwerges kann er jetzt seine Stricke legen, sein Netz spannen - was auch immer. Er kann die Elfe umschmeicheln und vielleicht damit sein Ziel erreichen; er kann sie erst umschmeicheln, um sie dann zu verraten oder zu ermorden; er kann Diplomatie anwenden oder Intrige, kann Söldner oder Meuchelmörder werben oder einen Krieg provozieren, um seine Motive zu verschleiern. Er kann sich selbst als Wohltäter verkaufen oder Kriegsherr, Unwissenheit oder Freundschaft heucheln oder Haß versprühen und vieles mehr ... Das alles, wohlgemerkt, unter der Prämisse, daß er um jeden Preis diese Schatulle haben will/muß. Er kann ja auch einfach hingehen und ihr ein Kaufangebot machen, vor ihr auf die Knie fallen und sie anbetteln oder, mit einem Schulterzucken und einem Seufzen, sich ein anderes Ziel suchen (wobei Deine Schilderung ja einem schurkenhaften Zwerg entspricht, bei dem Schliche wohl eher die "Waffe der Wahl" wären als Schachern oder Betteln). Jeder Schurkenzwerg ist aber anders, jeder würde eine andere Möglichkeit wählen und vielleicht sogar eine, die ich nicht aufgeführt habe. Das ist eben Rollenspiel - und ein Kontrast zum pragmatischen Vergleich, ob die Axt den Helm spaltet. ;)
Mein persönliches Zwergenbild ist übrigens erheblich bodenständiger und stark geprägt von den aufrechten Zwergen Tolkiens - nicht jenen Jacksons, denn bei Tolkien ist Gimli Legolas in jeder Hinsicht ebenbürtig. Aber das nur am Rande.
Und Mardok: nichts gegen einen baumliebenden Zwerg - aber dann sollte er auch eine Geschichte haben, aus der hervorgeht, warum er so ist: von Waldelfen gesäugt und erzogen oder so ... :D

Salazar Caradini

Seraph der Argo Navis
Kurator der Atys Artisans United

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May Jena Smile And The Karavan Have Mercy!

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raccoonb
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Joined: Tue Sep 21, 2004 2:26 am

Re: Die Kunst des Rollenspiels

Post by raccoonb »

Hallo Sorum,

ich bin mir nicht ganz sicher ob ich die Frage richtig verstanden habe.
Aber vielleicht kann ich denoch die Frage abhandeln wenn ich den Fall ein wenig drehe und wende.

- Nehmen wir an eine Elfe bewacht ein Geschmeide.
- Weiterhin sie beschützt Ihr Gebiet mit einem magischen Kreis der alle Zwerge abhält.
- Zudem versprach die Elfe dieses Gebiet für die nächsten 20 Jahre nicht zu verlassen um ihre Göttin zu ehren.
- Durch den Schmuck erhält sie pro Tag 1000 neue Goldstücke.
- Es gibt einen Orkschamanen, der dafür sorgen könnte, daß der Zwerg durchkommt.
- Die Elfe glaubt jedoch, daß sich der Zwerg und der Orkschamane eher umbringen würden, anstatt einander zu helfen. Und trifft keine weiteren Schutzmaßnahmen.

Der Orkschamane hilft wider den Erwartungen der Elfe dem Zwergen, der Zwerg rennt in ihr Garten, schnappt sich den Schmuck und bricht damit durch.

Achtung ab hier wird es nun jetzt richtig gemein und kompliziert. Wer lieber leichte Lektüre bevorzugt weiterblättern :-)

a) Natürlich will die Elfe Ihren Schmuck wiederhaben. Kann dies aber nicht ohne die Regeln abzuändern.

b) Natürlich würde sie den Ork und den Zwerg ein wenig würgen. Kann dies auch ersteinmal nicht ohne die Regeln abzuändern.

Erster Versuch ohne Regeländerung:
Die Elfe klagt laut ihr Leid und hofft, daß eine unerfahrene Heldengruppe herbeieilt und Retter in der Not sein will.

Zweiter Versuch mit angepaßten Regeln:
Nachdem die Helden ausbleiben und ihre Geduld sich dem Ende neigt, sinnt sie nach einem Weg das Stück Land zu verlassen.
Hoppst sie kommentarlos aus Ihrem Land, wird der Zwerg oder Ork behaupten, daß sie sich selbst Untreu geworden ist.

Also muß eine halbwegs gute Begründung herbei:
Sie erzählt, daß es ihre Aufgabe war den Schmuck zu bewachen. Sie hatte es Ihrer Göttin versprochen und sie würde erst wieder zu Ihrer Ruhe zurückfinden, wenn der Schmuck wieder an seinem ihm vorherbestimmten Platz ist.
(Jeder Rollenspieler würde ahnen, daß man im Grunde nur den Schmuck wieder haben will, aber wenn die Ausrede stimmt, sagt kein Rollenspieler etwas. Selbst der Rollenspieler der den Zwerg spielt würde vielleicht offiziell mit dem Fuß aufstampfen, etwas wie "sie hatte aber gelobt" murmeln und innerlich über die Ausrede grinsen.)

Also hoppst sie aus dem Kreis und rennt dem Zwergen hinterher.

Vieles kann man mit ein wenig Phantasie begründen.

In meinen Augen geht es nicht darum, zwingend bis zum Ende exakt das zu tun, was man am Anfang sagte. Aber man sollte eine halbwegs glaubhafte Geschichte auftischen können für das was man tut.

Wenn zum Beispiel der Orkschamane und Zwerg sich versprachen beim nächsten Treffen gegenseitig in die Hölle zu befördern, so wird es schwerer eine passende Ausrede zu finden als wenn sie sich nur nicht riechen konnten.
Allerdings - das nur mal vorneweg geschrieben - es kann durchaus auch Gründe geben wo sich zwei Todfeinde vorrübergehend zusammenraufen.

Gruß
Mardok
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