7.4 Zofe
Es war ein wenig kühl, denn noch hatte die über Pyr aufgehende Sonne die Kälte der Nacht noch nicht vertrieben, aber der strahlend blaue Himmel versprach wieder einen heissen Tag. Ascarod war wieder wie so oft in den letzten Tagen in der Nähe des Kami-Portes bei der Oase unterwegs. Er hatte sich noch bei Dämmerung aufgemacht, um in Ruhe ein wenig trainieren zu können. In letzter Zeit rannten später am Tag meist so viel Leute hier in der Gegend rum, dass man Probleme hatte einen freien Igara zum kaputt machen zu finden.
Er stand auf der Spitze eines Hügels und streifte langsam seine Magieverstärker über. Einmal tief durchgeatmet, einen Igara ins Ziel genommen und einen starken Säureschaden angesetzt. Ascarod genoss das Kribbeln in den Fingern, als das grüne Leuchten des Zaubers begann seine Hände zu umspielen.
"Huhuuuh, Ascarod".
Ascarod zuckte zusammen und der Zauber brach ab. Himmeldonnerwetter, hatte man denn nicht mal zu dieser frühen Stunde Ruhe. Er drehte sich um und wollte schon eine garstige Bemerkung loswerden als sein Blick auf die zierliche Gestalt fiel, die den Hügel herauf auf ihn zukam und ihm zuwinkte. Das war ja Zofe, die freundliche Tryker-Frau. Ascarod traf sie regelmässig und auch wenn sie bislang keine Gelegenheit zu einem Gespräch gehabt hatten, grüßten sie sich immer höflich. Zofe schien Zeit und Lagneweile zu haben, denn sie machte keine Anstalten weiter zu gehen. Da hakte Ascarod eben sein Training ab, setzte sich zu ihr und sie begannen ein immer intensiveres Gespräch. Ascarod erzählte die verworrene Geschichte seiner Gilde und Zofe berichtete von ihrer eigenen Gemeinschaft. Nach einiger Zeit gesellte sich Kredan der Sohn von Zofe zu ihnen. Dieser hatte Ascarod schon mehrfach aus misslicher Lage geholfen. Kredan begann erstmal ein mitgebrachtes Frühstück aus getrocknetem Mektoub-Fleisch, kandierten Yubo-Öhrchen und Slooki-Salat zu verspeisen. Währendessen bewunderte Ascarod die strahlende Rüstung von Kredan, eine Herstellung aus Tryker wie Zofe betonte.
So plauderten sie noch eine ganze Weile, bis Ascarod nach Pyr aufbrechen musste, da er mit Waladan und Rhonjia verabredet war. Beim Abschied rief ihm Zofe noch zu "Komm heute nachmittag an die gleiche Stelle, dann habe ich eine Überraschung für Dich".
Neugierig wie er war, konnte Ascarod kaum den Moment erwarten, als er späten Nachmittag am Kami-Porter in der Oase stand und auf Zofe wartete. Was konnte sie wohl mit der Überraschung gemeint haben? Da sah er sich auch schon in der Ferne, zwei ihrer Töchter im Gefolge, die schwere Pakete schleppten. Ascarod wunderte sich immer mehr. Nach der kurzen aber herzlichen Begrüßung, legten Zofes Töchter die Pakete vor ihm ab und Zofe bedeutete ihm sie doch auszupacken. Mit zitternden Fingern riss Ascarod die Verpackung auseinander und traute seinen Augen nicht. Vor ihm lag eine vollständige Rüstung der selben Art, wie Kredan sie am frühen Morgen getragen hatte. Ascarod zögerte, denn so ein wertvolles Geschenk anzunehmen war ihm unangenehm. Doch Zofe drängelte ihn und so legte er den Harnisch schliesslich an. Er lief an den See und bewunderte minutenlang sein Spiegelbild. So sah ein richtiger Kämpfer aus. Ascarod lief zurück und versuchte seine Dankbarkeit in Worte zu fassen, doch Zofe winkte ab. Sie verabschiedete sich und machte sich auf um mit ihren Töchtern den Tierbestand in der Oase zu dezimieren.
Ascarod sah ihnen noch eine Weile nach und sagte dann laut: "Diese Rüstung wird einen Ehrenplatz in meiner Wohnung erhalten, als Andenken an eine edle Spenderin, die einem jungen, aufstrebenden Homin mit diesem Geschenk wertvolle Unterstützung auf dem Weg des Kriegers zuteil werden lässt". Seine euphorische Stimmung wurde nur kurz getrübt, als ihm einfiel dass er am Vortag all sein Geld für gutes Material ausgegeben hatte, um sich eine neue Axt zu machen und der Erwerb einer Wohnung somit wieder in weite Ferne gerückt war. Dann nahm er seine neue Zweihand-Axt und begann ebenfalls mit dem täglichen Kampftraining.
Ascarod auf Atys
Moderator: Geist von Atys
Re: Ascarod auf Atys
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Re: Ascarod auf Atys
8. Das Lächeln Jenas
8.1 Die Erscheinung
Yrkanis. Die Stadt der Matis, von der Ascarod bislang nur in Erzählungen gehört hatte. Nun stand er am Stadttor, schaute in den umgebenden Wald und liess seine Gedanken schweifen. Schlag auf Schlag waren die Ereignisse der letzten Tage auf ihn eingeprasselt. Er liess die letzten Tage noch einmal Revue passieren.
Vor knapp zwei Wochen hatte er wieder eine Erscheinung gehabt, aber diesmal nicht im Traum. Das Erlebnis war aber nicht verstörend und beängstigend wie die letzten Male sondern kam einer Erleuchtung gleich.
Er war wie immer in der Oase unterwegs gewesen und hatte am See gerastet. Der Blick in das dunkle Wasser zeigte ihm zuerst sein eigenes Spiegelbild, die roten Haare, die bunte Tätowierung. Auf einmal liefen sanfte Wellen über die Oberfläche, das Spiegelbild verschwamm und es erschien das Gesicht einer wunderschönen Frau. Er versank in der endlosen Tiefe ihrer Augen und fühlte sich wie magisch zu ihr hingezogen. Sie sprach nicht, sondern sah ihn nur lange Zeit an. Da lief ein Schauer über Ascarods ganzen Körper, er sah helles Licht und dann wieder tiefe Dunkelheit. Und plötzlich überkam ihn eine tiefe Ruhe und Klarheit. Es gab keine Fragen mehr, keine Ungewissheit. Dann verliess ihn das Bewusstsein.
8.2 Im Auftrag der Karavan
Wenig später erwachte Ascarod aus seiner Ohnmacht. Ohne zu Zögern machte er sich auf den Weg. Sein Ziel war der Posten der Karavan in der Nähe von Pyr. Von da an begann er täglich Aufgaben für die dort anwesenden Karavan zu übernehmen. Dutzende, nein hunderte Male töte er Kipees für Fleisch und Blut, fertige Waffen an und ging in der Umgebung auf Ausschau. Von Tag zu Tag wurde er ungeduldiger und versuchte wie besessen mehr und mehr Aufträge zu erfüllen.
Dann vor ein paar Tagen war es soweit gewesen. Der Botschafter am Posten hatte ihm keinen Auftrag mehr gegeben. Ascarod war bestürzt. Hatte er etwas falsch gemacht? In diesem Moment begann der nahe Port zu surren und wie von Geisterhand erschien auf einmal eine Matis-Frau. Ascarod erkannte sie sofort, denn seit ihrem ersten Erscheinen vor längere Zeit in Pyr hatte sie sich ihm eingeprägt.
8.3 Auf nach Matis - der Trek
"Sei gegrüßt, Ascarod" sprach die Frau, "Du hast die Zeichen richtig gedeutet und uns nicht enttäuscht. Die Aufträge waren nur eine kleine Prüfung doch jetzt bist Du bereit, den letzten, entscheidenden Schritt zu gehen. Mein Name ist sukisuki und ich habe den Auftrag Dich nach Yrkanis zu bringen. Wir müssen nur noch kurz auf Unterstützung warten". Ascarod hatte es seit einiger Zeit aufgegeben, ständig nach dem Warum zu fragen und nutzte die kurze Zeit die ihm noch blieb um Rhonja und Waladan zu verständigen und zum Mitkommen zu bewegen. Er traf die beiden am Stall vor Pyr. Doch leider schlug ihm nicht die erwartete Begeisterung entgegen, sondern Waladan lehnte die Einladung zum Trek nach Matis mürrisch ab. Nach kurzem Zögern verabschiedete sich Ascarod und ging zurück zum Karavan-Posten. Die angekündigte Unterstützung war noch nicht da und Ascarod erwartete jeden Moment wieder den Porter zu hören, da näherte sich aus Pyr eine weitere beeindruckende Erscheinung. Eine weitere Matis-Frau, an Gestalt und Kleidung ebenso beeindruckend wie sukisuki, begrüßte diese herzlich und stellte sich als Inge vor. Dann ging es auch sofort los.
Was waren das nur für Frauen. Ascarod stiefelte traumwandlerisch zwischen seine beiden Begleiterinnen durch die Wüste, völlig orientierungslos hing sein Blick an Inge, die hochaufgerichtet und selbstsicher durch die wildesten Kitin-Horden spazierte. Während Ascarod ein ums andere Mal erschreckt zusammenfuhr und Todesängste ausstand, schaffte es kaum eines der wildesten Tiere sich dem Trek zu nähern. Sämtliche Angreifer wurden von Inge in Sekundenschnelle zu schwarzen Klumpen verbrannt und sukisuki sorgte mit Heilzaubern dafür, dass ihr die Kraft nicht ausging. So arbeiteten sie sich ziemlich schnell voran, vor allem nachdem der junge Fyros aufgrund einer Ermahnung von Inge aufgehört hatte sämtliche Einzelteile der getöteten Tiere aufzusammeln.
Er hatte das Gefühl für Zeit und Raum schon längst verloren und kam sich unwirklich vor, als schwebte er mit den beiden Frauen durch die Landschaft. Umso überraschter war Ascarod, als die beiden Frauen plötzlich gleichzeitig ausriefen: "Willkommen in Matis". Ohne dass er es gemerkt hatte, hatte sich die Landschaft leicht verändert und die Wüste war einer offenen Steppe gewichen. Nur wenige Zeit später kamen immer mehr Bäume hinzu und bald tauchten sie in den Wald der Grünen Anhöhen ein. Es dauerte nicht mehr lange und abermals ertönten die Stimmen der Frauen: "Willkommen in Yrkanis".
Mit fast feierlicher Stimmung betraten sie die Stadt. Ascarod wurde zum Stadtempfänger und zum Zentrums-Porter geführt. Er war sich der misstrauischen Blicke der Bewohner von Yrkanis wohl bewusst und ihm war klar, dass es einige Zeit und dauern würde bis er sich hier wirklich heimisch fühlen konnte. Wenn das überhaupt jemals der Fall sein würde.
8.4. Der Ritus
Auch wenn seine beiden Führerinnen keinerlei Anzeichen von Müdigkeit erkennen liessen, war Ascarod völlig erschöpft. Zudem war es mittlerweile mitten in der Nacht und er fragte nach einem Platz zum Schlafen. Doch sukisuki war noch nicht zufrieden. "Du gehst nicht schlafen, bevor Du nicht den Ritus hinter Dich gebracht hast" sagte sie mit einer Stimme die keinen Widerspruch duldete. Inge liess ein Räuspern hören und warf suki einen missbilligenden Blick zu.
"Lass dem Jungen doch erstmal Zeit sich hier umzusehen" meinte sie und setzte nach kurzem Zögern hinzu: "Vielleicht gefällt es ihm hier ja gar nicht und er entscheidet sich doch zum richtigen Glauben zurückzukehren".
Ascarod war verwirrt, war er doch davon ausgegangen, dass Inge ebenso wie sukisuki im Auftrag der Karavan unterwegs war. Diese zwinkerte Inge ärgerlich an und klärte ihn auf. "Inge und ich waren vor langer Zeit in der gleichen Gilde freundschaftlich verbunden, doch sie hat uns schmählich verraten."
"Und trotzdem helfe ich Dir aus alter Freundschaft dabei, einen Fyros zum falschen Glauben zu verführen" lachte Inge und zog sich etwas zurück.
Sukisuki machte keine weiteren Worte mehr, packte Ascarod und zerrte ihn Richtung Stadttor. Sie verliessen Yrkanis und kamen nach kurzer Strecke zum Altar der Karavan. Ohne zu Zögern schob suki den verunsicherten, jungen Mann zur Priesterin. Diese sprach ihn an und verlangte zu wissen, ober er bereit sei, den Glauben der Karavan anzunehmen. In diesem Moment erinnerte er sich an das Antlitz von Jena im See der Oase bei Pyr und jegliche Unsicherheit war erneut verflogen.
Schnell beantwortete Ascarod die Fragen der Priesterin und stockte nur ein einziges Mal. Die Frau hatte ihn nach seiner Zugehörigkeit zu einer Gilde gefragt und ihm die Bedingung gestellt, dass er diese verlassen müsse, solange sie nicht auch den Glauben der Karavan angenommen hätte. Wehmütig dachte Ascarod an Waladan und Rhonjia. Warum nur waren sie nicht mitgekommen. Langsam nahm er das Abzeichen der Pioniere von Atys von seinem Gewand und verstaute es sorgsam in seiner Tasche. Bald schon würden die beiden Frauen nachkommen und er konnte zurück in die Gemeinschaft.
Die letzte Aufgabe, einen Anhäger der Kami zu töten verrichtete Ascarod schnell und schmerzlos und stand kurz darauf wieder vor der Priesterin. Er leistete noch einen Tribut für die Karavan, sie hob die Hände und Ascarod fühlte mehr als er sah, wie sein ganzer Körper für kurze Zeit in strahlendes Licht gehüllt wurde. Sein Geist war erfüllt von Gedanken an Fyros, seine kleine Gilde und die vielen Freunde in Pyr und Trauer vermischte sich mit der großem Freude über seine Initiation.
Da erschien ihm Jenas Bild erneut und wieder versank er in den tiefen Augen. Und Jena lächelte, ein unbeschreibliches Lächeln und in diesem Moment wusste Ascarod, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.
8.1 Die Erscheinung
Yrkanis. Die Stadt der Matis, von der Ascarod bislang nur in Erzählungen gehört hatte. Nun stand er am Stadttor, schaute in den umgebenden Wald und liess seine Gedanken schweifen. Schlag auf Schlag waren die Ereignisse der letzten Tage auf ihn eingeprasselt. Er liess die letzten Tage noch einmal Revue passieren.
Vor knapp zwei Wochen hatte er wieder eine Erscheinung gehabt, aber diesmal nicht im Traum. Das Erlebnis war aber nicht verstörend und beängstigend wie die letzten Male sondern kam einer Erleuchtung gleich.
Er war wie immer in der Oase unterwegs gewesen und hatte am See gerastet. Der Blick in das dunkle Wasser zeigte ihm zuerst sein eigenes Spiegelbild, die roten Haare, die bunte Tätowierung. Auf einmal liefen sanfte Wellen über die Oberfläche, das Spiegelbild verschwamm und es erschien das Gesicht einer wunderschönen Frau. Er versank in der endlosen Tiefe ihrer Augen und fühlte sich wie magisch zu ihr hingezogen. Sie sprach nicht, sondern sah ihn nur lange Zeit an. Da lief ein Schauer über Ascarods ganzen Körper, er sah helles Licht und dann wieder tiefe Dunkelheit. Und plötzlich überkam ihn eine tiefe Ruhe und Klarheit. Es gab keine Fragen mehr, keine Ungewissheit. Dann verliess ihn das Bewusstsein.
8.2 Im Auftrag der Karavan
Wenig später erwachte Ascarod aus seiner Ohnmacht. Ohne zu Zögern machte er sich auf den Weg. Sein Ziel war der Posten der Karavan in der Nähe von Pyr. Von da an begann er täglich Aufgaben für die dort anwesenden Karavan zu übernehmen. Dutzende, nein hunderte Male töte er Kipees für Fleisch und Blut, fertige Waffen an und ging in der Umgebung auf Ausschau. Von Tag zu Tag wurde er ungeduldiger und versuchte wie besessen mehr und mehr Aufträge zu erfüllen.
Dann vor ein paar Tagen war es soweit gewesen. Der Botschafter am Posten hatte ihm keinen Auftrag mehr gegeben. Ascarod war bestürzt. Hatte er etwas falsch gemacht? In diesem Moment begann der nahe Port zu surren und wie von Geisterhand erschien auf einmal eine Matis-Frau. Ascarod erkannte sie sofort, denn seit ihrem ersten Erscheinen vor längere Zeit in Pyr hatte sie sich ihm eingeprägt.
8.3 Auf nach Matis - der Trek
"Sei gegrüßt, Ascarod" sprach die Frau, "Du hast die Zeichen richtig gedeutet und uns nicht enttäuscht. Die Aufträge waren nur eine kleine Prüfung doch jetzt bist Du bereit, den letzten, entscheidenden Schritt zu gehen. Mein Name ist sukisuki und ich habe den Auftrag Dich nach Yrkanis zu bringen. Wir müssen nur noch kurz auf Unterstützung warten". Ascarod hatte es seit einiger Zeit aufgegeben, ständig nach dem Warum zu fragen und nutzte die kurze Zeit die ihm noch blieb um Rhonja und Waladan zu verständigen und zum Mitkommen zu bewegen. Er traf die beiden am Stall vor Pyr. Doch leider schlug ihm nicht die erwartete Begeisterung entgegen, sondern Waladan lehnte die Einladung zum Trek nach Matis mürrisch ab. Nach kurzem Zögern verabschiedete sich Ascarod und ging zurück zum Karavan-Posten. Die angekündigte Unterstützung war noch nicht da und Ascarod erwartete jeden Moment wieder den Porter zu hören, da näherte sich aus Pyr eine weitere beeindruckende Erscheinung. Eine weitere Matis-Frau, an Gestalt und Kleidung ebenso beeindruckend wie sukisuki, begrüßte diese herzlich und stellte sich als Inge vor. Dann ging es auch sofort los.
Was waren das nur für Frauen. Ascarod stiefelte traumwandlerisch zwischen seine beiden Begleiterinnen durch die Wüste, völlig orientierungslos hing sein Blick an Inge, die hochaufgerichtet und selbstsicher durch die wildesten Kitin-Horden spazierte. Während Ascarod ein ums andere Mal erschreckt zusammenfuhr und Todesängste ausstand, schaffte es kaum eines der wildesten Tiere sich dem Trek zu nähern. Sämtliche Angreifer wurden von Inge in Sekundenschnelle zu schwarzen Klumpen verbrannt und sukisuki sorgte mit Heilzaubern dafür, dass ihr die Kraft nicht ausging. So arbeiteten sie sich ziemlich schnell voran, vor allem nachdem der junge Fyros aufgrund einer Ermahnung von Inge aufgehört hatte sämtliche Einzelteile der getöteten Tiere aufzusammeln.
Er hatte das Gefühl für Zeit und Raum schon längst verloren und kam sich unwirklich vor, als schwebte er mit den beiden Frauen durch die Landschaft. Umso überraschter war Ascarod, als die beiden Frauen plötzlich gleichzeitig ausriefen: "Willkommen in Matis". Ohne dass er es gemerkt hatte, hatte sich die Landschaft leicht verändert und die Wüste war einer offenen Steppe gewichen. Nur wenige Zeit später kamen immer mehr Bäume hinzu und bald tauchten sie in den Wald der Grünen Anhöhen ein. Es dauerte nicht mehr lange und abermals ertönten die Stimmen der Frauen: "Willkommen in Yrkanis".
Mit fast feierlicher Stimmung betraten sie die Stadt. Ascarod wurde zum Stadtempfänger und zum Zentrums-Porter geführt. Er war sich der misstrauischen Blicke der Bewohner von Yrkanis wohl bewusst und ihm war klar, dass es einige Zeit und dauern würde bis er sich hier wirklich heimisch fühlen konnte. Wenn das überhaupt jemals der Fall sein würde.
8.4. Der Ritus
Auch wenn seine beiden Führerinnen keinerlei Anzeichen von Müdigkeit erkennen liessen, war Ascarod völlig erschöpft. Zudem war es mittlerweile mitten in der Nacht und er fragte nach einem Platz zum Schlafen. Doch sukisuki war noch nicht zufrieden. "Du gehst nicht schlafen, bevor Du nicht den Ritus hinter Dich gebracht hast" sagte sie mit einer Stimme die keinen Widerspruch duldete. Inge liess ein Räuspern hören und warf suki einen missbilligenden Blick zu.
"Lass dem Jungen doch erstmal Zeit sich hier umzusehen" meinte sie und setzte nach kurzem Zögern hinzu: "Vielleicht gefällt es ihm hier ja gar nicht und er entscheidet sich doch zum richtigen Glauben zurückzukehren".
Ascarod war verwirrt, war er doch davon ausgegangen, dass Inge ebenso wie sukisuki im Auftrag der Karavan unterwegs war. Diese zwinkerte Inge ärgerlich an und klärte ihn auf. "Inge und ich waren vor langer Zeit in der gleichen Gilde freundschaftlich verbunden, doch sie hat uns schmählich verraten."
"Und trotzdem helfe ich Dir aus alter Freundschaft dabei, einen Fyros zum falschen Glauben zu verführen" lachte Inge und zog sich etwas zurück.
Sukisuki machte keine weiteren Worte mehr, packte Ascarod und zerrte ihn Richtung Stadttor. Sie verliessen Yrkanis und kamen nach kurzer Strecke zum Altar der Karavan. Ohne zu Zögern schob suki den verunsicherten, jungen Mann zur Priesterin. Diese sprach ihn an und verlangte zu wissen, ober er bereit sei, den Glauben der Karavan anzunehmen. In diesem Moment erinnerte er sich an das Antlitz von Jena im See der Oase bei Pyr und jegliche Unsicherheit war erneut verflogen.
Schnell beantwortete Ascarod die Fragen der Priesterin und stockte nur ein einziges Mal. Die Frau hatte ihn nach seiner Zugehörigkeit zu einer Gilde gefragt und ihm die Bedingung gestellt, dass er diese verlassen müsse, solange sie nicht auch den Glauben der Karavan angenommen hätte. Wehmütig dachte Ascarod an Waladan und Rhonjia. Warum nur waren sie nicht mitgekommen. Langsam nahm er das Abzeichen der Pioniere von Atys von seinem Gewand und verstaute es sorgsam in seiner Tasche. Bald schon würden die beiden Frauen nachkommen und er konnte zurück in die Gemeinschaft.
Die letzte Aufgabe, einen Anhäger der Kami zu töten verrichtete Ascarod schnell und schmerzlos und stand kurz darauf wieder vor der Priesterin. Er leistete noch einen Tribut für die Karavan, sie hob die Hände und Ascarod fühlte mehr als er sah, wie sein ganzer Körper für kurze Zeit in strahlendes Licht gehüllt wurde. Sein Geist war erfüllt von Gedanken an Fyros, seine kleine Gilde und die vielen Freunde in Pyr und Trauer vermischte sich mit der großem Freude über seine Initiation.
Da erschien ihm Jenas Bild erneut und wieder versank er in den tiefen Augen. Und Jena lächelte, ein unbeschreibliches Lächeln und in diesem Moment wusste Ascarod, dass er die richtige Entscheidung getroffen hatte.