Page 6 of 7
Re: Ein Augenblick
Posted: Tue Jan 20, 2009 6:26 am
by anith21
Leise vor sich hinsummend reitet Elizabeth durch die Steppe von Matis. Ihr Gesicht strahlt und ihr Herz ist weit. Leise summt sie immer wieder "Berelloooooooo" ... was für ein Klang, was für ein Schicksal, was für ein Gefühl. Sie selber hatte es noch nicht allzuoft erlebt, genau genommen erst zweimal. Viele der jungen Homins wußten überhaupt nicht, wie sich das anfühlte und die älteren hatten es schon vergessen.
Angekommen am Übergang nach Fyros, stieg sie von ihrem Reittier und schaute lange zurück.
Stumm verneigt sie sich vor der Ehre des Feindes.
Re: Ein Augenblick
Posted: Tue Jan 20, 2009 11:26 pm
by anith21
Re: Ein Augenblick
Posted: Thu Jan 29, 2009 11:19 pm
by anith21
"Jünger, Auserwählte, Erleuchtete Jenas. Auferstanden aus der Asche, geeinigt in einer Allianz voll Ehre, von wahrem königlichen Geschlecht, werden wir als Legionen, Reiter und Argonauten wie Dornen für die Feinde sein, sie mit unserer Druckwelle der Einigkeit wegsprengen und in die goldene Freiheit gehen! Berello war der Anfang! Jetzt ist Ginti!"
Die Worte aus ihrem Mund hallten in ihren Ohren. Die Schlacht tobte und instinktiv griff sie jeden Feind an und jagte sie bis vor den Außenposten. Sie sah die Feinde im Staub liegen ...
... ein Augenblick ...
... gewaltig war die entfesselte Kraft und sie spürte die Wut der Karavan hinter sich, um sich, vor sich, in sich - wie ein riesiges wildes Tier, was die ganze Zeit gelauert hatte, um zum Vorschein zu kommen. Blutdurst, Rache, Stärke ...
... ein Augenblick ...
... Stille. Kraftlos sank sie zusammen. Das Schwert fiel ihr aus den Händen und sie starrte auf das Blut. Opfer. Blutopfer. Und sie weinte ...
Re: Ein Augenblick
Posted: Sat Feb 14, 2009 11:53 am
by anith21
Eliza saß am Wasserfall in Matis und las in einem Buch. Ein entspanntes Lächeln lag auf ihrem Gesicht und sie schaute zwischendrin immer fast glücklich in die Frühlingssonne, um ihr Gesicht wärmen zu lassen.
Kurz dachte sie an Zwillingsgipfel. Sie war so stolz auf die Karavan. Die Bereitschaft zusammen etwas zu erreichen, war ungebrochen, ihr Mut, ihr Feuer und die Leidenschaft, die in allen brannte war so unendlich gross. Kurz blitzte in ihrem Kopf ein Bild auf ... rot verfärbter Sand ... ihr Schwert traf, sein Schwert traf ... ihr Blut vermischte sich mit seinem, er fiel zuerst. Das Lächeln verschwand kurz von ihrem Gesicht und tiefe Trauer war in ihren Augen zu sehen.
"Elizabeth!" "Eliiiiizaaaaabeth!" ... da rief jemand nach ihr. Erstaunt erkannte sie wer es war. "Sie zerfetzen sich!" "Wer?" "Die Kamis!" Elizabeth runzelte die Stirn. "Die Kamis? Nein, das kann nicht sein! Du mußt Dich irren! Sie haben doch immer hämisch über den Zwist bei uns gespottet. Sie werden sich niemals die Blöße geben, sich öffentlich zu streiten." Ihr Gegenüber lachte laut: "Und ob! Sie schlagen sich gerade um Holzbrand die Köpfe ein!" "Wie bitte?" "Sie kämpfen! Gegeneinander!" Eliza schaute den Tryker geschockt an. "Das haben ja selbst wir nicht hinbekommen, soweit ich mich erinnern kann. Zumindest nicht zu meiner Zeit. Wer sind die Streithähne mit Namen?"
Der Tryker zuckte nur mit den Schultern.
Elizabeth ritt nach Yrkanis und suchte nach anderen Augenzeugen. Schließlich bekam sie noch einige Namen heraus und schüttelte bedauernd den Kopf: "Es gab Homins, ... " Nunja, man soll ja nicht laut denken. Noch im Sattel von Jaqueline der Fünften holte sie ihr Buch hervor und las gespannt weiter, während ihr Reittier langsam in Richtung Wasserfälle trottete.
Re: Ein Augenblick
Posted: Thu Feb 26, 2009 12:00 am
by anith21
Müde kniete sich Eliza an die nächste Quelle und schob zuerst den Schnee beiseite, von dem diese bedeckt war. Dann fing sie an die hartgefrorene Erde zu bearbeiten. Als sie sich mit der Hand über das Gesicht fuhr, hinterließ diese schwarze Streifen auf der Haut. Sie war erschöpft, aber sie machte weiter, noch ein wenig, die Tasche mußte voll werden.
Noch ein wenig ... ihren Rücken durchstreckend erhob sie sich und blinzelte. Es war dunkel geworden. Sie mußte wohl Cini Gidi nach einem Unterschlupf für die Nacht bitten. Erschöpft ließ sie sich am Lagerfeuer mitten im Dorf nieder und betrachtete ihre aufgeplatzten Hände.
Ihr Training näherte sich dem Ende, aber das bedeutete noch harte Arbeit. Beim Angriff auf den Außenposten der United Homins hatte sie gemerkt, dass es ihr außerdem noch an Erfahrung mangelte. Ein kleines Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Gegen einen würdigen Gegner verlieren ist viel befriedigender als gegen einen schwachen Gegner zu siegen.
Gedankenverloren wärmte sie ihre Hände am Feuer. Allerlei Gerüchte waren ihr zu Ohren gekommen. Überprüfen konnte sie das ganze nicht bevor sie nicht ihr Ziel erreicht hatte. In Tryker würde man eine neue Regierung bilden, welche zusammen mit der Governeurin Entscheidungen traf. So hieß es. Über die anstehende Wahl zu Miss und Mister Atys hörte man nur, dass es nichts mehr zu hören gab. Sie dachte an die letzte Eroberung zurück. Ein wunderschönes Plätzchen, nicht geschaffen für Krieg. Eher als Ort für ein Stelldichein mit seinem Liebsten. Ein trauriges Lächeln stahl sich auf ihr Gesicht. Sie seufzte kurz und das Lächeln verwandelte sich in ein warmes Strahlen. Ja tatsächlich. So war es.
Re: Ein Augenblick
Posted: Thu Mar 12, 2009 12:13 pm
by anith21
Elizas Herz klopfte laut. In ein paar Minuten würde sie die Prüfung zur Meisterartilleristin ablegen. Darauf hatte sie die letzten Wochen hingearbeitet. Sie betrachtete nochmal das Trainingslager in Loria, wo sie den letzten Schliff erhielt. Reine Idylle, nichts außer Sand und ein paar seichte Wasserstellen. Palmen. Hier konnte man fast vom Frieden träumen. Sie hörte die Geräusche der Horncher, die sich näherten. Später war immer noch Zeit für Frieden. Entschlossen lud sie ein letztes Mal ihren Launcher. Sie spürte wie Antanox sie beobachtete. Sie war wortlos ins Lager gekommen und sah ihr seit ein paar Minuten zu. Ihr Gesicht zeigte keine Regung. Elizas Hände fingen kurz an zu zittern, aber sie atmete tief durch. Antanox hatte am Anfang nicht daran geglaubt, dass die Matis es schaffen würde. Aber hier und heute konnte sie ihr beweisen, dass sie den Platz an ihrer Seite verdiente.
Entschlossen lief sie los. Das Geräusch der Raketen wirkte fehl am Platz aber sie verfehlten ihr Ziel nicht. Das war die letzte Demonstration.
Als der letzte Horncher lag gab es nichts mehr zu trainieren.
Langsam ging sie zu Antanox. Ihr Herz war voller Sonne. Sie hatte es geschafft. Antanox sah sie ruhig an. Fast erwartete sie den Satz zu hören, der so typisch war für die Fyros: "Wurde ja Zeit.". Aber diesmal enttäuschte sie Antanox in der Hinsicht. Sie gratulierte ihr zum Meistertitel und machte den Moment zu einem unendlich besonderen Augenblick, als sie Eliza sagte, wie stolz sie auf das wäre, was sie geschafft hat. Als Antanox ihr dann auch noch ihr Meistergeschenk überreichte, umarmte Elizabeth sie vor Freude. Und sie glaubte in dem Moment, dass die Fyros sogar ein wenig lächelte ...
... alles in allem: Es war einer der wunderbarsten Augenblicke in ihrem Leben. Lächelnd packte sie ihre Sachen auf die Mektoubs und streichelte die drei. Tapfer und ausdauernd waren sie überall mit hingezogen. Mit einem strahlenden Lächeln stieg sie auf das Reittier, winkte Antanox noch einmal zu und ritt in die untergehende Sonne ... in Richtung Wüste.
Re: Ein Augenblick
Posted: Wed Mar 25, 2009 11:45 pm
by anith21
Wahrheit ... wie ferngesteuert hielt Eliza die Perle in die Flamme .... Ehre ... das Feuer streifte ihre Hand ... Disziplin .... die unbarmherzige Hitze der Sonne trocknete die Träne in ihrem Augenwinkel ... Justiz ... das Band riss. Nicht darüber nachdenken. Eine Stimme flüsterte in ihrem Kopf: Alles für die Gilde, alles für die Gilde.
Re: Ein Augenblick
Posted: Thu Mar 26, 2009 12:15 pm
by anith21
Gedankenverloren starrte Eliza auf das Dokument in ihrer Hand. Dieses bestätigte, dass sie nun wieder ein offizielles Zuhause hatte. Sie war jetzt Bürgerin von Fyros. Die Entscheidung war nicht leicht gewesen und noch während sie die dafür notwendigen Aufgaben erfüllte, war ihr Herz erfüllt von Zweifel und von Trauer. Sie liebte ihre Heimat – Matis – über alles. Und der letzte Schritt … es war, als ob man diese Liebe verrät.
Ihr Blick ruhte auf den Umrissen der beeindruckenden Wüstenstadt, Pyr. Die Wüste hatte sie immer schon magisch angezogen. Und nun war sie ein Teil der Wüste. Und während der warme Wind einzelne Strähnen aus ihrer Frisur löste, bereitete sich in ihrem Inneren Ruhe aus. Vielleicht sagte der Verwaltungsapparat und die Adelshäuser der Matis, dass sie keine Matis mehr war, aber sie würde immer ein Kind des Waldes bleiben. Und nun war sie ein Kind des Waldes und der Wüste. Was bedeutete schon die Meinung der intriganten und arroganten Adelshäuser? Dort hatte sie noch nie hineingepaßt.
Der Wald hieß sie willkommen, die Bäume flüsterten ihren Namen, wann immer sie den Wald betrat. Die wilde Wüste hieß sie willkommen, der warme Wind streichelte ihre Wangen zur Begrüßung, wann immer sie die Wüste betrat.
"Nein.“ antwortete sie den Stimmen „Nicht nur für die Gilde. Für mich.“
Re: Ein Augenblick
Posted: Wed May 13, 2009 11:02 am
by anith21
Sie hatte ihn nicht kommen gehört, scheinbar war sie zu unaufmerksam und leichtsinnig gewesen. Leise hatte er sich angeschlichen und seine mächtigen Pranken erwischten sie von hinten und zerfetzen ihre Haut. Vispa. Schmerzerfüllt sank sie zu Boden. Ihr Atem ging nur noch flach. Sie spürte den heißen stinkenden Atem des Raubtieres in ihrem Nacken und erwartete jeden Augenblick seine scharfen Zähne in ihrem Hals zu spüren. Nichts geschah. Ein Augenblick.
Blut sickerte aus ihren Wunden und sie wurde immer schwächer. Sie verstand nicht, wieso er von ihr abgelassen hatte. Plötzlich ließen ihre Schmerzen nach. Sie stöhnte, als sie fühlte, wie ein mächtiger Heilzauber durch ihren Körper strömte. Serikpai. Immer da wenn man ihn brauchte. Langsam schlossen sich ihre Wunden. Plötzlich spürte sie noch etwas anderes. Ein leichtes wehmütiges Gefühl durchfuhr sie, als der fremde Heilzauber sie ebenfalls erreichte. Fremd? Nein, das sanfte Wispern in ihrem Körper war diesem ebenso vertraut wie die Kraft von Serikpai. Ein Augenblick.
Sie öffnete die Augen. In einiger Entfernung stand ein Homin in voller Rüstung mit dem Emblem der Elantar. Sie vermochte nichts zu sagen. Ihr Herz war erfüllt von Schmerz und vorsichtiger Freude. Soviele Jahre ...
Re: Ein Augenblick
Posted: Mon Jun 22, 2009 3:20 pm
by anith21
Die Gildenhalle von Gone with the Blastwave: Schlicht und dennoch wie es typisch war für Gebäude der Fyros warm und anheimelnd eingerichtet. Licht kroch nur durch ein paar kleinere Öffnungen im Gemäuer und so lag die Halle in einem diffusen Dämmerlicht. Staub wirbelte durch die vereinzelten Lichtstrahlen. Staub, der sich auch auf allem Mobiliar und sogar auf den am hinteren Ende gestapelten Waffen wiederfand. Die Halle war verlassen. Wirklich?
Auf dem Tisch lagen rote Blütenblätter, sie waren noch nicht von Staub bedeckt. Wenn man genau hinsah, konnte man selbst in diesem Licht erkennen, dass sich die rote Spur auf dem Fussboden fortsetzte. Sie führte zur Kammer von Antanox. Die Tür war nur leicht angelehnt. Hier schien die Staubschicht noch dicker und kaum ein Lichtstrahl drang bis hierhin. Nur die Blütenblätter auf dem Boden und ein paar kaum zu erkennende Fussspuren auf dem Boden zeugten davon, dass es noch nicht so lange her sein konnte, dass sich jemand hier aufgehalten hatte.
Ein leises Geräusch war zu hören, wenn man nicht wirklich gute Ohren hat, dann hätte man es überhört oder vielleicht dem Wind, der durch die Straßen von Pyr wehte, zugeordnet. In einer Ecke der Kammer neben dem Bett hockte jemand. Regungslos, still. Wie gefangen in einem Augenblick. Die Gestalt sah auf den ersten Blick heruntergekommen aus. Wenn man genauer hinsah jedoch: Die einstmals elegante Kleidung, die man unter dem Wüstenstaub erkennen konnte zeugte von handwerklichen Meisterleistungen. Die Hände waren gepflegt. Eine Hand war zur Faust geballt, scheinbar hielt die Person einen Brief in der Hand. Die Blütenblätter führten zu ihr, unter ihr war alles voll davon und in ihrem Schoss lagen frische Blumen