Hmm.
Nachdem ich das alles gelesen habe, kann ich einfach nicht an mich halten und muss da auch was zu sagen.
Zunächst mal: Ich kann beide Parteien verstehen.
Etwas, das hier bisher nicht erwähnt wurde (oder ich hab es sehr gekonnt überlesen *hüstel*), halte ich in dem Zusammenhang vornweg mal für erwähnenswert und möglicherweise auch sichtweisenklärend:
Silan gab es nicht seit Release des Spiels.
Bevor die Newby-Insel eingeführt wurde, gab es praktisch keinerlei Tutorial. Man hat seinen Charakter gebaut, spawnte in einem speziellen Anfängergebiet für die jeweilige Rasse (das sich lediglich durch besondere räumliche Eingeschränktheit und sehr niedrigstufige Mobs auszeichnete), und wurde quasi einführungslos auf die Welt losgelassen.
Für die "alten" Spieler ist Silan somit eine ganz deutliche Verbesserung, ja nahezu der Olymp des Spieleinstiegs.
Okay, vielleicht etwas übertrieben, aber wenn man vorher angefangen hatte, Ryzom zu spielen, und dann mal anlässlich Silan einen Twink gebaut hat, um sich diese damals neue Insel genauer anzusehen, empfand man dort doch jeden Text als wirklich glasklar formuliert und ein Maximum an Information bietend. Wohl gemerkt: Für Leute, die eh schon wussten, wie der Hase läuft.
Ich habe meinen Main Character Tinkaly damals in einem Trial lang vor Silan angefangen, dann lange nicht gespielt, dann zu Zeiten Silans nochmal angefangen, dort einen anderen Char durchgezogen, um das vermittelte Wissen mitzunehmen, mich wieder mit Tinka in Fairhaven herumgetrieben, eine Gilde gefunden und ein paar Monate in Ryzom verbracht, um dann wieder verdammt lange nicht zu spielen. Nun spiele ich seit geschätzt ein paar Wöchelchen wieder und bezeichne mich immernoch als blutigen Newby. Mein Max-Level ist 113. Im Seenland-Umgraben.
Etwas abgeschlagen darunter Heilmagie mit 85. Und nochmal: Ich fühl mich verdammt newbyig.
Das jetzt aber nur zur Information, was hinter meinem Posting für ein Hintergrundwissen steht.
Ich fand Silan damals also auch recht leicht zu verstehen, hatte ich mich schließlich ziemlich allein mit den Fähigkeiten, Stanzas, Möglichkeiten, Migrationsangewohnheiten von Ragus, Yubos usw. herumgeschlagen. Ich habe übrigens wirklich lang gebraucht, um herauszufinden, dass Kipee (die ja schon gewaltig aussehen, wenn man ihnen zum ersten Mal begegnet) nicht aggro sind. Und das hat mich ziemlich umgeworfen, schließlich war ich ihnen wochenlang (ja wirklich *g*) weiträumigst aus dem Weg gegangen.
Dennoch stimme ich auch Eyala zu, dass Silan sicherlich nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann.
Um nur ein klitzekleines Beispiel aus den Anfängen der dortigen Buddelmissionsreihe zu nennen, das das möglicherweise untermauert: Nach Abschluss der allerersten Mission wird man aufgefordert, die Fähigkeit "Basisabbau" zu lernen, soll aber eigentlich "Basissuche" lernen. Da hilft es ungemein, wenn man das Spiel schon kennt und weiß, wovon die gute Milles Dodoine da eigentlich redet. Ich habe allerdings einigen Freunden und Bekannten an der Stelle auf die Sprünge helfen müssen, die schlicht hilflos das Fähigkeitenfenster bei Yoh Yaw angeschaut und "Basisabbau" nicht gefunden haben. Ich denke, Ihr versteht, worauf ich hinaus will, das ist schließlich nur eines von recht vielen Beispielen.
Aber abseits von derlei - ich nenns mal so - Lokalisationsbugs halte ich Silan dennoch für sehr gelungen und eine gute Einführung. Sofern man sich als Spieler die Zeit nimmt, die vielen eingeblendeten Fenster auch mal zu lesen. *hüstel* Auch wenn es eine Schweinemenge Text ist, was zugegebenermaßen sehr abschreckend wirken kann.
Andererseits ist auch das Mainland das Gegenteil von einfach und verlangt vom Spieler ein gewisses Maß an Eigeninitiative und "Mitdenken", worauf Silan in meinen Augen schon ganz gut vorbereitet.
Um auch hier ein weiteres Beispiel aus der Buddelmissionsreihe zu nennen: Wenn man losgeschickt wird, um am Rand der Jagdgründe zum ersten Mal feine Materialien zu suchen, bekommt man zwar eine Nadel in die Karte gepiekst, aber die geforderten Materialien befinden sich in einem Umkreis von gut 50 m oder mehr um die Nadel herum. Mit einer Suchfertigkeit von im Optimalfall 5 m und ohne jeglichen hereingeskillten Winkel eine ziemliche Herausforderung. Ich werde _nie wieder_ vergessen, wo dieser verdammte Hash-Bernstein liegt. Vom Zun-Bernstein der Folgemission nicht zu reden, den find ich auch im Schlaf rückwärts ohne Hacke und in schwerer Rüstung.
Aber in meinen Augen ist auch genau das der große Vorteil an Ryzom. Wohl gemerkt: In _meinen_ Augen. Ich erwarte nicht, dass das jeder so sieht.
Als Tinkaly damals Fairhaven erreicht hatte, habe ich mich wochenlang kaum aus dessen Nähe getraut. Nicht unbedingt wegen der großen bösen Fleischfresser oder Kipee (die ich ja auch dafür hielt *schäm*), sondern eher, weil ich bereits begriffen hatte, dass man am besten jeden Stein beim Vornamen kennt und seinen Geburtstag brav aufgeschrieben hat.
Als ich nach entsprechenden Wochen dann von meiner Da-noch-nicht-Gilde eingesammelt und nach Yrkanis "verschleppt" wurde, war mir das fast schon zu früh. Ich war ja zu dem Zeitpunkt nicht mal bis Crystabell geschwommen.
Aber dank der reichlich anhänglichen und äußerst verfressenen Ragus und Gingos vor Yrkanis hat die Stadt dann in den Folgewochen auch nicht so wirklich viel von mir gesehen. Wenn ich nicht unbedingt wegen Gildenbelangen dort sein musste, hab ich weiter Quadratmeterchen für Quadratmeterchen das Seenland erkundet, sorgsam Nadeln in meine Karte gepiekt, herausgefunden, dass Kipee nur so böse ausschauen, Goari dagegen auch böse sind (und Clopper...), und so meine Zeit dort gut und äußerst zufrieden verbracht.
Es mag schwer zu glauben sein, aber den Porter in Zora hat Tinkaly dann doch schon seit etwa 2 ganzen Wochen. *winkt Armelia mal zu: Danke nochmal
*
Und so wie ich haben vermutlich auch eine Menge der sogenannten "alten" Spieler ihren Einstieg in Ryzom gefunden.
Atys setzt nunmal enorm auf einen gewissen Realismus. Dazu gehört eben auch, dass man nicht alles sofort kann und für Dinge arbeiten muss, sogar deutlich mehr als in jedem mir bekannten anderen MMO. Mir liegt genau das aber auch tatsächlich sehr am Herzen. Ein Level Up in Ryzom bedeutet mir deutlich mehr als in anderen Spielen, weil nicht nur mein Charakter ein paar Fähigkeitspunkte bekommt, sondern ich in der aufgewandten Zeit sicherlich auch eine ganze Menge gelernt habe, das nirgends außer in meinem Hirn (und ggf. mittels Nadel auf meiner Karte *hüstel*) dokumentiert ist.
Dennoch kann ich sehr gut verstehen, wenn einem diese Spielweise insbesondere als sonstiger WoW- oder LotRO-Spieler sehr fremd ist. Ich habe beides gespielt, lang und breit. WoW 2 bis 3 Jahre lang, LotRO nicht ganz so lang, aber für eine Lvl-50-Hobbit hat es immerhin gereicht.
Ich möchte jetzt ganz sicher nicht wieder die "Du willst doch nur, dass es wie dort wird"-Schiene fahren, ich möchte nur darauf hinweisen, dass sicherlich das Spielen eines Spieles (beispielsweise eins der beiden oberen oder auch EQ, EQ2, DAOC, wie auch immer
) eine Erwartungshaltung schafft. Einzelne Features haben einem gefallen, und wo anders findet man sie nicht gelungen. Mir ist beispielsweise das allerorten übliche Rohstoffsammeln bei Weitem zu öde. Da steht ne Erzader! --> *pöck pöck* --> Erz in Tasche. Da ist Ryzom deutlich spannender. Andererseits ist das Housing in Ryzom extrem traurig, dafür aber immerhin vorhanden, wenn auch weeeeeit abgeschlagen hinter der von mir persönlich favorisierten Variante in EQ2. Ja, das hab ich auch eine Weile gespielt, ich süchtiges Etwas.
Ich gestehe offen, dass ich beim Lesen Deiner Verbesserungsvorschläge auch viel an die genannten Spiele denken musste, Eyala, trotzdem glaube ich dir absolut, dass du nicht beabsichtigst, Ryzom in diesen "Brei" (ich greife das Wort nur auf, also nicht gegen mich verwenden - ich _mag_ LotRO, WoW und all die anderen, sonst hätte ich sie ja nicht so lang gespielt!) mit hineinzuziehen.
Du machst dir - wie die anderen hier auch - nur Gedanken darüber, wie das Spiel kommerziell erfolgreicher sein könnte. Und das finde ich extrem gut! Es zeigt nämlich, dass dir sehr wohl etwas an Ryzom liegt, denn sonst würdest du nicht deine Energie in eine Diskussion wie diese stecken. Genauso gehts mir ja auch - ich würde hier nicht schreiben, wenns mir egal wäre.
Mein Fazit ist einfach, dass Ryzom eben insgesamt auf eine ganz andere Herangehensweise abzielt. Ich wäre auch nach all der Zeit noch zufrieden damit, hätte ich die anderen Länder bisher nicht gesehen, denn - genau. Ich kenne leider immernoch nicht _jeden_ Stein im Seenland. *seufz* Und das ist tatsächlich mein voller Ernst.
*nickt bekräftigend*
Grüße,
die Tinkaly von der Argo Navis