Ehrenwerter Grossmeister Rhalgaln,
hiermit möchte ich mich offiziell bei euch für die erfolgreiche Eskorte nach Faihaven bedanken. Ihr habt euch mit euren Leistungen mein aufrichtiges Vertrauen verdient. Während ich euch diese Zeilen schreibe befinde ich mich noch immer im Lande der Tryker. Meine Erkenntnisse über die Kultur der Tryker wachsen Tag für Tag. Doch selbst in dieser studienreichen Zeit ist mir zu Ohren gekommen, dass der Orden der Templer einen Reisebericht veröffentlicht hat. Gerade halte ich eine Abschrift dessen in den Händen. Die Lebendigkeit und Fülle des Berichtes gibt sehr gut den Hergang einiger Ereignisse wieder, deren Schrecklichkeit ich ob der Schönheit hier fast verdrängt hatte. Mein Lob an Corvalerius, den Verfasser, der mir die Gelegenheit gab die Meinung und Ansichten eines blutigen Templers zu den Ereignissen zu lesen.
Mit diesem Brief an euch sende ich gleichzeitig eine eigene Niederschrift der Ereignisse an meine Heimat Avalae. Diese wird dann dort am Ratsbaum ausgehangen. Der Niederschrift liegen einige Handzeichnungen der Reise bei, die euch hoffentlich zusagen. Solltet ihr euch noch einmal in Matis aufhalten, seid ihr herzlich eingeladen diese in Augenschein zu nehmen. Im Anhang findet ihr eine Wegbeschreibung.
Auf Bald und möge Jena euch in dieser turbulenten Zeit beistehen.
Thlindae,
ein Ratsmitglied
*Ihr folgt der Wegbeschreibung nach Avalae und findet dort unter einem am Ratsbaum angeschlagen Brief den versprochenen Bericht.*
Ein Reisebericht in Bildern und Text.
Nach reichem Briefwechsel mit Rhalgaln, Grossmeister der blutigen Templer, waren wir zu dem Entschluß gekommen die Reise in Yrkanis zu beginnen. Er hatte mir ans Herz gelegt mich im Schwimmen zu üben, da ab den Landen der Tryker große Teile der Reise durch Gewässer führen würden. Auf diesem Wege sollten uns Kontakte mit jagendem Getier ersparrt bleiben. Wie weiße und vorrausschauend sein Rat war sollte ich noch herausfinden. Die Muskeln noch vom Training des letzten Tages schmerzend, betrat ich mit Piofuht die Hauptstadt unseres schönen Landes. Dort sollten wir auf die Abordnung der Templer treffen. Wie jedes mal von den manigfaltigen Eindrücken der Stadt angetan, blieben Piofuht und ich stehen. Noch etwas außer Atem musterte ich die auf dem Stadtplatz anwesenden Homins. Händler, Reisende und leicht gerüstetes Volk waren unterwegs, doch keiner von ihnen machte den Eindruck der Kontakt für unser Vorhaben zu sein. Wärend ich schon nervös an den Schatten der vergangenen Monate dachte, fiel mein Blick auf eine Gruppe Zorai. Sie waren allesamt in die gleiche feine Kleidung gehüllt. Eine kurze weiße rot bestickte Tunika über verzierten Rock. Obwohl diese Zorai im wertvollen Stoff nur leichten Schutz zu erwarten hatten, konnte ich mich dem Eindruck nicht erwehren, dass nur ein Wappen auf ihrer Brust sie vom Bild standhafter Krieger trennte. Da lößte sich einer der ihren und schritt auf uns zu. Nach kurzer Begrüßung war klar das es sich um die blutigen Templer selbst handelte.
Bei Empfehlung ihrer Dienste und selbst wärend des Briefwechsels mit Grossmeister Rhalgaln, hatte ich nie auch nur einen Gedanken daran verschwendet welchem Volk meine Begleiter angehören könnten. Zum ersten Mal seit der Planung der Reise war ich wieder vollends sicher die Richtige Entscheidung getroffen zu haben. Die Ereignisse die mich bis dorthin führten, sprachen eine solch deutliche Sprache, dass Jena selbst ihre Hand über dem kommenden haben würde.
Die Abreise verzögerte sich noch einige Male. Nicht zuletzt weil ich, mit Gedankenlosigkeit gestraft, den Satz teurer Kleidung, den ich für besondere Anläße aufbewahrte, vergessen hatte. Da es unverzeilich gewesen wäre, in Reisekleidung im Haus des hohen Botschafter Fairhaven's vorzusprechen, entschuldigte ich mich und eilte zurück um das fehlende Bündel in meine Tasche zu packen. Ganz unerwartet überreichte uns Zorn danach ein von ihm gefertigtes Amulet. Es würde Piofuht und mich vor den vor uns liegenden Gefahren schützen. Als ich es anlegte strömte mir einen kurzen Moment der Geruch des Jungels in die Nase. Er war so reichhaltig und fremd, dass er unweigerlich den Entschluß in mir festigte, die Stadt zu sehen die König Yrkanis so lange Jahre Schutz und Heimat geboten hatte. Dann brachen wir auf.
Unsere Schritte führten uns an die südliche Grenze des majestätischen Gartens. Die Schneedecke hatte, hier wo kaum ein Hügel den Blick störte, die sonst so saftigen Wiesen in eine weiße Steppen verwandelt. Immer wieder von neuem wird mir dort gewahr wie weit unsere Heimat doch ist und unweigerlich stellte ich mir vor wie es wohl vor den Kitinkriegen gewesen sein mochte. Dörfer und Höfe, Kinder, lagernde Händler und bunte Reisende. Heute trifft man nur noch Banditen in den Hügeln. Wir reisten den vergänglichen Garten hinunter, vorbei an den Stützpunkten der Karavan und Kami. Unterwegs kam uns eine Gruppe von Trykern entgegen. Sie sprachen kurz mit Grossmeister Rhalgaln und Piofuht. Wie ich später erfuhr waren es Angehörige der Rebellen von Loria die den Weg der vor uns lag, gerade in die umgekehrte Richtung beschritten hatten. Bevor wir Ketzers Hütte betraten machten wir unsere erste kurze Rast.
Ab hier sollte unsere Reise das erste Mal durch gefährliches Gebiet führen. Vor uns lag das Terretorium zweier gefürchteter Jäger und tatsächlich trafen wir schon nach wenigen Schritten auf Cuttler- und Torbakrudel. Hatten es die blutigen Templer bisher nur mit kleineren Tiere und halbstarke Banditen zu tun gehabt, offenbarten sie nun ihr wirkliches Können. In Schlachtordnung maschierend trieben sie die Angreifer vor sich her und zollten ihrem Namen Respekt. Wie ich feststellte bestand das Gebiet südlich Ketzers Hütte aus einem wahren Labyrinth enger Felsschluchten und niedergerissenen Stüzpunkten. Wir hatten gerade die ersten Trümmer einer vergangenen Behausung erreicht, als Wanderfalke mitten in seiner Bewegung erstarrte und Schweiß ihm von der Stirn rann. Hilflos mußten wir zuschauen wie nach und nach selbst seine Augenbewegungen nachließen und er schließlich keiner Regung mehr fähig war. Die anderen Templer erklärten mir, dass er an einer seltenen Krankheit leide die den Körper einem Anfall ähnlich lähmte und für Stunden unbeweglich zurücklasse. Alle Heilversuche waren bisher fehlgeschlagen und so blieb nur übrig zu warten bis Jena's Funke ihn wieder beseelte. Doch Rhalgaln blickte ihm tief in die Augen und schien dort mehr zu lesen, vielleicht befähigte ihn eine geheime Macht mit seinem Geiste ohne Worte zu sprechen. Jedenfalls drehte er sich plötzlich um und befahl den Abmarsch. Fassungslos sahen Piofuht und ich zu wie die verbleibenden Templer ihr Gepäck schulterten. Rhalgaln der unsere Gesichter las, versicherte uns das Wanderfalke, wenn ihn die Krankheit verließ, aufholen würde - so wie er es immer getan hatte. Der Weg sei noch weit und er wir müßten das Labyrinth vor dem Abend passiert haben. Damit war alles gesagt und wir verließen die Talmulde.
Schon die nächsten Meter ließen mich meine Bedenken vergessen. Zu den ohnehin bedrohlichen Übergriffen durch Jäger gesellte sich eine neue Gefahr: Gibbais!
Die nächste Zeit verbrachten wir damit uns von einer Talmulde zur nächsten durch die engen Felskorridore zu kämpfen. Es sah fast so aus als wenn unser Begehren von Erfolg gekrönt wäre. Doch wir hatten uns getäuscht. Das Labyrinth hielt noch einen weiteren Schrecken für uns bereit. Ein riesiger mit Narben gezeichneter Cuttler versperrte uns den Ausgang aus dem felsigen Käfig. Für einen Moment hatte uns der Anblick erstarren lassen, der Cuttler jedoch ließ uns diesen nicht. Er hatte uns bemerkt und sein Hunger schien unersättlich zu sein, denn er zögerte nicht und stürzte sich auf uns. Nur so schwach wie er uns glaubte waren wir nicht. Kazgar der die Spitze unserer Reisegemeinschaft bildete schlug seinen ersten Angriff zurück und auf seinen zweiten waren die Templer schon vorbereitet. In dieser schweren Lage zeigte sich die Erfahrung der Söldner aus Zorai. All die scheinbar unkoordinierten Bewegungen, Hiebe und Sapentladungen offenbarten, konzentriert auf einen mächtigen Gegner, hinter dieser Zufälligkeit einen Schlachtplan der, selbst mir als ungeschulten, die Erfahrung dieser maskierten Kämpfer zeigte. Hätte uns Jena noch ein wenig Zeit gegeben, wir hätten den Cuttler geschlagen. Eine Horde Torbaks fiel uns in die Flanke. Ihre instinktgesteuerte Wildheit warf unser Schlachtglück um und Torbaks und Cuttler gewannen an Boden. In unserer Not blieb uns keine Wahl als uns zurückzuziehen. Stück um Stück wichen wir in die schmale Schlucht, aus der wir noch einen Moment zuvor gekommen waren. So hungrig waren diese Ungetüme das wir sie erst am Ende des Irrweges abschütteln konnten. Entkräftet von dieser Flucht wanderten wir bis zur Sicherheit des naheliegenden Karavanschreines.
Stumm sah der dortige Wächter zu wie wir uns erschöpft in die Wiese fallen ließen. Nachdem wir etwas zu Atem gekommen waren, versorgten die Heilkundigen unter uns die gerissenen Wunden. Da auch die Ausrüstung ein paar Schläge hatte einstecken dürfen, überprüften wir notdürftig was davon noch zu retten war. Die Arbeit half unseren Sinne wieder in gewohnte Bahnen zu finden und als wir schließlich standen, hatten wir das Ziel wieder vor Augen. Diesmal würden wir das Labyrinth überwinden! Mit neu gewonnener Zuversicht brachen wir auf.
Nicht lange und das Labyrinth lag vor uns. Eine gespenstische Stille umfing es und rief uns allen noch einmal Bilder des Erlebten vor Augen. Als wir wieder in die engen Korridore eintraten wehte uns der Duft frisch erlegter Beute entgegen, scheinbar hatten unsere Verfolger ihren Durst anderweitig gestillt. Nach wenigen Schritten fanden wir das erste Opfer. Zu unserer Überraschung war es kein einfacher Pflanzenfresser, sondern ein Schwertwunden übersähter Torbak, den ein großes Gebiß seiner letzten Lebenskraft beraubt hatte. In ihrer Gier waren die Jäger übereinander hergefallen und so gingen wir weiter, immer gefaßt darauf dem Biest plötzlich gegenüberzustehen. Nur die vereinzelten Körper anderer Torbaks wiesen darauf hin welch Schrecken noch in diesen Gängen wandelte. Schließlich erreichten wir den Ort des Unglücks. Kazgar der noch immer die Gruppe führte spähte vorsichtig um den Felsvorsprung der uns noch vom Kampfplatz trennte. Ein Herzschlag, ein zweiter, und er atmet auf. Der Weg war frei. In Sichtweite befand sich eine Gabelung. Um dem riesigen Cuttler nicht doch noch zu begegnen nahmen wir die Abzweigung die uns um sein Jagdgebiet herum führen sollte. Nachdem wir ein paar weiter Minuten ohne große Gegenwehr zurückgelegt hatten war klar, dass wir ihm entkommen waren und während wir uns noch darüber freuten, traten wir aus dem Irrgarten heraus.
Ich weiß noch dass die Freude in den Reihen nicht lange währte, denn sie hätten das übergroße Tier gerne erlegt. Doch Piofuht und ich waren glücklich die schmalen Schluchten hinter uns gelassen zu haben. Vor uns erstreckte sich eine lange, hoch aufragende Felswand und für einen Moment schwand mir der neu gewonnene Mut. Die Sonne stand schon tief und sollte dies eine Sackgasse sein, hätten wir eine schwere Nacht vor uns. Ein Ruf durchschnitt meine dunklen Gedanken. Der Eingang, er lag direkt vor uns!
Der erste Teil unserer Wanderschaft lag nun hinter uns. Wir passierten das Portal. Ein prickeln durchfloß meinen Körper und als die Starre des schnellen Reisens von mir abfiel, sah ich am Ende einer kurzen Höhle den Sternenhimmel über silbrigen Sand. Grossmeister Rhalgaln hieß mich im Lande der Tryker willkommen. Warscheinlich sah er das erleichterte Lächeln auf meinem Gesicht, denn er warnte mich noch vor dem hinaustreten. Die gefährlichste Strecke lag noch vor uns. Und noch jetzt hallt mir seine Stimme im Kopf wie er uns eröffnet das dies, trotz seiner Schönheit, der lebensfeindlichste Fleck auf Atys sei. Nicht weit der Höhle streckten sich mannshohe verbrannte Balken und Trümmer wie riesige knochige Finger dem schwarzen Himmel entgegen. Vor mir hielten die Templer plötzlich in ihrer Bewegung inne. Wortlos zeigte Rahlgaln erst auf das Wasser und dann auf ein blaues Ungetüm, das dem letzten in Größe um nichts nachstand.
Schon oft hatte ich gehört das solche Bestien die alten Portale bewachten, doch glaubte ich bis dahin dieses Hindernis mit dem Cuttler überwunden zu haben. Wie ich später erfahren sollte hieß diese neue Bestie Fijou.
Wir bildeten kleine Gruppen die dann einzeln zum nahen See stürmen sollten. So würden wir den Torwächter verwirren und hoffentlich wohlbehalten das Wasser erreichen. Wir liefen los. Die erste Gruppe weckte ihn aus seinem Schlaf und als er sich erhob um den Störenfried zu stellen, war er der schieren Menge von laufenden Homins nicht her und schnappte unkoordiniert in die leere Luft. Am Rand des Sees angekommen stürzten wir in das rettende Naß und ließen den blaue Jäger verstört am Ufer zurück.
Wie wir in den nächsten Stunden feststellen sollten war dieser See war der einzig sichere Fleck weit und breit. Immer wieder schwammen wir seinen Rand ab um eine Lücke im Gürtel der feindlichen Fauna zu finden, denn nicht nur Fijou versperrte hier den Weg. Kipukas, Kipestas und ein kreigerischer Stamm schwer bewaffneter Tryker teilten sich die Fläche zwischen Strand und hohen Bergen, durch welche wir erhofften nach Avendale zu gelangen. Viele Ausfälle wagten wir, testeten die Flanken unser Gegenspieler und rieben einzelne Kampfverbände auf. Doch immer wieder füllten sich die erkämpften Lücken mit ausgeruhter Verstärkung. Es schien aussichtslos. Die Karte die wir mitführten, war inzwischen so aufgeweicht das ein entziffern einer neuen Route unmöglich wurde. Daher steuerten wir schwimmend eine Stelle an, die uns schon zu Anfang viel Erfolg versprochen hatte. Die Sonne schob sich nun über die Berge des Talkessels. Langsam entblößte sie einen leeren Strand, erreichte die Palmen und machte sich schließlich auf um den Fels selbst zu erkunden. Noch wenige Meter und kein Widerstand in Sicht. Doch das Glück hatte uns verlassen. Eine Horde Kipukas schlief im weichenden Schatten des Berges und als die Sonne ihre Panzer erreichte, streckten sie sich und begaben sich auf die Beine. Plötzlich, als hätte er eine Eingebung gehabt, drehte sich Rhalgaln im Wasser um und blickte auf den See hinaus. Gespannt versuchten wir auszumachen was er in dessen Weiten entdeckt haben mochte. In einiger Entfernung wirbelte irgendetwas Wasser in weiten Bögen durch die Luft und es kam auf uns zu. Dann trat die warme Sonnenscheibe vollends hinter dem Steinmassiv hervor und lüftete so den Schleier der das Herannahende vor unseren Augen verbarg. Es war Wanderfalke!
Er hatte uns eingeholt. Trotz der auswegslosen Situation schlich sich ein freudiges Lächeln auf die Gesichter unserer Wandergemeinschaft. Er berichtete das er seinen Reisepackt benutzt hatte um nach Zorai und danach zum Portal zu teleportieren. Von dort aus hatte es nur einen Weg in die Freiheit gegeben und so waren wir uns schließlich begegnet.
Gerade hatte Wanderfalke seine Erzählung beendet als er wie überrascht sein Blick auf den Strand richtete. Die Kipukas waren verschwunden und der Weg frei. Geduckt eilten wir vom Wasser zum Rand der Felsen. Immer wieder schauten wir uns, einen Hinterhalt vermutend, mistrauisch um. Nie haben die Homins enträtseln können wie geplant die Kittins wirklich vorgingen und nun war sicher kein Zeitpunkt um es herausfinden. An den Stein gedrückt arbeiteten wir uns an den Durchgang zwischen den Bergen heran. Einzelne Tiere erschwerten unser Vorankommen doch schließlich traten wir auf die freie Fläche hinaus. Aus den Augenwinkeln heraus wurde ich einer Bewegung gewahr. So schnell war der Eindruck entschwunden das ich nur noch einen flüchtigen Schemen hinter einer Verwerfung entschwinden sah als ich mich umdrehte. Wir mußten weiter. Solch eine Chance würde sich uns nicht noch einmal bieten. Doch während wir das natürliche Tor passierten schaute ich noch einmal über meine Schulter.
Auf eben dieser Verwerfung stand eine kleine gebückte Figur und schaute uns nach. Wie konnte sie nur in diesem unfreundlichen, gar feindlichen Gebiet überleben. Jena selbst mußte ihre Hand über diesem kleinen Wesen halten. Wir passierten einen großen Stein und noch während ich dies dachte, geriet die Verwerung samt neugierigem Besteiger hinter dem Felsen außer Sicht.
Das Land öffnete sich nun zu einer weiten Fläche, nur vereinzelt durchbrochen von Palmen und riesenhaften Wurzeln. Auch hier streiften Rudel von chitinplattenbewehrten Ungetümen umher, doch blieben diese meist im Schatten schmaler Felsen die wie steinerne Nadeln über die wenigen Sandmulden wachten. In meiner Erinnerung sah ich noch eimal die Karte die uns nach Fairhaven führen sollte. Wenn wir wirklich so weit gekommen waren wie ich mir ausrechnete, lag hinter der nächsten Bergenge das große Gewässer das alle Städte umfloß. Von dort aus würde nicht mehr der Schwertarm sondern die Ausdauer das Vorankommen bestimmen. Diesmal hielten wir uns an die schattige Flanke des Berges und suchten in seinem Schutz ungesehen dieses letzte Tal zu durchqueren. Der Ausgang schien schon zum greifen nahe, als die leichte Biegung der Wand den Blick auf ein Rudel großer Kipuckas freigab. Der Kampf gegen sie war nicht zu wagen. Uns blieb keine Wahl, wir mußten die Sicherheit des Felsens verlassen und eine Weg durch die Mitte wagen. Die Kittinabkömmlinge beobachtend, lösten wir uns aus dem Schatten und schlichen einer Gruppe von Palmen entgegen. Kazgar hatte sie gerade erreicht, als aus genau der anderen Richtung ein Luftschneidendes Gebrüll uns erstarren ließ. In unserer Sorge um die Kipuckas, hatten wir unsere zweite Flanke vernachlässigt. Von dort schob sich nun Fijou der blaue Portalwächter durch Sand und Palmem die sich ohne Widerstand seinem Willen beugten. Sollte dies nun das Ende unserer schweren Reise sein? Nur noch wenige Schritte trennte uns von ihm, da erwachten die Templer aus ihrer Starre und Rhalgaln gab gehetzt, doch wortlos das Zeichen hinter die Palmen in Deckung zu gehen. In dem Moment wo der letzte sich dort zu Boden geworfen hatte, brach unser Verfolger hinter einer besonders mächtigen Wurzel hervor. Wir hielten dem Atem an, er schaute sich um, spannte die Hinterbeine und stürzte sich auf ein knorriges hohes Gewächs keine fünf Schritte von uns. Zu unserer Überraschung gab dies nicht einfach nach um den Weg zu uns zu räumen, sondern stieß einen lauten flötenden Ton aus. Das größte Bolobie das ich je erblickte spritzte eine stinkende Fontäne güner Substanz auf sein Gegenüber. Von diesem unerwarteten rettenden Schauspiel wie gebannt, verlor ich für einen Moment jegliches Gefühl für die Lage, bis mich eine blaue Hand plötzlich vom Boden hoch in Richtung des Talausgangs riß.
Wie von den Winden der Lagunen selbst getrieben ließen wir den verhassten Wächter hinter uns, passierten das steinerne Tor in die Freiheit und liefen dahinter einfach weiter, bis wir sicher waren den Verfolger abgehängt zu haben. Vor uns erstreckte sich nun die große Lagune die uns den Weg in die Städte weisen würde. Dort versteckten uns in einem geschliffenen Außenposten der hier vor den Kriegen den Strand bewacht hatte. Nach einigen stillen, lauernden Minuten wurde uns klar - wir hatten es geschafft! So ließen wir uns wie ein durstiger nach langer Trockenheit in das Wasser fallen und suchten unsere Erschöpfung in ihm abzuwaschen. Es folgte eine lange Strecke die nur schwimmend zu bewältigen war, doch die Müdigkeit konnte uns nun nicht mehr einholen. Nicht nachdem wir so weit gekommen waren. Vorbei an zahlreichen Wundern schwammen wir nun unserem Ziel entgegen.
Im Flimmern der Sonne erblickten wir schließlich das drehende Windrat einer großen, auf Stelzen über dem Wasser schwebenden, Stadt. Avendale! Wir rasteten und brachen dann in den Süden auf, in dem, unter den letzten Sonnenstrahlen, Fairhaven, wie von Jena selbst gehoben aus den schier endlosen Fluten hervortauchte. Das Ziel unserer Reise, lange ersehnt und endlich erreicht! Dies war der gewaltigste Marsch den ich je gewagt hatte und zugleich auch der gefährlichste. Dunkel stiegen in mir die Bilder der Flucht meiner Familie auf. Nicht einmal dieser schwere Weg hatte mir so viel abverlangt wie der nun hinter mir liegende. Ich drängte die Gedanken zur Seite. Nun war die Zeit gekommen Grossmeister Rhalgaln und den blutigen Templer Respekt und Sold zu zollen. Selbst ihm stand die Entbehrung der letzten Tage ins Gesicht geschrieben. Nur seine Augen verrieten das er schon auf diesen Moment wartete und mir wurde plötzlich klar das er noch Reserven hatte die ich nicht in der Lage war anzuzapfen. Ein Blick auf die anderen Templer bestätigte meine Entdeckung. Würde eine Horde Bewaffneter versuchen das Tor und uns zu stürmen, - die blutigen Templer würden sie zurückschlagen. Ich lößte den Beutel mit der vereinbarten Summe vom Gürtel und reichte ihn dem Grossmeister. Sie hatten sich jede Münze darin teuer verdient. Höflich tauschten wir Lob und Worte des Abschieds. Doch sprach hinter der Förmlichkeit auch viel Freude und Freundlichkeit aus uns, so dass ich mir heute sicher bin in der Not auf die blutigen Templer zählen zu können. Jedenfalls hatten sie in meinen Augen schon den Sold für ihre nächste Aufgabe verdient. So gingen wir auseinander. Piofuht und ich spendeten noch dem Priester der Karavan für einen Teleportationspackt und betraten dann Fairhaven.
Während ich eine Bleibe für uns suchte machte Piofuht sich auf um die Bar zu erkunden. Dort ließen wir uns dann bis spät in die Nacht nieder um über das Geschehene zu sprechen, bis dieses seinen Tribut forderte und wir den Weg zur Unterkunft antraten.
Unsere Kraft reichte gerade noch bis ins Zimmer. Eingedeckt in den Schmutz der Strasse fielen wir Steinen gleich in einen traumlosen Schlaf. Den nächsten Morgen und alle folgenden verbrachten wir damit das Land und seine Sitten zu erkunden. Selbst den Botschafter suchten wir auf. Eine ungeordnetere Person als Repräsentanten eines Volkes hatte ich noch nie getroffen. Doch das zu erzählen ist eine eigende Geschichte wehrt.
In wenigen Tagen werden Piofuht und ich die Heimreise antreten.
Möge Jena bis dahin ihre schützende Hand über Avalae halten.
Thlindae,
ein Ratsmitglied in Tryker