Bei der Entdeckung Amerikas denkst Du wahrscheinlich weniger an die Wikinger als vielmehr an die Conquistadoren, die das Land in der Neuzeit bzw. dem sehr späten Spätmittelalter eingenommen haben. Die haben es sich freilich einfach gemacht: Indianer wurden, ganz amtlich, zu Tieren erklärt, die nur zufällig Menschen "ein bißchen" ähnlich sehen. Bevor man jetzt aber auf die Spanier schimpft, sollte man nicht vergessen, daß bis vor weniger als 150 Jahren von den Neu-Amerikanern mit den Eingeborenen kaum anders verfahren wurde und Sklavenhaltung sehr in Mode war - Sklaven wurden ebenfalls nicht als Mensch, sondern bestenfalls Wertobjekt angesehen. Jaja, wir sind schon eine besonders nette Säugetierrasse, und besonders nett ist es, wenn man sein Gewissen in der Kirche zur Reinigung abgeben kann ...Solaya wrote:Betrachten wir also eine mittelalterliche Gesellschaft, die von herben Verlusten im Krieg gegen "böse Wesen" (=Kitin) geprägt ist, Pioniere die eine neue Welt für sich bewohnbar machen (zB entfernt vergleichbar mit der Entdeckung Amerikas). Es ist eine raue, harte Welt.
Was ich in diesem Modell vor allem interessant finde ist die Tatsache, Solaya, daß als einzige Triebfeder für die Homins Gier dargestellt wird - oder (*hüstel*) ein besonders morbider Spieltrieb. Klar, alle Homins stehen wieder auf (und bei vielen fragt man sich, warum - zumal wirklich religiös überzeugte Anhänger Jenas oder Ma-Duks sollten eigentlich nahezu verzweifeln). Aber das ist eben kein Schachspiel: theoretisch leidet jeder Homin in der Schlacht, weil es nämlich schmerzt, gegrillt, vergiftet oder in zwei Hälften gespalten zu werden.Solaya wrote:... es hat sich eine Art Wettstreit entwickelt, die neue Welt, der Run aufs Gold der Inkas, die Eroberung fruchtbaren Bodens für sich selbst. Hier wird durch das Individuum nur eine kleine Gruppe Bezugspersonen als wertvoll und schützenswert eingestuft (zB eigene Familie - vgl. Ryzom Gilde/Faction).
Da wie bereits sehr treffend erwähnt, der endgültige Tod des Homins nicht durch einen anderen Homin (Ich spreche hier rein spielbezogen - natürlich können einzelne Spieler auf andere Spieler einwirken) bewirkt werden kann ist die Situation meines Erachtens eindeutig für die ... Variante.
Dieses Spiel ist ein Wettstreit und das Töten eines anderen in diesem Wettstreit ist kein eigentliches Töten, sondern ein "Ausschalten auf Zeit".
Ansonsten - für die, die auch RL zu einer Religion angehören - Ihr wißt ja, daß auch der irgendwann unvermeidliche Tod des Spielers nicht endgültig ist, nicht? Richtig schön wird's ja erst, wenn Eure Götter Euch in die Arme schließen, sei's im Himmel, an Odins Tafel oder sonstwo ...
Der berühmte Punkt, ja. Der, mit dem man die Diskussion dann immer gerne beenden möchte. Der "Ich-dulde-keinen-Widerspruch-und-Basta!"-Punkt. Die rhetorische Keule. Sollte man als ersten Satz in jedes Forum schreiben: eigentlich bräuchten wir dann den größten Teil der Foren nicht mehr ... Im Grunde sagt er aus: ich habe recht, und ihr nehmt alles viel zu ernst, wenn ihr anderer Meinung seid und seid griesgrämige Spielverderber. Ich bin hingegen der Ansicht: wenn man ein Spiel mag, dann wird man sich bemühen, es gut zu spielen. Ich kann RL ganz anders sein, denken, fühlen als Salazar, aber im Spiel versuche ich, er zu sein - wie ein guter Schauspieler versucht, einen Charakter zu verkörpern. Und das kann er nur, wenn er den Charakter ernst nimmt. Ich lese gerade eine historische Vampirgeschichte, die im Wesentlichen zeigt, daß der Autor sich nicht einmal die Mühe der Recherche gemacht hat. Klar, "nur" eine Geschichte. Aber der Verfasser hatte schon in dem Moment bei mir verloren, als er 1899 in Schottland die Wölfe heulen ließ (und so ging es weiter). Auch eine Story braucht ein Fundament, das glaubwürdig ist. Manchmal ist es notwendig, Ernst zu sein (um Wilde zu paraphrasieren). Und deshalb Respekt vor Mr. McFarland, und Respekt vor allen, die Ryzom IG in dem Maße Ernst nehmen, das wir brauchen, um eine bespielbare, atmende Welt daraus zu machen - unseren Sandkasten, in den wir unsere Phantasie gießen.Solaya wrote:Was die Gefühle eines einzelnen Homins nach einer Schlacht oder gar einem Mord betrifft, so werden davon sicherlich viele nicht ausgespielt, doch nun sind wir wieder an diesem Punkt: Es ist ein Spiel.
(P.S.: Das ist übrigens kein Angriff auf Dich, Solaya - aber in Deinem Posting war alles drin, was ich wollte . Nichts für ungut, und danke für die Co-Autorenschaft an dem hier. )