Der letzte Hang
Posted: Fri Jun 03, 2005 2:33 pm
Der letzte Hang
Eine Geschichte von den Kitinkriegen Erzählt von einen überlebenden Matis
Teil 1:
In einer winzigen Provinz, in einen kleinen Dorf, in unserer alten, stolzen Heimat Matia . da wohnte ich. In einer Zeit, dir, wie es mir vorkommt, schon Ewigkeiten zurückliegt ..mein Dorf ..wie es wohl heute aussehen würde? Würden noch die selben Homins dort leben? Fragen, auf die ich damals nie gekommen wäre, doch heute sind sie mir wichtiger denn je ..
Ein angenehmer Sommerabend, die Sterne leuchteten majestätisch am Himmel, und die Natur war im Einklang mit sich selbst. Hier und dort tollten ein paar Yubos zwischen den eleganten Caprynis und den mächtigen Bodocs umher. Meine Mutter bereitete das Abendessen vor, mein Vater spielte in unseren kleinen Garten, der unser ganzer Stolz war, mit dem Nachbarn ein Kartenspiel, und meine kleine Schwester probierte mit ihren Freunden ein neues Spiel aus, das ihnen ein Wanderer aus dem Norden beigebracht hatte. Doch sie sollte nie dazu kommen, es mir zu erklären ..
Die Geschichtsschreiber datierten das Jahr 2481. Uns Landsleute war nur bekannt, das furcht erregende Wesen im Land der Fyros wüteten .Wir dachten uns nichts dabei Warum auch? Wer sollte schon auf die Idee kommen, unser kleines Dorf anzugreifen? Wir lebten damals in einer friedlichen Isolation bekamen manchmal Besuch von Reisenden, und zwei mal im Jahr brachten wir unsere Ernte in die nächst größere Stadt. Das aufregendste Ereignis unseres Dorfes war, wenn nach dem Winter die erste Blume anfing zu blühen .Wer wollte uns schon vernichtet sehen?
Ich kam gerade von der Feldarbeit nach Hause, durchquerte unseren Garten, und versuchte dabei meinen Vater und unseren Nachbarn zu begrüßen, jedoch vergeblich, weil sie tief in ihr Kartenspiel versunken waren. Ich öffnete die Haustür, und sah meine Mutter zwischen zwei Räumen umherflitzen, eifrig das Abendessen vorbereitend. Es war kein besonders großes Haus, aber doch sehr gemütlich. Von außen her das typische Aussehen eines matisianischen Hauses, welches in einen Baumstamm geschnitzt wurde, und ausgehöhlt wurde. Innen ein Esszimmer, eine Küche, und zwei weitere Zimmer, von denen jeweils meine Mutter und mein Vater sich eins teilten und meine Schwester und ich. Fürs morgendliche Waschen gingen wir in den Garten, wo wir eine kleine Frischwasserquelle hatten.
Ein Schrei aus der Ferne, schon fast verhallt, als er in unser Haus eindrang. Der Schrei bestand nur aus einen, lang gezogenen Wort:
Kitiiiiiiiiin!
Kitin? Was ist das? Weswegen sollte jemand so laut schreien, wegen etwas, was wir nicht einmal kennen? Meine Mutter kam zu mir, nachdem sie die 2 Holzteller, die sie in der Hand, abgestellt hatte, und sagte:
Komm, wir schauen nach, was los ist. Vielleicht kommt ja unerwartet hoher Besuch aus der Provinzhauptstadt, das wollen wir nicht verpassen.
Dabei lächelte sie ... Hoher Besuch? Wohl kaum, der Schrei entstand wohl nicht aus Freude oder dergleichen. Zusammen betraten wir den Garten, wo mein Vater und unsere Nachbar schon auf den Füßen standen und ihre Hälse reckten, in die Richtung, aus die der Schrei vermutlich kam. Doch nicht nur wir waren auf den Beinen, sondern das ganze Dorf. Sie alle liefen langsam in Richtung Nordausgang unseres Dorfes. Einige hatten angsterfüllte Gesichter, als ob sie einem Cuttler gegenüber standen. Der Großteil meiner Familie, nur meine Schwester fehlte, reihte sich in die wanderende Menge ein. Langsam kam es mir vor wir ein Zug der Verdammten. Wir erreichten den Nordausgang und liefen weiter, den Hang hinauf, der sich 10 Meter danach in die Höhe erhob, dem Himmel entgegen, Jena entgegen.
Oben angekommen, wünschten sich wohl die meisten, diesen letzten Hang niemals erklommen zu haben. Er war das letzte, was wir hatten, die letzte Grenze, bevor deren Überschreitung unseren Frieden, unsere Idylle zerstörte.
Teil 2:
Die Sonne schien, aber es war nicht sengend heiß. Der Wind wehte, doch er war nicht stürmisch. Es war alles in einem ein milder Sommertag. Sie war mit Freunden auf einer weitflächigen Wiese, nördlich des Dorfes, mit einem Spiel beschäftigt, das ihr ein Reisender beigebracht hatte. Es war ein einfaches Spiel. Man legte etwas fest, was das Ziel sein sollte. Meist wurde dazu ein kleiner Stein benutzt. Nun mußte man es mit anderen, kleinen Gegenständen treffen. Derjenige, dessen Gegenstand am nächsten beim Ziel landete, gewann die Runde.
Sie hatte gestrahlt, als der Reisende ihr das Spiel erklärt hatte. Nun hatte sie endlich die ideale Verwendung für ihre dunkelblaue, glasigen Murmeln, die sie dank langen Sparens einem reisenden Händler abkaufen konnte. Innerlich verfluchte sie sich etwas, weil sie nicht selber auf die Idee eines solches Spiels gekommen ist. Sofort nach der Erklärung rannte sie zu sich nach Hause, jedoch nicht, ohne sich zuvor zu verabschieden, wie es sich gehörte. Ohne Umwege lief sie in das Zimmer, das sie mit ihren Bruder teilte. In dem ganzen Kruscht erspähte sie endlich den kleinen Beutel, worin sich die 10 Murmeln befanden. Hastig ergriff sie den Beutel, und rannte wieder zum Haus hinaus, erntente jedoch dabei fragende Blicke von ihrer Mutter, die dabei fast umgerannt wurde. Ihrem Vater und ihrem Nachbarn konnte jedoch nichts aus der Ruhe bringen. Die beiden hatten nur Augen für ihr Kartenspiel, da es ausnahmsweise um ganze 10 Dapper ging.
Sie brauchte nicht mal 5 Minuten, um zwei ihrer Freunde und eine Freundin zu finden, um ihr fasziniert vom neuen Spiel zu erzählen. Die Vier machten sich auf, verließen das Dorf in nördlicher Richtung, erklommen einen Hang, stiegen auf der anderen Seite wieder hinunter und betraten die weitflächige Wiese. Beim erklimmen des Hangs hatte sie kurz ein mulmiges Gefühl, was aber schnell wieder von der Vorfreude auf das neue Spiel dominiert wurde.
Die Vier konzentrierten sich voll und ganz auf das Murmelspiel. Doch plötzlich zerriss ein Schrei die konzentrierte, aber doch fröhliche Stimmung. Der Schrei bestand nur aus einen Wort, dessen Bedeutung sie nicht kannte:
Kitiiiiiiiiin!
Die Kinder schreckten auf und sahen nordwärts, woher der Schrei herkam. Sie erblickten einen Mann, der ganz außer Atem war. Er war nur noch etwa 100 Meter entfernt, bevor er seine Schritte verlangsamte..... dann ganz stehen blieb.
Er sagte nur noch ein Wort, leise, jedoch klar und deutlich, bevor er zu Boden fiel und sich nicht mehr regte:
Flieht.
Die vier Kinder blickten sich fragend an. Sie sammelte schnell ihre Murmeln ein, doch bei der 10. verharrte sie. Sie richtete sich wieder auf, denn sie wußte, das sie die Murmel nicht mehr aufsammeln mußte. Sie drehte sich nach Süden, blickte auf den Hügel, der ihr die Sicht zum Dorf versperrte. Sie folgte mit ihrem Blick dem Hang nach oben, auf dessen Spitze sich die Dorfbewohner versammelt hatten, wohl dem Schrei folgend.
Es war der letzte Hang, den sie hinaufgeblickt hatte. Er war aber nicht die letzte Grenze, bevor ihr Frieden, ihre Idylle zerstört wurde .... er war die letzte Grenze, bevor ihr Leben zerstört wurde. Sie blickte in die Menge der Dorfbewohner, und erspähte ihre Familie.
Dies war der Moment, in dem mehrere Kipestas mit halsbrecherischer Geschwindigkeit auf die Kinder zuflogen und das Zittern des Bodens anfing......
Teil 3:
War das alles nun real oder nicht? Ich konnte es nicht erfassen. Es schien unwirklich zu sein, die Zeit verlangsamte sich. Ein seltsames Gefühl war es, wenn man eine Gruppe von Kindern dabei beobachtete, wie sie von fliegenden ..... Kitins? .....regelrecht zerfetzt wurden. Und dann war eines der Kinder noch meine eigene Schwester. Ich konnte gerade noch erkennen, wie eines der fliegenden Montren meiner Schwester in den Körper biss und ein anderes dabei ihren Arm herausriss. Mein Herz drohte zu zerspringen, und hätte es das getan, ich hätte es nicht bemerkt.
Nach scheinbar endloser Zeit konnte ich meinen Blick endlich von meiner Schwester losreißen, deren Überreste schon unter dem Schwarm von den .... Kipestas ... wie ich später erfuhr, verdeckt wurde. Kurz bevor mein Blick den Horizont erreichte, erkannte ich den Grund dafür, warum der Boden plötzlich so zitterte. Ein riesiges Etwas bahnte sich dort seine Wege, höchstens zwei Kilometer entfernt. Doch war es nicht nur .... ein ..... Ding, es bestand aus vielen kleinen, großen, mit Spießen, geifernden Mäulern, klauenbesetzte Arme bestückten Ungetümen, die wohl nichts kannten außer den Trieb zu töten.
Die Bewohner, die noch nicht beim Anblick der Kipestas vor Angst davon gerannt waren, nahmen nun auch endlich ihre Beine in die Hand und flohen Richtung Dorf. Es kümmerte die meisten nicht, wenn manche Dörfler zu Fall gekommen waren, auf sie wurde einfach draufgetreten, wenn es sein mußte.
Nach einer glücklicherweisen sturzlosen Flucht erreichte ich als einer der letzten das Nordtor unseres Dorfes. Aus heutiger Sicht erscheint mir die damalige Situation als ziemlich aussichtlos. Sollte ich noch versuchen, ins Haus zu rennen um etwas zu retten, um etwas früher zu sterben, weil ich nutzlosen Plunder retten wollte? Oder sollte ich einfach weiterrennen, um so noch länger mein seit kurzem qualvolles Dasein, das nur noch aus Angst und Instinkt bestand, zu fristen? Natürlich hab ich damals nicht so genau darüber nachgedacht. Um ehrlich zu sein, konnte ich gar nicht mehr denken. Ich rannte nur noch. Wohin, war mir egal, Hauptsache, es führte mich von diesen Alptraumwesen weg.
Rennend überschritt ich die Schwelle des Südtores. Heute weiß ich, das es der letzte Augenblick war, den ich in meinem Heimatdorf verweilte. Mein Herz pochte mir inzwischen bis in den Kopf, ich spürte es regelrecht, es wollte zerspringen, aus mir heraus. Doch würde ich stehen bleiben, würde es mir gewaltsam herausgerissen werden.
Ich rannte schon etwa 200 Meter über die südlichen Felder, Richtung Wald, als ich die ersten zerberstenden Geräusche aus dem Dorf hörte. Quietschende Schreie, von den Ungetümen, und gequälte Schreie von .... Kindern, Frauen, Männern, alles mischte sich. Ich sah kurz zurück, und konnte im Augenwinkel erkennen, wie ein älterer Matis versuchte, aus der Stadt zu flüchten. Doch zugleich schossen zwei kleinere, grünliche Kitins, mit gräulichen Flecken, auf ihn zu und stritten sich schon beinahe darum, wer ihn zuerst zerfetzen durfte.
Bevor der alte Homin vollends in seine Einzelteile zerlegt wurde, richtete ich meine Augen wieder geradeaus. Innerhalb von weniger als fünf Minuten wurde ich Zeuge, wie mehrere Matis bestialisch hingeschlachtet wurden. Matis, mit denen ich früher gespielt hatte .... geredet hatte ..... gestritten hatte. All das war nun Bedeutungslos, sie waren ihrer Existenz beraubt worden, sinnlos.
Möge Jena ihren Seelen gnädig sein, auf ihrer letzten Reise, und vermutlich auch auf meiner......
Fortsetzung folgt.....
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