Niemand, wird sich einst jener erinnern, die auf ihnen wandelten.
~*~
Wie die Cratchablüte im Wind wirst du tanzen.
Taumeln wie der Izam im Sturm.
Verzehrt werden, wie der Schatten vom fahlen Licht des Morgens im Winter.
Doch am Ende deines Weges, sollst du der Funke sein, der den Geist eines anderen erhellte.
Taumeln wie der Izam im Sturm.
Verzehrt werden, wie der Schatten vom fahlen Licht des Morgens im Winter.
Doch am Ende deines Weges, sollst du der Funke sein, der den Geist eines anderen erhellte.
~*~
Mit einem dumpfen Knirschen zerbrach die Maske und fiel in mehreren kleinen Teilen zu Boden. Der Gesang der Frösche verstummte abrupt und selbst das monotone Schnarren der Psykoplas erstarb. Nur der Regen prasselte unaufhörlich weiter vom Wolken verhangenen Himmel. Fassungslos starrte der Zorai in dass, was vor unendlich langer Zeit einmal ein Gesicht gewesen sein musste. Die ehemals blaue Haut hatte einen dunklen, violetten Ton angenommen und grünlich schimmernder Eiter quoll aus unzähligen weissen Pusteln. Jetzt, da ihn die Maske nicht länger zurück halten konnte, begann er die schwarzen Löcher an deren Stelle irgendwann einmal Augen, Nase und Mund seines Gegenübers gewesen sein mussten zu umfliessen. Mühsam kämpfte sich eine Schabe durch das klebrige Nass welches den Punkt bedeckte, an dem wohl einst eine zierliche Nase das Gesicht geschmückt hatte, nur um im selben Moment von einer schwarzen Zunge in den Schlund dieses .... Dings gezogen zu werden. Langsam rappelte sie sich wieder auf und wischte mit einer wütenden Bewegung die feuchte Erde von der nach wie vor makellosen blauen Haut ihrer Schenkel und kam auf ihn zu. "Du hast sie kaputt gemacht !" , fauchte sie ihn bedrohlich an. "Elender Narr, du hast alles kaputt gemacht !" Unwillkürlich wich der Zorai zurück bis seine Füsse im schlammigen Ufer des Tümpels hinter ihm zu versinken begannen. "Und jetzt ... " , zischte sie gegen den prasselnden Regen an, während Strähne um Strähne ihres nassen Haares auf dem eitrigen Gesicht zu verkleben begannen," ... jetzt werde ich dich kaputt machen ... " Geschmeidig wie eine Katze sank das blaue Ding in die Knie nur im sich im selben Augenblick mit einem irren Kreischen auf den Lippen in seine Richtung zu katapultieren.
Schweissgebadet wachte Neferath mit einem Stöhnen auf den Lippen auf.
Trotz der geöffneten Fenster erfüllte der angenehme Duft des Slavenimooses das er wie jeden Abend entzündet hatte noch immer die Luft. Er konnte also noch nicht lange geschlafen haben. Seit Wochen schon kehrte dieser Traum Nacht für Nacht zurück und wie jedesmal, war er auch in dieser an der selben Stelle aufgewacht und würde keine Ruhe mehr finden. Matt und mit tauben Gliedern stand der hochgewachsene Zorai auf und schritt schlurfend zum Fenster. Der kühle Nachtwind würde die letzte Müdigkeit schon vertreiben. Er tat es jede Nacht. Tief sog er die Düfte des Dschungels ein die vom Ostwind in die Stadt getragen wurden. Selbst hier unten, tief innerhalb der Rinde bahnte er sich noch immer seinen Weg durch den zentralen Tunnel bis hin zu den kleinen Fensterluken. Der Herbst war angebrochen, und der schwermütige Duft der langsam vergehenden Pflanzenwelt hätte das melancholische Licht das die verdorrenden Lande dieser Tage in seine Farben badete nicht besser unterstreichen können.
Dennoch verlieh die nächtliche Kühle der Luft eine erfrischende Klarheit und lies sie auf eine unbeschreibliche Weise Rein wirken. Der anbrechende Tag würde dem sicherlich in nichts nachstehen. Ein letztes Mal tief durchatmend wandte er sich vom Fenster ab und begann sich anzukleiden. Die Dochte der mit Timarifett befüllten Talgleuchten waren nicht einmal zur Hälfte abgebrannt. Es würden also sicherlich noch gute sechs Stunden vergehen bis die ersten Strahlen der Sonne Zora erreichten.
Zora, die Stadt der Morgenröte. Es gab keinen vergleichbaren Ort auf Atys und besonders im Herbst machte sie ihrem Namen alle Ehre. Jeder einzelne Zentimeter der Stadt schien die mystischen Energien des Planeten aus zu atmen wenn das bernsteinfarbene Licht der Stadtbeleuchtung sich mit dem Rot der aufgehenden Sonne zu vermischen begann. Ein kleiner Spaziergang würde ihm sicherlich gut tun und mit etwas Glück traf er sogar noch Fai-Cu Fung an bevor sie ihre Bar schloss. Bei Ma-Duk ... kam es ihm in den Sinn. Die gute Frau musste ihn mittlerweile dafür hassen das er sie all abendlich um ihren wohlverdienten Schlaf brachte und davon abhielt die Bar vor Anbruch des Morgengrauens zu schliessen.
Es war nicht weit vom Daisha Gut, dem Viertel in dem auch er wohnte bis hin zum Goo Chase Distrikt in dem die junge Zorai ihre Bar unterhielt. Sie schien ihn bereits erwartet zu haben und das aufkeimende schlechte Gewissen das ihn befallen hatte wich ehrlichen Schuldgefühlen als er in ihre müden Augen blickte.
"Sag nichts ... " , begann sie mürrisch während sie mit fahrigen Bewegungen begann die zwei bereit gestellten Gläser mit Cratchawein zu füllen. "Du konntest wieder keinen Schlaf finden nicht wahr ? " Schuldbewusst sah sie der Zorai an und nickte stumm bevor er nach dem Glas griff das sie ihm entgegen streckte. "Das kann so nicht weitergehn." Sie nahm einen tiefen Schluck aus ihrem Glas und blickte gedankenverloren durch das Rot des Weines auf seine Hände. "Im Gegensatz zu Dir brauche ich meinen Schlaf und erzähl mir was du willst, auch dein Körper braucht ihn." Sie warf ihm einen abschätzenden Blick zu. "Du wirst von Tag zu Tag bleicher. Würdest du deine Maske nicht so stolz zur Schau tragen, hielten dich die Leute schon bald für einen matisianischen Balg soviel Farbe wie du verloren hast."
"Pah !", entfuhr es Neferath. "Was soll ich denn tun ? Ich habe jeden einzelnen Medicus der verdorrenden Lande aufgesucht und keiner von ihnen wusste Rat. Keiner ihrer Zauber zeigte Wirkung und das einzige was ihre Mittelchen bewirkten waren Magenverstimmungen. Ich habe Tage gebraucht um den widerlichen Geschmack los zu werden den das Wundermittel von diesem Scharlatan Cei-Pe hinterlassen hat. Aber dieser Traum kehrt immer wieder und raubt mir den Schlaf." Erschöpft lies sich der Zorai auf eine der Bänke im Rund sinken und leerte sein Glas mit einem letzten Schluck.
"Vielleicht weil es keine medizinische Heilung für dein Problem gibt du Narr.", entgegnete Fai-Cu wütend während sie ihm nach schenkte. "Ich habe dir von Anfang an geraten meine Cousine auf zu suchen." Sie sah ihn eindringlich an bevor sie mit harter Stimme fortfuhr. "Ja-Zun Fa hat schon ganz anderen geholfen weitaus schwierigere Dinge als nur einen Traum los zu werden.", begann sie mit erhobenem Finger gestikulierend. "Was meinst du wohl warum sie die Empfängerin vom Stamm des heiligen Sap´s ist ? Mach dich auf den Weg in den vergänglichen Garten nach Matis wie ich es dir geraten habe oder lass es sein. Aber dies hier, wird die letzte Nacht sein die ich deinen Träumen zum Opfer fallen lasse und das ist mein voller Ernst."
Neferath warf ihr einen störrischen Blick zu und griff mürrisch nach dem aufgefüllten Glas. "Meinetwegen. Du lässt mir ja doch keine Ruhe mit dieser Hexe. Ich werde mich morgen auf den Weg machen und so Ma-Duk will weiss sie ja tatsächlich Rat." Verschmitzt blitzte es in den Augen Fai-Cu´s auf und bemüht ihrer Stimme einen gutmütigen Klang zu verleihen füllte sie sein noch immer volles Glas weiter bis zum Rand auf.
"Jetzt trink erstmal einen Schluck mein Freund. Sie ist keine Hexe und das weisst du auch. Du wirst ihr doch Grüsse von mir bestellen nicht wahr ? Oh und ich habe da noch etwas das du ihr mitbringen musst.",erwähnte sie beiläufig. "Sie wartet schon seit Ewigkeiten darauf und du weisst wie schwer es ist heutzutage noch einen verlässlichen Boten zu finden der etwas bis nach Matis bringt. Der Weg ist beschwerlich und der unsägliche Konflikt mit der Karavane hat dafür gesorgt das die Preise für Botengänge astromische Höhen erreicht haben. Eine einfache Barfrau wie ich kann sich all diese Gefahrenzulagen wirklich nicht leisten.", fügte sie nach einer kurzen Pause klagend hinzu und unterstrich die dringlichkeit des Ganzen mit einer theatralischen Geste. Unwillkürlich musste Neferath anfangen zu lachen. "Aye, keine Sorge. Ich werde ihr deinen Wein schon bringen. Aber jetzt lass uns den Rest dieser Nacht noch selbst davon kosten und morgen dann ... " Er nahm einen tiefen Schluck aus dem Glas nur um zu beobachten wie sie es eifrig wieder füllte und ihn erwartungsvoll ansah. "Morgen werde ich die Lieferung abholen und sie deiner Cousine bringen."
Fai-Cu lachte zufrieden auf. "Das ist der Neferath wie ich ihn kenne und liebe. Unerschrocken und immer voller Tatendrang." Sie klopfte ihm auf die Schulter und nickte bestätigend zu ihren eigenen Worten. "Vergiss mir ja nicht ihr die Grüsse auszurichten und jetzt trink Freund, meinetwegen bis die Sonne scheint. Ich lasse dir den Wein in dein Appartment bringen sobald mein Bursche ausgeschlafen hat." Kopfschüttelnd lachte Neferath sie an und prostete ihr zu. Es würde eine lange Nacht werden ...
Fortsetzung folgt