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Lylaneas Wege...

Posted: Tue Jun 14, 2005 12:09 pm
by acridiel
Ein Herbstmorgen in Yrkanis, der Hauptstadt von neu Matia.
Sitz des Königshauses und nach ihm benannt. Erwachsen dort wo einst der Pfeil des verstorbenen König Jasson den Boden traf, als er zuerst den Blick über die Wälder der Grünen Anhöhen gleiten ließ.

Die Luft ist klar und noch kühl. Angefüllt mit den Tautropfen der Nacht. Leichter Nebel liegt über den Bäumen. Und von ferne schallt das fast schon vertraute brüllen, einer Bodok-Herde herüber.
Die Sonne schickt ihre ersten Strahlen über den Rand der Klippe an dem die Hauptstadt erschaffen wurde. Die langen Schatten der Heimbäume ziehen über das Land und verlieren sich im die Stadt umgebenden Wald.

Leicht fröstelnd bleibt die rothaarige, junge Frau vor der Tür zu ihrem Heimbaum stehen und blickt über die Pfade die sich zwischen den Baumriesen hindurch schlängeln. Knapp über dem Hügel vor ihr sieht sie den oberen Teil der Energiestation des Karavan Schreins. Fauchend zucken lange, blaue Funkenbahnen vom Körper der Apparatur zu einem schwebenden Panel knapp über ihrer linken Flanke und zurück. Wie die Zungen von zahllosen, riesigen Schlangen. Noch immer erschrickt die junge Homin manchmal vor diesem Geräusch und Anblick.

Ob es tatsächlich eine so gute Idee war nach Yrkanis zu kommen?
Nun hatte das Schicksal bereits zweimal aus ihrer mutigen Unternehmung ein Desaster gemacht.
Wie leer doch die Wohnung war. Ohne sie.
Grade erst wenige Tage war es her, dass Linda gegangen war.
Ihre Schwester. Ihr vertrauter Halt in einer ihr noch immer fremden Welt.
Doch, war sie nicht selbst schuld daran? Wenngleich Linda auch immer die Langsamere und Gröbere von ihnen gewesen war, so war sie doch auch die Stärkere und trug Verantwortung wie keine Zweite.
Jedoch wuchs Linds Heimweh bald ins Unerträgliche. Sie entschloss sich auf die Insel zurück zu kehren und den Eltern auf dem Hof zu helfen, diesen zu beschützen und den Neuen Landen den Rücken zu kehren.
Lylanea hingegen, trotzig wie eh und je, wie immer unfähig ihre Gefühle wahrhaftig zu zeigen, ließ ihre Wissbegierde über die neue Welt die Oberhand über Trauer und Schmerz über den Weggang der Schwester und die Sehnsucht nach dem Heim gewinnen. Sie blieb.

Der Abschied war lang und schwer. Doch blickten beide nicht zurück als sie die Küste verließen.
Die eine an Bord eines Schiffes. Unterwegs in die schleierhafte Vergangenheit.
Die andere auf dem Rücken eines Mektoubs, welches sie zurück gen Yrkanis, der stolzen Hauptstadt tragen sollte. In eine ungewisse Zukunft.

Und da war sie nun. Blickte aus dem Fenster auf das langsam erwachende Yrkanis. Auf jenes Gildenhaus, das am Vorabend eines Teiles von sich unwiederbringlich beraubt worden war. In dem langsam die Lichter der Nacht gelöscht wurden und welches nun zu vollem Leben erwachte. Und das ironischer Weise beides unter sich vereinte. Ihre Vergangenheit und ihre Zukunft.
Was für eine Nacht war dies gewesen.
Diese Nacht würde ewig ihren Nachhall in ihrem Leben finden.
Die Nacht der Veränderung.

Glücklich hatte sie sich dereinst einer Reihe von Freuden Lindas angeschlossen, welche eine Gilde zum Ruhme des Volkes gegründet hatten. Und es war schön. Solange es andauerte.
Unmut machte sich breit und vergiftete die Reihen der einstmals treuen Freunde.
Bis zum Eklat.
Die Gilde zerbrach. Ein weiteres Mal stand sie fast allein da. Enttäuscht war sie von ihren Mitstreitern. Ja, auch sie hatte für einen Weggang gestimmt. Auch sie hatte dem Unmut nachgegeben. Doch war ihr jeder Homin wichtig. So auch er, jener große nun gebrochene Krieger und Lehrer, den andere nun hassten. Sie redete mit ihm und sie gingen als Freunde auseinander.
Einige Wenige waren ihr geblieben, von Gestern noch so vielen.
Ume. Eine Gelehrte und weise Freundin, die jedoch manchmal ein wenig weltfremd scheint.
Vetter Nuvad. Grad vor wenigen Tagen auf Matis eingetroffen und doch schon so forsch und wagemutig wie der älteste Fyros-Krieger.
Samtpfote. Lieber Samtpfote. Ihr teuerster Freund. Stets vermochte er es sie zum Lachen zu bringen. Und stets flirtete sie mit ihm. Doch könnte ihr Herz je einem Andern gehören?

Nein. Diese Erinnerung tat zu sehr weh. Sie drängte die Dämonen ihrer Vergangenheit zurück in das Verließ, welches sie in den tiefen ihrer Seele geschaffen hatte.

Sie musste nun nach vorn sehen! In eine ungewisse Zukunft. Angefüllt mit den Schrecken des Kampfes gegen die Kitin. Des Widerstandes gegen den Zerfall, der ganz Atys bedrohte.
Hoffentlich würde sie in jenen, die sie in der vergangenen Nacht kennen gelernt hatte, die wahren Mitstreiter finden die sie immer gesucht hatte. Dieser Orden von Homins hatte sich dem Wissen verschrieben. Jena und ihren Gesandten den Karavan. Und selbst wenn ihr die kalten Gestalten mit ihren hinter spiegelnden Masken verborgenen Gesichtern manches Mal unheimlich erschienen. So waren sie doch eine bessere Wahl als jene grotesken Ungeheuer und Zwerge die sich in den Wäldern herum trieben und welche die Homins mittels seltsamer Magie in ihren Bann zogen.

So diese beiden Mächte das Ziel der Vernichtung der Kitin verfolgten, würde sie Seite an Seite mit den Kriegern beider stehen. Doch würde sie nie zu Pflanzen beten. Oder Geistern. Nein, sie glaubte fest an Jena. Und daran, das sie eines Tages zurückkehren würde um die Homins zu Einen und Atys zu retten, vor den Chitinverkrusteten Monstern aus den Urwurzeln und jenem Gift, welches die Dschungel von Zorai heimsuchte. Noch traute sie sich nicht es mit eigenen Augen zu betrachten. Doch der Tag würde kommen. Sie war seid wenigen Stunden Priesterin. Hatte ihre Weihen im Kampf empfangen und ihre Heilkünste konnten nur wenige übertreffen. Sie würde all ihre Macht diesem neuen Orden schenken. Und inniglich hoffen, dass sie nicht ein weiteres Mal enttäuscht würde.
Kurz nachdem sie Jeans Atem auf sich gespürt und die neue Macht sie erfüllt hatte, suchte sie den Orden auf und fand sich in wärme und Freundschaft empfangen.
Nun, ist sie wieder eine Adeptin. Eine Unwissende. Erneut...
Sie wird wissen.

Entschlossen drehte sie sich um. Warf einen dünnen Mantel über die Schultern und ließ durch der Tür ihrer Wohnung, die sie sich vom Munde abgespart hatte. Über die Straße. Vorbei am Marktplatz, auf dem schon zu solch früher Stunde reger Betrieb herrschte. Das Schiff der Karavan summte dunkel über ihrem Kopf und vollführte erratische, zuckende Bewegungen in der ansonsten stillen Morgenluft. Fast so als wäre es lebendig.
Die Blicke der schwarz gekleideten Gestalten glitten über sie hinweg wie über ein Insekt. Hinter den schimmernden Masken, war weder Gesicht noch Gefühl zu erkennen. Eilig schritt sie aus. Auf die Tür zu hinter der sich die Hallen des Ordens befanden. Sie nickte dem Verwalter des Hauses kurz zu und verschwand durch das schimmernde Portal, welches nur Mitglieder des Ordens passieren konnten.
Dies nun würde ihr erster Tag als Adeptin der Illuminati Jenae sein.

Ob Jenas Licht jemals die Schatten auf ihrer Seele erleuchten würde?

Lylaneas Wege... Die Geburt der Schwestern

Posted: Tue Jun 14, 2005 12:11 pm
by acridiel
Die See ging schwer und über der kleinen, sturmgepeitschten Insel hingen Wolken so tief und schwarz, wie die Höhlen der Urwurzeln.
Blitze zuckten und der Wind rüttelte bog die Äste der hohlen Bäume in denen die Matis wohnten fast bis zum bersten. Regen hatte die Wege aufgeweicht. Und eine dick vermummte Gestallt schleppte sich durch die Naturgewalten. Eine kleine Lampe vor sich haltend deren Licht im tosenden Sturm grade so weit reichte wie ihre Schritte .Und deren schwankender Schein es fast so erscheinen ließ als hätte sie 2 Schatte. Mit aller Macht stemmt sie sich gegen den Sturm und betete zur Göttin, das ihre aufgeweichten Stiefel nicht im Morast stecken bleiben, oder ausrutschen mögen, so das sie womöglich das Licht verlor. Weiter stolperte sie durch die tosende Nacht, bis sie in der Finsternis zwei Lichter sah. Erleuchtete Fenster eines Hauses.

„Wo bleibt nur die Habamme?!“
Niccio Viccion starrte aus dem Fenster. Dann ruckte er herum und lief zurück zum Bett, in dem seine Frau lag. Schweiß stand ihr auf der Stirn und Ihr Gesicht war vor Anstrengung bleich.
„Liebster, sie wird kommen. Du weißt doch wie sie ist. Nichts wird sie aufhalten. – Nicht einmal dieser Sturm.“, keuchte Lydina, mit nur schwer verhohlenem Schmerz.
Ihr Bauch war aufgebläht und prall. Die Wehen hatten schon vor Stunden begonnen und bald musste es soweit sein. Wenn nur die stolzen Männer ein wenig mehr von uns Frauen verstehen würden, dachte sie bei sich. Da bohrte sich erneut der glühende Dolch einer starken Wehe in ihren Unterleib. Sie stöhnte auf und Niccio ergriff voller Schrecken ihre Hand. Er schien mehr Angst zu haben als sie. Sie blickte in seine goldenen Augen.
Angefüllt mit Liebe und Sorge waren sie. Sie liebte ihn noch immer wie am ersten Tag. Und sie sah das auch er sie liebte. Und nun würde sie ihm mit Jenas Hilfe ein Kind schenken. Welch größeres Glück könnte es geben?

BUMM - BUMM!
BUMM - BUMM!
Die Tür erzitterte unter den Schlägen einer ungeduldigen Faust. Niccio rannte hinüber und riss den Riegel zu Seite. Augenblicklich sprang die Tür auf und Wind und Regen peitschten eine dunkle, triefende Figur durch die Öffnung, die in den Raum stolperte und auf die Knie sank.
Der Matis stemmte sich gegen die Tür und mit großer Mühe gelang es ihm sie zu schließen und die Dämonen des Sturms außerhalb ihres Hauses zu lassen. Oder nicht?
Er drehte sich zu der hustenden Gestallt am Boden um und schritt vorsichtig auf sie zu.
„Niccio?! Ist es die Amme?! Bitte... Schnell!!!“ erklang es schmerzerfüllt vom Wochenbett.
Lydinas Ehemann zögerte ihr zu antworten. Was er dort sah, in einen durchweichten Mantel gehüllt, schmutzig und schwer atmend, konnte doch keine Hebamme sein? Da hob die Gestallt eine Hand.
Schlanke, leicht knochige Finger reckten sich aus dem nassen Stoff und stießen die Kapuze zurück. Rabenschwarzes Haar kam darunter zum Vorschein. Nass und zerzaust, durchzogen von einigen golden anmutenden grauen Strähnen, schimmerte es im Licht der Lampen. Der Kopf ruckte hoch und blickte zum Wochenbett hinüber.
„Wer sollte es sonst sein?! Selbst die Kitin wagen sich nicht hinaus in einer solchen Nacht.“, erklang die vertraut raue Stimme von Reyba Gioggi, der Hebamme der Exilsinseln.
Ächzend begann die Frau sich zu erheben und Niccio eilte herbei um ihr zu helfen. Doch wehrte sie seinen Versuch mit einer barschen Geste ab und kam ein wenig wacklig auf die Beine.
„Wie steht es!?“ rief sie dem Bett entgegen, wo sich Lydina auf ihre Ellebogen aufstütze um sie sehen zu können. Sie machte einige Schritte auf die Liegstatt zu, schälte sich dabei aus ihrem schweren, mit Wasser voll gesogenen Mantel und ließ ihn achtlos fallen. Sie war in einfaches weißes Leinen gekleidet. Dick gefüttert gegen die Kälte, aber schon recht alt und verschlissen. Niccio starrte auf ihren Rücken.
„Es ist soweit.“ stieß seine Frau zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „ Ihr kommt genau rechtzeitig!“
„Aha. Wo ist das Wasser?!“, mit einer fahrigen Handbewegung in seine Richtung zeigte die alte Frau das sie wohl ihn meinte. Niccio blickte sie weiter an.
„ eh.. Wasser?..“ brachte er hervor.
„Das HEIßE Wasser! Du Dorftrottel. Los, bring es mir. Und die Tücher!“ herrschte sie ihn an ohne den Blick von Lydina zu wenden. Und leiser fügte sie hinzu: „Den Rest müssen ich und Deine Frau ja allein machen. Da kann man ja wohl erwarten das die Herren auch einmal etwas tun, oder? Na mach schon!“
Niccio stürzte in die Kochnische der kleinen Kate. Dort blubberte bereits seid Stunden ein Kessel über dem Feuer, den er immer wieder nachgefüllt hatte. Er griff den Deckel und ließ ihn scheppernd zu Boden fallen.
„Und gieß etwas kaltes Wasser hinein, es soll ja nicht kochen!“ erscholl es rau aus dem Hauptraum.
Verzweifelt blickte sich Niccio nach einem Tuch um während er die schmerzenden Finger seiner rechten im Mund hielt. Dort lagen nur die Tücher für die Geburt. Er griff einige von ihnen mit der Linken und hob den Topf so an seinem Henkel vom Feuer. Eilig goss er kaltes Wasser aus dem Bottich nach und trug dann, den zweiten Stapel Tücher in der schmerzenden Hand haltend alles zum Bett.
Reyba hatte inzwischen die Laken und das Gewand von Lydina gehoben und murmelte leise vor sich hin. Als er den Kessel abstellte und sich neben die Amme hockte würdigte sie ihn noch immer keines Blickes, sondern winkte nur unwirsch mit der Linken.
Er starrte die Hand an.
Sie winkte erneut.
„Ehm...?“
„Ein TUCH du Gingohirn! – Können Männer auch etwas anders als schlafen, jagen und fressen?“
Platschend tauchte Niccio ein Tuch in das noch immer recht heiße Wasser. Seine verbrannten Finger protestierten, doch biss er die Zähne zusammen und reichte es der wartenden Hand, deren Finger erstarrten als sie es berührten.
Ein tiefes, zufriedenen seufzen entrang sich der Kehle der Frau und sie legte sich das dampfende Tuch um die zitternden Schultern.
Niccio starrte verblüfft auf das weiße Tuch, das sich nun dampfend um den Hals der Hebamme schmiegte. Diese sprach nun mit etwas sanfterer Stimme.
„Gut gemacht mein Junge. Nun gib mir noch eines, damit ich mir das Gesicht und die Hände trocknen kann und dann geh zu Deiner Frau. Sie braucht Dich da oben mehr als ich hier.“
Noch immer etwas konsterniert reichte der werdende Vater ihr ein trockenes Tuch und huschte dann zum Kopfende des Bettes, wo seine Frau ihn bereits mit flehendem Blick erwartete.



„Es ist ein Mädchen! Und ein wunderschönes noch dazu!“ erklang es zufrieden vom Fußende des Bettes. Erleichtert atmete Niccio auf. Es hatte Stunden gedauert, in denen er alles getan hätte um das Leid seiner Frau zu lindern. Stunden voller Stoßgebete und geflüsterter Liebeschwüre. Aber, endlich war es soweit. Eine Tochter.
Draußen tobte noch immer der Sturm und schien noch an Wut zuzunehmen. Sein Heulen erfüllte die Luft und der Donner erklang wie fyrosianische Kanonen. Die Wände zitterten und Wasser wurde vom Wind durch die kleinsten Spalten gepresst und tropfte zu Boden. Reyba hob den Kopf, ihr zerzaustes Haar schien wie elektrisiert vom Sturm. Sie legte den Kopf schief und lauschte in die Nacht hinaus.
Zum ersten Mal sah Niccio nun ihr Gesicht in dieser Nacht.
Von Anstrengung und Kälte gezeichnet, war es zwar erschöpft und alt, doch sah man noch deutlich, dass dereinst eine wahre Schönheit ihren Weg auf diese Inseln des Exils gefunden hatte. Ihre Hohen Wangenknochen betonten die dunklen Augenbrauen, die sich über leicht schrägen, eisblauen Augen in eine von Falten durchfurchte Stirn schwangen. Ja, diese Augen waren sicherlich Seherisch begabt. Davon war Niccio überzeugt.
„Die Elemente streiten sich mit Jena um dieses Kind.“ murmelte die alte Frau.
„Ihr Weg wird nicht einfach sein. Sie wird zerrissen sein zwischen den Dingen. Sie wird zwiegespalten sein. Eine Seele der es nicht leicht fallen wird sich zu entscheiden.“
Ein Donnerschlag ließ das Haus erbeben. Und gleich darauf folgte ein weiterer. Zwei Tassen vielen krachend von einem Regal und zwei Wassertropfen landeten deutlich hörbar in der auf den Donner folgenden Stille im Kessel mit dem warmen, blutig roten Wasser. Die Amme blickte an sich hinab. Nur ihre Rechte war blutverschmiert und in der rechten Armbeuge hielt sie auch das Kind. Es lag noch ein zweiter Stapel sauberer Tücher zu ihren Füssen.
Jena, dachte sie bei sich. Es wird doch nicht...
Lydina schrie auf. Ihr Rücken krümmte sich in einer heftigen Wehe. Im selben Moment als ein weiterer Donnerschlag die Welt einhüllte.
„Es sind Zwei! Neues Wasser Niccio! Schnell!!!“



„Zwillinge...“ seufzte Niccio zum wiederholten Male ungläubig an diesem Morgen. Er küsste sanft die Stirn seiner schlafendenFrau und schob eine Locke rostroten Haares aus ihrem Gesicht. In jeder Armbeuge ein schlummerndes Bündel, lag sie in ihrem Bett. Die Kinder hatte beide ihre Haarfarbe. Die Ältere auch ihre wundervollen grünen Augen, doch die zweite schien die seinen geerbt zu haben. Wie golden flammender Bernstein schimmerten sie. Oh, wie war sein Herz aufgegangen, als er zum ersten Mal in ihrer beider Augen blickte.
Eine Hand legte sich ihm sanft auf die Schulter.
„Der Sturm hat aufgehört in dem Augenblick als sie zum ersten Mal schrie. Sie wird eine starke Stimme haben, die Kleine.
Jena hat euch gesegnet. Dies ist das erste Zwillingspaar das ich zur Welt bringe auf diesen Inseln. Und ich habe schon einigen Kindern auf diese Welt geholfen. Sie werden es nicht leicht haben, die zwei. Sie teilen sich eine Seele. Sie werden nie ganz einig sein, wie Geschwister nun einmal sind und sich doch immer verstehen. Ihr Weg wird steinig sein und sie werden ihn wahrscheinlich auch nicht immer gemeinsam gehen, aber sie werden niemals wirklich allein sein.“
„Habt Dank, Amme Reyba. Wie kann ich Euch für dieses Glück nur danken?“
„Dank nicht mir, sondern Jena. Genauso wie es Dein Vater getan hat. Wer hätte damals gedacht dass Du einmal ein solches Wunder zu Stande bringst. Ich sicher nicht.“ Sie drückte seine Schulter und ließ ab von ihm.
Niccio stand auf.
„Gib deiner schönen Frau von nun an jeden Tag einen Becher von diesem Tee. Das wird sie bei Kräften halten und besorge die Sachen die auf dieser Liste stehen, sobald das Wetter es zulässt. Ich gehe jetzt. Das du mir ja gut acht gibst auf die Beiden.“ Mit diesen Worten hob sie ihren Mantel vom Boden auf, beäugte ihn etwas niedergeschlagen und mühte sich schließlich ächzend in den noch immer feuchten Stoff. Noch ehe Niccio etwas sagen konnte war sie zur Tür getreten und stieß diese auf.
Licht flutete herein. Vögel sangen in den Bäumen und die Sonne irisierte in Millionen von Regentropfen.

Re: Lylaneas Wege...

Posted: Tue Jun 14, 2005 3:17 pm
by acridiel
Grade eben ergab sich eine neue Möglichkeit für eine Story.
Es geht mal wieder ein Spieler von dannen. :(
Und sein Charakter... Nunja...

Lest selbst.

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Lylanea läuft durch die majestätischen Gärten. Vorbei am Lager der Grünen Samen und an der Arena.
Es ist ihr egal ob Ragus, oder Gingos an ihrem Kleid zerren, sie beachtet die lästigen Räuber nicht und läuft einfach weiter.
Die Augen stur gradeaus gerichtet und von Tränen umwölkt läuft sie am Hügel der Psykoplas vorbei und biegt schließlich von der Straße ab ins Unterholz hinein.
Einige Kipees beäugen sie neugierig,doch sie schenkt ihnen keine Beachtung.

Sie erklimmt die steile Kante des Turmbrückenweges und überquert die natürliche Brücke und betritt die Kleine Höhlung an ihrem Ende.
Hier ist ein guter Platz.
Nahe dem an dem sie zum ersten Male mehr für ihren Freund empfand. Und weit weg von dem Ort an dem sie seine Gefühle zu sehr verletzte,als das es wieder gut zu machen gewesen wäre.

Die Nacht senkt sich langsame herab und im kräftigen Orange, schimmert das fliegende Symbol der Karavan über dem Grenzposten wie ein grüner, tröstlicher Stern über der Ebene.
Als der große Planet im Westen aufgeht und der kleine Mond über ihr steht, hebt sie ein neues Instrument aus ihrer Tasche.
Auf den ersten Blick erscheint es wie eine Flöte, doch ist sein Durchmesser größer und es sind 8 Löcher in das dunkle schwere Holz gebohrt. Das Mundstück besteht aus feinstem Bernstein umbunden mit Ora Leder und einem breiten Flachen Lufteinlass versehen.
Sie wischt sich einige Tränen aus dem Gesicht und setzt das Instrument an ihre Lippen.

Sein Klang ist tief und voll. Fast geisterhaft, schwebt er über die gigantischen Äste des Trumbrückenweges.
Vibrierend bricht sich der Ton an den Wänden der Passage und wird verstärkt, so das die Noten auch über die Grenzen der Holzformation hinaus hörbar sind.

Die Melodie ist schwermütig und getragen. Ein Requiem.
Das von Mut , Kraft und Ausdauer erzählt.
Von großen Taten und wahrer Kunst.
Von Freundschaft, die zu Liebe gedieh und doch am Ende zerbrach, noch bevor ihre Flamme wahrhaft brannte.

Sanft gleiten die Töne über das sommerliche Gras und streicheln das glänzende Holz des Hügels.
Regen zieht auf und die Melodie gleicht sich seinem leisen Rauschen an. Nutzt es als Konterpunkt .
Noch klagender hallen die tiefen Töne wieder und steigen empor zu den Sternen. Eine Bitte mit sich tragend.

Jena, behüte seine Seele.

Schleißlich beginnt der Horizont sich rosarot zu färben und die Wolken ziehen von dannen. Erlauben wieder den Blick auf die langsam aufsteigende Sonne.
Erschöpft und müde setzt Lylanea das Instrument ab.
Sie hat keine Tränen mehr.
Doch schaut sie noch kurz in die Sonne.Flüstert ihr noch einige Worte vertrauliche Worte zu bevor sie sich umwendet und zurück gen Yrkanis geht.

"Verzeih mir mein Freund. Ich liebte Dich trotz allem."

Re: Lylaneas Wege...

Posted: Thu Jun 16, 2005 1:03 am
by acridiel
OOC:
Diese Stoy is schon etwas älter, da hab ich noch Clopper solo gejagt. *g*
Und dachte mir: "Wie würde so ne Jagd wohl in RL aussehen?"
Bittesehr.

Enjoy :D

Acridiel
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Die Sonne brannte unbarmherzig auf Ovlovaks Oase nieder.
Staub waberte umher. Aufgewühlt von den Schwingen eines Schwarms Igaras, die sich kreischend in die Luft erhoben, als ein wütend zischender Clopper durch ihre Gruppe brach. Der massive Krebs schenkte den flatternden Flugechsen keine Beachtung. Er lief gradewegs auf seine vermeintliche Beute zu. Seine Mandibeln klapperten in gieriger Vorfreude.

Der Staub juckte in der Nase und auf der Haut. Die feine Schicht des gelblich glitzernden Sandes wurde nur durchbrochen von vereinzelten Schweißperlen, die bevor sie verdunsteten eine kurze, feuchte Spur hinterließen.
Jetzt keinen Muskel rühren. Sekunden dehnten sich zur Ewigkeit.
Clopper Fleisch galt in Pyr als Delikatesse und auch viele andere Teile dieser Tiere waren verwertbar. Nur waren sie ungemein schwer zu erlegen. Ihr Panzer schützte sie vor den meisten Waffen, nur mit einer Lanze konnte man ihnen wirklich effektiv begegnen.
Ihre Lanze, ein Tryker Dreizack, den ihr ein alter Krieger geschenkt hatte bevor er Pyr verließ, ruhte auf ihren Schenkeln. Sie hockte mit dem Rücken zum anstürmenden Riesen-Krustentier. Eine gefährliche aber effektive Methode der Jagd.
Die Igaras stoben um sie herum und einige berührten sie in ihrer panischen Flucht sogar mit den Spitzen ihrer Flügel.
Es kam darauf an den rechten Zeitpunkt zu wählen. Wenn der Mannshohe Krebs ausholte um mit seinen riesigen Scheren zuzuschlagen erhob er sich für eine kurzen Augenblick und ließ seine Fresswerkzeuge ungeschützt. Diesen verwundbaren Punkt galt es zu treffen, um das Tier möglichst schnell und unbeschadet zu erlegen.
Die Igaras kreischten nun etwas weiter entfernt und das knacken der Beingelenke des Krebses verriet ihr wie nah er bereits war. Auf dem feinen Sand des Oasenbodens waren die trippelnden Schritte der 6 Beine kaum zu hören.
Warte noch.
Warten...
JETZT!

Lylanea schwang herum und streckte gleichzeitig ihre von starker Panzerung geschützten Beine aus. Überrascht hielt das Gelb Schwarze Ungetüm einen Moment inne. Dieser reichte um drei seiner Beine unter ihm wegzureißen und es aus dem Gleichgewicht zu bringen. Es strauchelte. Die schweren Scheren noch immer zum Schlag erhoben. Lylaneas Lanze stieß vor und bohrte sich in die Fresswerkzeuge des immensen Raubtieres. Die drei Spitzen bohrten sich tief in das weiche Fleisch. Schmerzvoll kreischte die Kreatur auf und zuckte nach hinten. Ihre Scheren stießen herab. Schlugen mit aller Wucht auf den Schaft der Lanze. Trieben sie aus den Händen der jungen Priesterin.
Verdammt.

Verwundet und vor Schmerz kreischend taumelte der große Krebs einige Schritte nach hinten. Und zog die Lanze mit sich. Am Boden liegend reckte sich die Jägerin nach dem Schaft der Waffe, doch erreichte sie nicht mehr.
Feinster Sand machte ihr das Atmen schwer. Und nun stand sie ohne Waffe da. Zwar steckte diese noch immer im Gebälk des Cloppers, die scharfen Klingen mit jeder Bewegung mehr Blut fordernd. Aber es würde zu lange Dauern bis der Blutverlust die Bestie schwächte. Sie hatte nun nur mehr ihre zwei lebenden Dolche. Diese würden das Blut des Wesens vergiften und es somit unbrauchbar für die Weiterverwertung machen, und außerdem waren sie nicht unbedingt die Waffen mit denen man einen Riesenkrebs bekämpfte.
Aber, ihr blieb keine andere Wahl. Sie zog die beiden vor Gift triefenden Klingen aus den Scheiden an ihrem Rücken und spürte wie sich die Hefte in ihre Hände schmiegten. Voller Vorfreude darauf ihr Werk tun zu dürfen.
Der Clopper hatte inzwischen mit einer Schere die Lanze gepackt und zerrte an ihr herum. Der Sand zu seinen Füßen färbte sich bereits rot, von unzähligen Spritzern Blut, die bei jedem Atemzug aus seinem zerstörten Mund drangen. Mit einem Mal riss er den Dreizack aus seinem Körper und schleuderte ihn fort. Eine rote Fontäne stob Lylanea entgegen als ihr Gegner seine Schmerz und seine Wut blubbernd herausbrüllte. Das Tier stürmte los. Für seine Körpergröße enorm schnell.

Lylanea erwartete ihn. Wenn dieser Kampf verloren ging würde nur die Gnade Jenas sie wiedererwecken können. Seid Stunden hatte sie keinen Anderen Homin gesehen. Niemand würde ihre Verletzungen heilen können. Es war fraglich ob ein gedanklicher Ruf an ihre Ordensgeschwister erfolg hatte und wenn, ob sie schnell genug waren um sie vor dem Tode zu bewahren.
Der wütende Räuber rannte auf seinen Gegner zu. Die Scheren erneut zu einem vernichtenden Schlag erhoben.
Sie müsste hinter ihn kommen und seinen Rücken angreifen. Solange die Scheren seinen Körper schützten war er im Vorteil. Er war bei ihr.
Die schweren Scheren stießen herab, ihre messerscharfen Klammern weit geöffnet.

Die junge Priesterin warf sich in die Luft.
Eine Klaue hieb in ihre Seite und dellte die Fyros Rüstung tief ein. Knochen brachen. Schmerz durchzuckte sie. Aber ihr Fuß fand halt auf dem trockenen Rücken des Tieres. Mit einem gewagten Satz war sie über den Krebs hinweg und hinter ihm.
Der Sand war vollgesogen mit Blut und schlüpfrig, aber Lylanea schaffte es sich herumzuwerfen und auf dem Rücken des Tieres zu landen. Dieses versuchte nun sie abzuschütteln und sie mit seinen Klauen zu erreichen.
Die Jägerin stieß den ersten ihrer Dolche in den Zwischenraum zweier Panzerplatten der Bestie. Die Klinge grub sich sobald sie Blut schmeckte noch tiefer hinein, dabei ihr tödliches Gift absondernd. Der Clopper bockte nun unter ihr wie ein wildes Mektoub und sie rutschte, nur an ihrem Dolch hängend hin und her auf seinem Rücken.
Weit holte sie aus und trieb den zweiten Dolch mit all ihrer Kraft in den Rücken des Krebses. Die Klinge durchbrach eine Panzerplatte und blieb zitternd vor Gier stecken.
Ein weiteres Mal bäumte sich der Krebs heftig auf. Lylanea wurde von ihm heruntergeschleudert.

Krachend landete sie im Sand und Sterne tanzten für Momente vor ihren Augen. Alle Luft wich aus ihren Lungen und sie atmete Sand ein. Husten übermannte sie und ihre Sicht war geblendet vom Staub. Allein ihre Ohren vernahmen das Klackern der Beine des Monstrums, als es erneut auf sein Wehrloses Opfer einstürmte.
Würde es nun hier und jetzt enden?
Instinktiv rollte sich Lylanea so eng zusammen wie sie nur konnte, um wenigstens ein, oder zwei Schläge von ihrer Rüstung abwehren zu lassen. Doch diese kamen nicht. Stattdessen fühlte sie nur warme Feuchtigkeit auf ihrem Rücken und hörte das schwere Atmen der Kreatur. Sie riskierte einen Blick zwischen ihren vor dem Gesicht verschränkten Armen hindurch.
Das Gesicht des Krebses war vollkommen zerstört. Seine Mandibeln hingen Kraftlos und zerschlagen von einigen Sehnen. Blut strömte aus seiner klaffenden Wunde, vermischt mit dem grün leuchtendem Gift der lebenden Dolche. Die 6 Augen des Wesens blickten schwarz und leer auf sie herab und mit einem letzten röchelnden Atemzug taumelte das Biest einen weiteren Schritt und brach über ihr zusammen.

Nur mit Mühe schaffte sie es den schweren Körper von sich herunter zu rollen und blieb einige angestrengte Atemzüge lang liegen. Sie spuckte Sand und Blut aus und warf einen Blick auf ihre Verletzung. Wie es schien waren einige Rippen gebrochen.
Das Blut kam von ihrer Zunge, auf die sie gebissen hatte als der schwere Körper des Cloppers auf sie herunter krachte.
Langsam und vorsichtig setzte sie sie in aufrechte Position, während sich schon die ersten Fliegen auf den Kadaver neben ihr stürzten. Angezogen von Geruch des Blutes.
Lylanea konzentrierte sich. Jeder Heiler und jeder Krieger lernt als eine der ersten Fähigkeiten die körpereigene Magie zu nutzen, um Wunden zu schließen und zu heilen.
Sie fühlte die wärme des Sap in sich aufsteigen und begann sich zu entspannen. Leise ein Mantra flüsternd, fühlte sie wie sich die gebrochenen Rippen wieder in ihre korrekte Position bogen und zusammenwuchsen. Es tat weh, doch betäubte das Sap auch die schlimmsten der Schmerzen. Schon nach wenigen Sekunden war ihr Körper wieder gesund. Sogar ihre Zunge hatte aufgehört zu bluten.
Langsam und steif stand sie auf und betrachtete den Karkass der im Sand lag. Die lebenden Dolche waren aus seinen Wunden gefallen als sie spürten, dass ihre Aufgabe erfüllt war. Sie sammelte sie ein und betrachtete die feucht grün schimmernden Klingen der traditionellen Waffen ihres Volkes. Ein letzter Tropfen Blut verschwand soeben in einer von ihnen. Hungrig getrunken und verwandelt in Gift. Seufzend steckte sie sie wieder in ihre Scheiden. Wenn diese furchtbaren Dinger nur nicht so nützlich wären.

Dann machte die sich an die mühselige Aufgabe ihre Beute zu zerlegen. Der zertrümmerte Panzer würde nicht mehr allzu viele Dapper in Pyr bringen.

Re: Lylaneas Wege...

Posted: Fri Jun 24, 2005 12:31 am
by acridiel
Diese Story ist schon URalt. :D
Und ich habe sie schon mehrfach in anderen RPGs benutzt. Sie passt aber auch gut hier her. ;) Mit einigen kleinen Änderungen.
Sie war die eigentliche Inspiaration für Samtpfotes Requiem, denn meine kleine Lyl hatte es nicht leicht in ihrem Leben. Schon einmal verlor sie eine Liebe.

Wer es hat, soll unbedingt während er diese Story ließt Coineadh´ CúChulainn, von Davy Spillane hören. (Riverdance CD, Track 4).
Dazu ist es geschrieben, und, langsam gelesen, auch getimed. *g*

Enjoy

Acridiel


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Nacht.
Eine einsame, karge Küste.
Im Osten erstrecken sich bis in die schweren, aschgrauen Wolken hinauf, die Berge. Wie der Rückenkamm eines riesigen Ungetüms brechen sie aus der Borke hervor und verschwinden im dichten Nebel, welcher langsam und gemächlich, mit bloßem Auge zu verfolgen, ins Tal hinab gen Meer fließt.

Auf einem Felsen inmitten des dünnen, fast schon traurig zu nennenden Grüns des vom stetigen Wind kleingehaltenen Grases sitzt eine Gestalt.
Vornübergebeugt, in einen schweren, dunklen Mantel gehüllt, welcher sich kaum vom braun der Berge abhebt, wie um etwas vor den Unbilden des Wetters und der vom Wind heraufgetragenen Gischt der Brandung am Fuße der Felsen zu schützen, hockt sie dort. Eine regennasse Kapuze verbirgt das Gesicht. Reglos kauert sie dort, scheint völlig versunken in das Rauschen des Wassers weit unter ihr und das Wispern des Nebels, welcher langsam und leise, wie um die Ruhe der Gestalt nicht zu stören, von weit oben auf sie zu kriecht.

Stunde um Stunde sitzt sie dort an diesem Fleck. Unbewegt - wie das Holz der Wurzelberge hinter ihr und der steilen Küste vor ihr.

Dann, wie auf ein geheimes Zeichen der Natur, nur von dieser einsamem Gestalt verstanden, bewegt sie sich. Etwas schiebt sich aus den Falten des Überwurfes. Ein langer, schmaler, aus braunem, feingemasertem Holz und eingearbeitetem Bernstein bestehender Gegenstand. Er reckt sich aus dem Schoß der Gestalt seitlich dem Boden entgegen. Zwei weitere Flöten schmiegen sich an eine schmale Schulter. Wie um halt zu suchen in der Nacht.
Eine feingliedrige, sanfte Hand streicht fast zärtlich über das Holz und die glänzenden Beschläge, wie die Hand eines Liebenden, welche berührt, was lang vermißt ward.

Die ersten klaren Töne fließen über das Land, heißen das Schauspiel willkommen, welches sich ankündigt.

Etwas geschieht.
Über dem Meer beginnt es.
Die Wolken reißen auf, der Horizont öffnet sich.
Die Tore der Unterwelt scheinen für einen winzigen, vergänglichen Moment ihren Bestand verloren zu haben, so rot glüht der Himmel. Die Wolken werden zurückgedrängt und geben den Blick auf das nächtliche Firmament frei. Sternenübersäht und samtschwarz gleicht es einem Tuch, welches um den Hals einer schönen, jungen Frau einst die Aufmerksamkeit aller erregte. Das Rot des Horizonts wird schwächer, es weicht einem vollen Orange, welches ihren Körper umschmeichelte wie ein edles Kleid.

Die Melodie wiegt sich auf den nun sanften Wellen des Meeres in den neuen Tag hinein.

Die Scheibe der Sonne hebt sich über das Meer. Zurück von ihrem allnächtlichen Kampf gegen die Finsternis, doch auf ewig verfolgt von der Dunkelheit. Drängt sie ein weiteres Mal zurück, wo sie auch diesmal wartend auf der Lauer lag. Chancenlos in diesem Kampf und doch immer im Vorteil, denn wo immer das Licht auch hinfällt, die Dunkelheit wartet dort schon.

Klagend streichen die Töne über die Schatten zwischen den Felsen.

Eine goldene Straße wird erbaut - aus Sonnenlicht. Sie führt an den Hof des Lichtes, die Seelen der Verstorbenen und all derer, welche ihre Suche nie aufgeben. Führt sie in ein geheimes Land, wo alle ihren Frieden finden und ihre Träume Wahrheit werden. Ein Pfad auf dem der Morgen gen Küste wandelt, um dem Land das Licht und die Wärme zurückzugeben, die Nebel zurücktreibend wie furchtsame, ruhelose Geister.

Begleitet nur vom Lied der einsamen Gestalt.

Majestätisch erhebt sich Jenas Sonnenfeuer aus den Wogen, ihre leuchtenden Boten durchstreifen das Land und erfüllen es mit Wärme.
Die letzten Schatten verschwinden ängstlich in die kleinsten Spalten, dorthin, wo sie die grellen, grausamen Lanzen aus Licht nicht erreichen können.
Die Gestalt hebt ihren Kopf, und die goldenen, zärtlichen Finger streichen wärmend über ihr Gesicht. Sie steht auf, ihre Silhouette scharf abgezeichnet gegen das riesige Rad aus Feuer, welches sich in den Himmel erhebt. Sie läßt den Mantel fallen, unterbricht nicht ihr Spiel und verbeugt sich vor der Herrlichkeit der Welt.

Die letzten schmerzerfüllten Klänge der Uilleann Pipes verhallen über den Wiesen.

Wie jedes Jahr an diesem Tag, dreht sich Lylanea nun um und geht. Läßt die Stelle hinter sich zurück, wo sie einst ihre Liebe an den Morgen und das Meer verlor, und ihre letzten geflüsterten Worte sind, wie jedes Jahr:


"Ruhe in Frieden."

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Uilleann Pipes sind übrigens die kleinen, irischen Dudelsäcke.
Mit einem viel höreren und sanfteren Klang als ihre Schottischen Verwandten.


Das[url=http://www,nws-productions.de/DLs/Lament.mp3]Klagelied[/url]könnt ihr hier herunterladen.

CU
Acridiel

Re: Lylaneas Wege...

Posted: Wed Aug 03, 2005 2:02 am
by acridiel
In meiner Gilde gab es letztens ein sehr gutes und verdammt gruseliges internes RP Event, das mich zu diesem Text inspirierte. :D
Bühne frei für einen Klassiker der Horrors. ;)


Acridiel (Lylanea)
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Lylanea fast einen Entschluss.
Ihre Füsse tragen sie zu den Kosmetikern, die ihr Haar ändern und ihr das Zeichen der Hingabe ins Gesicht ritzen. Das entfernen der alten Tatoos und Stechen des neuen ist schmerzhaft, doch lässt sie sich davon nicht abhalten.

Sie weiß das sie ihren Freunden helfen kann und muss.
Sie kann nich mit ansehen, wie Milla darunter leidet das ihr geliebter Ashur zu einem finstren Schatten seiner selbst verkommt.
Und das Solaya miterleben muss wie sich Nadjyra ihrem Hass hingiebt.
Sie wird ein Mittel finden um ihre Seelen aus den eisigen Klauen der Dämonen zu befreien.
Die Nadel des Tatookünstlers sticht tief und mit äußerster Präzesion in ihre empfindliche Gesichtshaut. Jeder Nadelpunkt ist ein Versprechen an sich selbst und an ihre Freunde. Jeder schmerzhafte Stich ein Mantra, geschrieben mit Blut.
Farb-punkt
Wir werden Euch befreien!
Stich
Ich finde einen Weg!
Farb-punkt
Wir werden Euch befreien!
Stich
ich finde einen Weg!
Farb-punkt
Wir werden Euch befreien!
Stich
ich finde einen Weg!
Punkt
Stich
Punkt
Stich
Punkt
Stich!
.
.
.
.
.

In den nächsten Tagen, nach der schrecklichen Begegnung mit den Dämonen, die ihre Freunde befallen haben, verbringt Lylanea jede Minute ihrer freien Zeit in der großen Biliothek des Ordens.

Sie trägt Bücher umher und wälzt sie bis spät in die Nacht hinein, im flackernden Schein der Öllampen.
Müde fällt sie im Morgengrauen in ihr Bett, nur um schon nach wenigen Stunden wieder aufzuwachen. Geschüttelt von Albträumen.
Ihr Bruder Ashur, sein Gesicht kalt und unbarmherzig.
Die kalte Klinge seines Stahls an ihrer Kehle.
Sein hämisches Grinsen und das kurze Aufflackern von "Erkennen" in seinen Augen.
Dann wieder die verzerrte Fratze des Dämons, der nach ihr greift. Und ruft: "Ich werde ihn nie gehen lassen, kleines Mädchen. Hörtst du? Niemals! Er gehört mir!! Und auch so seine neue Sklavin!!"

Lylanea schreckt hoch.
"NEIN, Nadjyra ist niemandes Skalvin! Und Ashur wird frei sein! Sie beide werden frei sein!"
Schnell zieht sich Lylanea an und läuft zurück in die Bibliothek, wo sie erneut in alten Büchern und Schriftrollen nach einer Lösung sucht.

Über einem besonders alten und schwer verständlichen Pergament, fallen ihr schließlich die Augen zu.
Ihr Kopf fällt auf das brüchige Papier und ihr Atem findet einen Rythums...

regelmässig und langsam zunächst...

dann

schneller werdent...

als würde sie tanzen zu einem unhörbaren Rythmus...

Als schlüge ihr Herz einen uralten Trommeltakt...

Schweiß breitet sich auf ihrer Stirn aus...

Ihre Hände zucken im Schlaf und ihr Mund beginnt Worte zu formen.
Unverständlich zunächst, doch langsam fast wahrnehmbare Gestallt annehmend. Doch sind dies Silben die lang keines Homin Zunge mehr formte....

Die Öllampe verlischt mit einem letzten Flackern und hüllt die Schlafende in Dunkelheit.
Nur ihr Gesicht scheint zu glänzen, beleuchtet von den Seiten des Pergamentes?

Silbrig..

grünlich..

krank...

Und schließlich verlischt auch dieser leise, unstehte Glanz.
Und nur noch Lylaneas leises flüstern erfüllt die fast greifbare Schwärze der Bibliothek.

"Frglwn... IA IA... Cthulu...Ftagn.... N´aglftagn... IA IA Cthulu! ... "

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Re: Lylaneas Wege...

Posted: Sat Oct 29, 2005 11:43 pm
by acridiel
Eine Flamme erlischt, eine neue wird geboren


Die letzten Schneereste tauten in den weiten Wäldern der grünen Anhöhen von Matis, in den dichten Dschungeln Zorais und die Strände von Aeden Aquidus trockneten in den ersten warmen Sonnenstrahlen.
Vögel zwitscherten und Insekten summten umher zu Feier des ewigen Kreislaufes des Lebens.
Überall wurde neues Leben geboren.

Nur in den alten Ländern nicht, dort starb Homin von Homins Hand.
Die Götter hatten es bestimmt. Und viele waren ihrem Ruf gefolgt. Die meisten aus wahrer loyalität ihren Herren gegenüber, viele aber auch aus reiner Mordgier und Kampfeslust.
Söldner und ehrbare Krieger für die Sache stritten nun um den Besitz einiger winziger Stückchen Land. Aufgetaucht aus den dunklen Untiefen einer Vergangenheit, welche die Homins vor Generationen hinter sich gelassen glaubten.
Entfacht ward der Feuereifer des Kampfes von den Göttern.
Sie gönnten einander die Seelen nicht, welche ihnen dienten. Und neideten einander auch die letzte Unze Macht und Einfluss unter den vier Völkern. Als die Homins ihre Wege in die neuen Lande fanden, schworen sie einem der beiden Göttervölker die Treue. Aus Dankbarkeit sie vom Rand des Abgrundes der entgültigen Vernichtung durch die Kitin weg geführt zu haben.

Es sah ganz danach aus, dass nun die Homins sich gegenseitig dem Vergessen überantworten würden. Aus dem kurz entflammten Buschfeuer des Konfliktes um Baumaterialien, drohte eine Atys umfassende Feuersbrunst zu werden. Welche die jungen, zarten Triebe der Freundschaft bis auf den Boden abzubrennen drohte. Wenn die Homins nicht zur Vernunft kamen.

Diese dunklen Gedanken schossen Lylanea durch den Kopf, während sie mit gesenktem Haupt durch die Straßen von Pyr wanderte. Würde sie diese Perle der Wüste je wiedersehen?
Wie beschwerlich würde der Weg werden, wenn die Kami ihre bisher so großzügig dargebotenen Dienste den Anhängern der Karavan verweigerten?
Egal... Die Zeit würde zeigen, ob und wann es dieses Problem zu bewältigen galt.

Viel Schlimmer war, dass eine lebende Legende ihre Seele, wie einst ihr geliebter Samtpfote, endgültig den Göttern überantwortet hatte. Ein Homin der überall auf Atys Ansehen und Freundschaft genossen hatte, dessen Wort nur selten ungehört verhallte und dessen Geist so schillernd und bezaubernd war, wie die Oberfläche eines ruhigen Sees.

Sorenal hatte den Freitod gewählt.

Ein Fanahl für den Frieden.
Ein Märtyrertod, der ein Zeichen setzen sollte.
Ein letzter, verzweifelter Aufruf die Waffen niederzulegen und zu Freundschaft und Güte zurück zu finden. Ein Symbol des Endlichen. Des Schicksals, das jeden Homin einmal erwartete, wenn die Gnade der Götter dereinst versiegen sollte.

Aber, würde es etwas nützen?

Lylanea fuhr sich mit der linken durch die Haare. Einige rote Strähnen fielen in ihr Gesicht und blieben an den Tränen hängen die langsam aus ihren Augen hervorquollen. Mit einer energischen Geste wischte die junge Matis Haare und Tränen weg.
Diese dummen Homins.
Sie hatten in ihrer Mordlust, Gier und blindem Glauben dieses Licht verlöschen lassen.
Nicht die Götter waren Schuld an den Tragödien die Atys in diesen Tagen und Wochen heimsuchten. Es waren die Homins, die sich voller Wut und Arroganz, in der Sicherheit dass ihre Götter sie wiederauferstehen ließen, in den blutigen Kampf warfen, als sei es nur ein Spiel.
Ignoranz herrschte auf Atys. Blindheit den Schicksalen der wenigen Seelen gegenüber, welche versuchten alles zum besseren zu wenden.
Und letztendlich scheiterten.

So sehr der Verlust von Sornal, dem Wanderer zwischen den Völkern, auch schmerzte. Sie würde sein Opfer respektieren. Und in seinem Andenken handeln. Die alte Seele hatte aufgegeben.
Ihre junge, idealistische Seele würde weiterbestehen. Der weise Zorai war immer eine Art Mentor für alle Homins gewesen. Eine Stimme im Hinterkopf, die zu Besonnenheit und Frieden aufrief.
Nun war diese leise Stimme verstummt.

Lylanea schritt unter einem der großen Segeltücher hindurch, welche die Gassen der Stadt überspannten. Sein Schatten waberte auf dem heißen, rötlichen Boden aus pulverisiertem, festgetretenem Holz. Auf dem Marktplatz herrschte reger Betrieb und die Blicke, der einst so gastfreundlichen Bewohner Pyrs, ließen ihr kalte Schauer über den Rücken gleiten.

Ihr war bewusst, dass sie nur wenig Chance hatte den Hass der durch den wiederentflammten Konflikt erneut unter den Völkern aufflammte zu bändigen und das dieses Unterfangen so gut wie Vergeblich war. Doch würde sie ihr bestes tun.
Auch wenn ein einzelner Homin wie sie, den Krieg nicht verhindern konnte, so konnte sie zumindest dafür Sorge tragen, dase nicht zu viele Sorenals Besipiel folgten. Viele dachten daran, auch Homins die ihr nahstanden. Freunde...
Vielleicht konnte ein Schrei, dort wo eine leise Stimme und ein pathetisches Mahnmal versagt hatten, zumindest einen Teilerfolg erzielen.

Sie hob den Kopf.
Ein junger Fyroskrieger strebte gradewegs auf sie zu.
„Was sucht eine Blassnase wie du hier in unserer Stadt?! Verschwinde in deinen kalten Wald und verpeste nicht unsere Luft mit deinem Karavan Gestank.“

Lylanea bleib stehen und verharrte. Gradewegs schaute sie dem Heissporn in die Augen.
Sie funkelten voll Hass und vor kaum verhohlener Vorfreude auf einen Kampf.
Weiter blickte sie ihn an.
Ihre Züge bleich und hart wie das Holz tief in den Urwurzeln. Ihre Augen golden und hart wie Bernstein.
Ein Herzschlag verging, dann ein weiterer und ein dritter.
Stumm und steif starrten die beiden unfreiwilligen Feinde einander an.
Schließlich drehte sich Lylanea abrubt um und ging in entgegengesetzter Richtung davon.

Der Fyros, überrascht von diesem unverfrohrenen Verhalten, schrie ihr eine wüste Beleidigung hinterher.
Aber, er machte keinen Schritt ihr zu folgen.

Worte konnten sie nicht verletzen.

Worte konnten nur dann treffen wenn man es zulies.
Worte des Hasses, sowie des Friedens konnten zwar auf taube Ohren treffen. Der Tod Sorenals hatte dies schmerzlich bewiesen.
Jedoch, eines Tages würde das Leid zu groß sein und die Herzen der Homins würden sich wieder nach Frieden sehnen.
Bis zu diesem Tage, würde sie dafür sorgen, dass der Friede nicht vergessen würde.
Das niemals vergessen würde, welche Opfer ein Krieg forderte.
Wenn auch die Vernunft im Kriege zu erst starb.
Es waren letztendlich Homins die den Preis in Blut bezahlten.
Den Preis für Frieden.

Lebe wohl Sorenal, wo immer du nun bist.

Re: Lylaneas Wege...

Posted: Fri Nov 18, 2005 1:01 pm
by acridiel
Draußen herrschte Dunkelheit. Kälte zog über das Land. Gleichwohl es Frühling war und die Nächte wärmer wurden. Eine Kälte des Geistes hatte sich Atys bemächtigt.
Eine kälte an Blut und Moral, der nur wenige standhielten und trotzten. Wenige, die versuchten im Chaos des Konfliktes einen wachen Geist und ein offenes Herz zu bewahren.
Selbst in den Reihen ihres Ordens kam es zu bitteren Worten und Streit über Sinn und Zweck dieser unausprechlichen Taten.
Homin erschlug Homin, mit einer zuvor nie gekannten Grausamkeit. Abgewandt von jeglicher Moral und klarem Denken folgten Krieger beider Lager blind den Befehlen ihrer Götter. Zahlenmäßige Überlegenheit spielte eine große Rolle, sicherlich. Doch wurde sie von beiden Seiten nur als Ausrede benutzt um noch grausamere und hinterhältigere Taktiken zu rechtfertigen.
Das eigene Gewissen zu beruhigen.
Man tat den Willen der Götter.
Was konnte falsch daran sein?
Rechtfertigte nicht das WORT jede Tat gegenüber dem Andersgläubigen?
War man nicht erleuchtet im Glauben, nein im WISSEN, dass jenes WORT sich wie ein Mantel schützend um den eigenen Körper, sowie das eigene innere Auge legte. Um den Verblendungen des Fremden zu wiederstehen?
Und um die Betrachtung des Handelns der eigenen Hand zu verhindern?

Das schwache, grünlich sanfte Leuchten einer kleinen Blüte erhellte das Zimmer im Gildenbaum-Abschnitt der Illuminati Jenae.
Erleuchtet fühlte sich Lylanea im Moment wahrlich nicht. Ihr war sterbenselend. Ihr Geist in Aufruhr und somit ihr ganzer Körper gefangen in einem Miasma aus Schuldgefühlen, Zweifel und Angst.
Nur schwerlich ausgewogen durch den Glauben an Jenas ewiges Licht.
Krieg, Scharmützel, Konflickt um dringend benötigte Resourcen, Verteidigung des Glaubens, Demonstration der eigenen Macht.
So betitelten Homins sowie Boten der Götter die Grausamkeiten, welche sich in den alten Ländern abspielten. Welch Wahnsinn ritt nur jene Krieger, die sich sogar der gemeinsamen Feinde bedienten um Anhänger der Gegenseite in die Knie zu zwingen?
Als die junge Matis das erste Mal von diesen temporären Allianzen mit Kitin gehört hatte, wollte sie es nicht glauben und tat es als aus der Aufregung und Furcht um das eigene Leben geborenen Irrtum ab.
Doch häuften sich die Berichte, das skrupellose Homins sich des kalten Schreckens der Kitin bedienten um ihre Gegner zu vernichten. Wie gewissenlos konnte man sein?
War dies der WILLE der Götter? War dies das WORT?
Heiligte der Zweck, tatsächlich die Mittel mit denen das Wort, so wie es jene verstanden zu haben glaubten, es zu "verkünden" versuchten?


Schwankend stand sie auf und goss sich einen Becher voll Wasser ein. Ein wenig Flüssigkeit dunkelte das weiche Moos aus dem der Fussboden bestand. Zitternd stellte sie den Krug wieder an seinen Platz und setze sich auf ihr Bett. Mit langsamen Schlucken lies sie die Flüssigkeit ihre Kehle hinab rinnen.
Es schien als seien die Kämpfe verebt.
Als sei der Konflickt beigelegt.
Aber nur weil es nichts mehr zu holen gab.
Schon bei der nächsten Gelegenheit würde das Geschwür des Hasses und des perversen Vergnügens am Leid einer unterlegenen Kreatur wieder aufbrechen und seinen eitrigen Inhalt hinaus in die Herzen der Homins erbrechen.
Schaudernd vergenenwärtigte sich Lylanea die Welt in der sie lebte.
Freundschaften die seid Jahren bestanden hatten, wurden weggewischt von der Auslegung des Wortes. Allianzen, die seig Generationen bestand hatten, wurden hinweggefegt vom Sturm der Interpretation des Willens der Götter und trockneten aus, wie ein abgebrochener Zweig.
-„Ein jeder finde Seinen Glauben. Ein jeder lebe den Glauben an die Götter, wie er ihn für richtig und wahr halte.“
Das hatten ihre Eltern sie und ihre Schwester dereinst gelehrt.
Ja, und doch verstand Lylanea nicht wie manche den Glauben und das WORT nur als schale Ausrede nutzen konnten. Für unausprechliche Grausamkeit und unsinnige Gewalt.
Mein Gott hat es befohlen, somit tue ich seinen Willen. Mein Gott liebt mich und will das Beste für die Homins. Somit will ich dies auch. Egal, welchem Hass ich mich dafür hingeben muss.

Übelkeit stieg in ihr empor, als ihr dieser Gedankengang bewusst wurde.
Beide Götter, Jena und Ma´Duk predigten Liebe und Verständniss. Doch bezeichneten sie sich gegenseitig als das größere Monstrum.
Tränen schossen in ihre Augen und ein Schluchzen entrang sich ihrer Kehle.
Die Grausamkeiten, welche im Namen der Götter begangen worden waren hatten einen hohen Preis unter den Homins gefordert.
Einige ihrer Besten waren für immer aus ihrer Mitte verschwunden.
Die blinde Auslegung des WORTES hatte sie zu Opfern werden lassen, zu Verlusten, zu Mahnmalen.
Selbst ihr eigener Orden hatte Brüder und Schwestern für immer verloren. Einge wählten das Exil, andere bleiben zurück auf den Feldern auf denen nun Blut die Ernte ersetzte. Ihre Seelen entschwunden ins Nichts. Oder doch nicht?
Konnte sie sicher sein, das jene die wahrhaftig gestorben waren in ihrem unerschütterlichen Glauben an das WORT, nicht auch nur einer Illusion anheim gefallen waren?
All jene die von Jenas und Ma´Duks Gnaden wiedererweckt wurden...
War diesen tatsächlich das größere Glück beschienen?

Wenn die Prophezeiung eintreten sollte und Jena dereinst wahrhaftig unter den Homins wandeln sollte. Würde dann Ma´Duk sich zu einem Gegenschlag genötigt sehen? Zu einem erneuten Aufruf, das WORT des anderen Glaubens zu unterdrücken?
Würden die Homins erneut ihren Hass unter dem WORT verbergen und es zu einer verzerrten Maske machen, welche ihre wahren Fratzen nur um so deutlicher hervor brachte für den der zu sehen wusste?
Hass machte blind. Wahrhaft Gläubige sahen durch das falsche, verzerrte Wort und erkannten die brodelnde Masse aus Dunkelheit, die sich in den Herzen ihrer Kameraden eingenistet hatte. Der Schleier aus Lügen, der die Seelen der fanatischsten Krieger umschlungen hielt, war nur schwer weg zu reißen.
Einige wenige waren sicherlich unter jenen die Kämpften, die dem wahren WORT folgten und Gnade wallten ließen, wo andere nur Rache kannten. Doch waren diese gering an Zahl und Einfluss.

Lylaneas Blick wanderte aus dem Fenster, hinab auf die dunklen Straßen von Yrkanis. Über den schimmernden Laternen tanzten winzige Insekten in der Luft und hier und da ging noch ein Homin einher. Seinen Geschäften folgend. Seine Liebsten aufsuchend. So als sei nichts gewesen.
Wie friedlich doch alles wirkte.

Doch war dies nur Schein und kurz von Dauer.
Schon bald würden jene Fanatiker unter den Anhängern beider Seiten wieder einen Grund finden ihre Schwerter zu kreuzen und sich der falschen Gewissheit hingeben das, dass Wort sie retten würde. Das ihre Götter wohlwollend auf sie herabsahen wenn sie nur genug Blut vergossen und mit genug Hass, die Liebe ihres Gottes in die Herzen und Geister der Andersgläubigen schnitten.

Jedes aus dem Leib geschnittene Herz, war ein Herz weniger das für den andern schlug.
Aber auch ein Herz weniger, fähig zu lieben und zu verstehen.

Jede Stimme die verstummte, war eine Stimme weniger die was WORT des anderen verkünden konnte.
Aber auch eine Stimme weniger, die für Frieden und Tolleranz eintrat.

Jeder Hand die abgeschlagen wurde, eine weniger um Kameraden zu verletzen.
Aber auch eine weniger die Heilen konnte.

Jede Seele die dem Vergessen anheim fiel, eine weniger die dem Widersacher gehörte.
Aber auch eine weniger die mit ihrem Licht die Welt erhellte.

Tränen rannen der rothaarigen Matis über die Wangen.

Jede Flamme die verlosch, lies es ein wenig kälter werden auf Atys.

Re: Lylaneas Wege...

Posted: Sun Nov 20, 2005 3:37 am
by acridiel
Okay, okay...

Um des Friedens willen, habe ich den Post gelöscht, so wie ihr es wolltet, damit euer Ruf keinen Schaden nimmt, oder sonstetwas...

Viel Spaß und Erfolg auf Atys wünsche ich euch liebe Illus.

Acridiel / Lylanea

Klarstellung!!!!!

Posted: Sun Nov 20, 2005 9:05 pm
by acridiel
*gelöscht wegen verjährung*