Rezension zu Ryzom
Der Grund weshalb ich mich entschieden hatte, den free trial von Ryzom wahrzunehmen, war die schöne Grafik. Hier scheint ein echter Künstler am Werk zu sein.
Nachdem ich dann einige Stunden gespielt hatte, habe ich mich doch entschlossen, meinen Account wieder zu löschen.
Hier meine Kritikpunkte:
1. Die Grafik ist wirklich wunderschön und für ein paar Minuten bestaunt man nur die Bilder
aber
2. Das Spiel hat überhaupt keinen roten Faden. Außer ein paar nichtssagenden Erklärungen am Anfang die man eh schon im Handbuch gelesen hat, wird man völlig ins Nichts geworfen. Keiner erklärt wie irgendwas geht oder nennt irgendwelche Ziele. Diese Orientierungslosigkeit betrifft auch die Ausrüstung und die Fähigkeiten. Bei den so genannten Stanzas wird einem so gut wie nie erklärt, was sie wirklich bewirken. Das mit der Taste P aufrufbare Profil liefert eine Menge Zahlen aber die Bedeutung z.B. für die armor class oder etwas ähnliches bleiben völlig unklar. Bei der Herstellung von Ausrüstung werden einem die benötigten Zutaten zwar genannt, ein System aber, wie sich die Wahl der Zutaten auf die manchmal lange Liste der Eigenschaften auswirkt, bleibt völlig unerkennbar. Ganz abgesehen davon dass einem die Bedeutung vieler Eigenschaften auch völlig unklar ist,. So ist mir z.B. bis jetzt verschlossen geblieben wozu die Qualität eines Gegenstandes gut ist. Auch die Missionen sind inhaltslos und reichen von absurd (z.B. töte alle Pflanzenfresser auf der Insel) bis zu völlig uninteressant (z.B. bringe Gegenstand XX für ein paar Dapper von A nach B). Irgendwann schwant einem, dass es zunächst darum geht, sich für die Hauptinsel zu qualifizieren und man hat für kurze Zeit ein Ziel. Hat man dies dann allerdings geschafft, wird es schlimmer als zuvor. Man hat überhaupt kein Ziel mehr und auch keine Zwischenetappen sondern rennt nur noch plan- und ziellos in der Gegend umher und es macht sich jede Menge Frust breit.
3. Zum Thema Qualifikation
Schnell lernt man, dass die schnellste Möglichkeit zu Erfahrungspunkten und Geld zu kommen darin besteht, möglichst viele der harmlosen Pflanzefresser abzumurksen und auszuweiden, die überall in Scharen herumlaufen. Jetzt sind das aber alles sehr possierliche oder anmutige Tiere (siehe Thema Grafik), seien es Yubos, Caprynis oder Bodocs, die zutraulich und neugierig zu einem kommen und einen mit ihrer Nase anstupsen. Im Gegenzug ziehe ich dann mein Schwert und murkse das Tierchen ab.
Sorry meine Herren, das ist nicht mein Stiel.
Irgendwo steht, dass es auf Atys manchmal klüger ist, sich einem Kampf durch weglaufen zu entziehen. Ich habe dies beim harmlosesten aller Räuber, dem winzigen Ragus, versucht und hatte überhaupt keine Chance. Man kann sich also den Kampfhandlungen kaum entziehen und hat wenig Chancen diese faszinierende Welt einfach zu genießen.
Überhaupt ist der Kampf mit der Waffe völlig überbetont. Versucht man zum Beispiel, ein Raubtier mit einem Zauberspruch abzuwehren, so kann man maximal einen Spruch anbringen, dann hat einen der Gegner erreicht und man muss wieder das Schwert benutzen. In meinem Fall hieß das, dass ich im Nahkampf bereits auf Level 28 war bevor ich in Magie den Level 20 erreichte, obwohl ich konsequent versucht habe, den Kampf zu vermeiden.
4. Das Spiel ist viel zu mühsam.
Egal ob ich einen Zauberspruch ausspreche, Rohstoffe suche oder abbaue, oder Gegenstände herstelle, jede dieser Handlungen dauert jedesmal viele Sekunden in denen ich dasitze und einfach nur warte. Die Zaubersprüche dauern so endlos lange, dass einen manche Gegner bereits erledigt haben bevor der Spruch endlich ausgelöst wird. Es gibt es keinerlei Richtlinien oder erkennbares System, wie man das Ergebnis seiner Handlungen steuern oder gar verbessern kann (betrifft alle Handlungen, ganz besonders aber die Herstellung von Gegenständen). Auch bei der Erzeugung neuer Aktionen hat man keine wirkliche Freiheit. Vielmehr ist die Zahl der Möglichkeiten sehr beschränkt und viele Kombinationen die einem so einfallen werden garnicht angeboten, der Grund bleibt unklar. Bei vielen Aktionen bleibt auch unklar wie sie funktionieren. Es wird einfach nichts erklärt. So ist das Ganze überall orientierungslos und es bleibt nur Frust.
5. Wichtige Features fehlen:
Hierzu nur 1 Beispiel: Nach und nach sammelt man immer mehr Aktionen, zu denen man fähig ist. Diese werden im Aktionsfenster angezeigt das aus 10 Sets mit jeweils 20 Slots besteht. Das Füllen des 2. Sets beginnt, wenn das erste komplett voll ist. Jetzt ist es so, dass man bestimmte Aktionen, z.B. alles was man im Kampf brauchen kann wie starke Zaubersprüche, Kampfaktionen und Heilsprüche gerne in einem Fenster sprich Set zusammenfassen würde. Alle Handwerkeraktionen dagegen in einem anderen Set den man nur in einer gefahrlosen Umgebung öffnet. Es gibt aber keine Möglichkeit, Aktionen von einem Set in ein anderes zu verschieben. Eine entsprechende Anfrage beim Online-Support ist unbeantwortet geblieben.
6. Insgesamt nimmt mit jeder Stunde das Gefühl von Hilflosigkeit, Orientierungslosigkeit und Mühseligkeit zu. Man gewinnt zunehmend den Eindruck, dass das Spiel mit Absicht so langatmig gestaltet wurde, um die Spieler möglichst lange zu beschäftigen, sprich bei der Stange zu halten und nachdem sich daran nach dem Wechsel zur Hauptinsel nichts ändert, wirft man das Ding in die Ecke.
Schade eigentlich, denn die Grafik und das Konzept sind faszinierend und auch die Detailtreue könnte Spaß machen, wenn man wenigstens eine Ahnung hätte, was man wie erreicht und was man erreichen will.
PS: Vielleicht kann mir ja jemand ein paar hilfreiche Informationen zukommen lassen. Hierzu meine Email-Adresse:
horst.d.vogt@arcor.de