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Re: Die Seherin

Posted: Tue Nov 22, 2005 7:11 pm
by katar20
Die Sonne war gerade aufgegangen, als ich Pyr verließ. Gestern waren die Tempel fertig gestellt worden, an denen die kamitreuen Homins wochenlang fleißig gearbeitet hatten. Aber ich konnte erst heute eines der drei prächtigen Gebäude besuchen.
Satarella hatte mir erzählt, dass die Anführer aller Länder bei der Einweihungszeremonie waren, die den Bau von Kamitempeln unterstützt hatten, also alle bis auf König Yrkanis. Es war wohl sehr beeindruckend, sie alle zu sehen. Vor allem Mabreka schien einen nachhaltigen Eindruck bei meiner Schwester hinterlassen zu haben. Überhaupt schien sie seit eingen Wochen spiritueller geworden zu sein und sich mehr für das Volk der Zorai zu interessieren. Das Ganze hatte mit den Bauarbeiten begonnen. Sie trug fast nur noch leuchtend rote Zorai Kleindung. Auch ihre Haare färbte sie rot mit dem Blut gefallener Karavananhänger, mit dem sie ebenfalls ihr Gesicht bemalte. Nahezu unbarmherzig versuchte meine Schwester die Anhänger der falschen Göttin am Bau ihrer Heiligtümer zu hindern.
Ich erreichte den Tempel nördlich von Pyr und bemerkte überrascht meine Schwester, die anscheinend schon lange hier saß und meditiert hatte. "Satarella?" sprach ich sie an. Überrascht zusammenzuckend schlug sie die Augen auf. "Oh, guten Morgen, Schwester. Was treibt dich schon im Morgengrauen hierher?" Ich grinste: "Das könnte ich dich auch fragen. Ich wollte mir in Ruhe den Tempel ansehen, aber was treibt dich um diese Zeit hierher und wielange sitzt du schon hier?" Satarella forderte mich mit einer Geste auf, mich zu ihr zu setzen. Erst als ich saß, antwortete sie mir: "Ich bin gestern abend hergekommen, weil ich Zeit zum Nachdenken brauchte... eigentlich immer noch brauche..." Sie unterbrach sich selbst mit einem Seufzer. "Warum sind die Karavan hier? Was wollen sie auf unserem schönen Planeten? Warum verblenden sie so viele Homins"
Ich überlegte einige Minuten, bevor ich ihr antwortete: "Diese Fragen hab' ich mir auch schon oft gestellt. Ich glaube, dass sie Homins sind wie wir, nur von einem anderen Planeten und mit einer erheblich weiter entwickelten Technologie im Vergleich zu unseren bescheidenen Möglichkeiten. Sie wollen unseren geliebten Planten ausbeuten. Sie scheren sich nicht, um das Wohlergehen von Atys nur um ihr eigenes und eventuell um das ihrer verblendeten Anhänger. Wie sonst ließe sie das Goo erklären, das sich durch das Land der Zorai frisst und in einigen Lagern von karavanhörigen Stämmen als Klumpen herumliegt? Ich weiß nicht, ob sie mit Abischt Goo produzieren oder es nur ein Zufallsprodukt ist, das sie zu nutzen versuchen." Ich machte eine kurze Pause, um einen Schluck Wasser zu trinken und etwas zu essen, das ich mir eingepackt hatte.
"was die Geschichte mit dem Drachen angeht," fuhr ich fort, "und das Verbot, die Urwurzeln zu betreten, so bin ich der Überzeugung, dass die Geschichte nur von den Karavan erfunden wurde. Sie erzählten unseren Vorfahren von einem Drachen, der in Wahrheit ein Karavan Raumschiff war. Dieses Raumschiff ruht noch immer in den tieferen Schichten der Urwurzeln, weswegen die Homins diese nicht betreten sollen. Aber anscheinend wissen sie nicht, dass in den uns zugänglichen Urwurzeln Trümmer liegen, die von Karavanfahrzeugen stammen könnten und die müssen weit größer gewesen sein als alles, was wir bis jetzt kennen. Du weißt ja, wovon ich reden. Du hast diese Trümmer selbst gesehn..." Satarella nickte, "Ja, ich weiß. Ganz in der Nähe des Pyromancers Lager liegt etwas, das mich eine Art Antrieb erinnert..." Wir schwiegen eine Weile.
"wieso musste ich mich nur in einen Karavananhänger verlieben?" seufzte meine Schwester. "Und warum erkennt er nicht endlich, dass er dem falschen Weg folgt?" Ihr Blick trübte sich und ich glaubte, Tränen in ihren Augen erkennen zu können. Ich legte die Hand auf Satarellas Schulter, um sie zu trösten.
"Ich weiß nicht, ob ich dir das sagen sollte," begann ich. "Aber ich denke, du solltest es wissen." Verwirrt sah meine Schwester mich an. "Kurz nachdem der Bau der Tempel angefangen hatte, hatte ich einen Traum, in dem ich dich zusammen mit einem großen Krieger sah, der tapfer auf der Seite Ma-Duks und der Kamis kämpft. Ich weiß nicht, ob der Traum dir einen neuen Gefährten verheißt oder ob er dich nur darauf hinweisen soll, dass du weiterhin Ma-Duk dienen sollst und dass du für ihn kämpfen musst, damit die Zukunft von Atys und den Homins gesichtert wird."
Grübelnd erwiderte Satarella: "Ich bin mir auch nicht sicher, aber ich werde darüber nachdenken. Lässt du mich bitte allein, damit ich weiter meditieren kann." Ich nickte und ging wortlos zurück nach Pyr.

Re: Die Seherin

Posted: Tue Dec 20, 2005 9:27 pm
by katar20
Als ich die Gildenhalle betrat, fand ich meine Schwester in Gedanken versunken am Feuer sitzen. Sie zog sich immer mehr zurück und verbrachte die meiste Zeit allein mit einer Art "meditativer Rohstoffsuche". Es ging dabei nicht um die Beschaffung von Arbeitsmaterial, sondern viel mehr um die Wiedergewinnung von Vertrauen. Einige Homins hatten meine Schwester sehr enttäuscht und verletzt, was sie nun durch Einsamkeit zu verwinden suchte.
"Sollte es dir nicht langsam besser gehn? Diese Geschichten liegen nun schon eine Weile zurück. Du sollte endlich wieder nach vorne blicken. Die Gilde braucht dich! Sie braucht deine Führung. Sie verlangt nach einem Außenposten unter unserem Banner..." "Nun, Seherin... Schwester," unterbrach Satarella mich ohne den Blick von den Flammen abzuwenden. "Ich habe gestern gesehn, welche Gilden die Außenposten für sich beanspruchen und ich glaube nicht, dass wir da mithalten können. Wir werden gegen keinen Anhänger Ma-Duks die Waffen erheben und auch einigen Verblendenten will ich nicht im Kampf gegenübertreten. Die wenigen, die nicht unsere Loyalität und Freundschaft verdienen, die ich zum Wohl Ma-Duks und der Burning Tears bekämpfen würde, sind uns bei weitem überlegen." Sie schwieg wieder.
"Aber so kann es doch nicht weitergehn. Du kannst dich nicht weiter in deinem Schmerzen suhlen und hoffen, dass irgendwann wieder alles in Ordnung ist. Du hast das Herz einer Kriegerin. Du solltest kämpfen und nicht Selbstmitleid über dich und die Gilde siegen lassen..." Ich seufzte. "Ich weiß selber, dass wir zur Zeit nicht die nötige Stärke besitzen, darum ist vielleicht der Augenblick gekommen, um über diplomatische Möglichkeiten nachzudenken, eventuell sogar bis zum Äußersten zu gehn und uns einer anderen Gilde anzuschließen..." Ich sah Tränen In Satarellas Augenwinkeln.

Re: Die Seherin

Posted: Thu Jan 12, 2006 1:52 pm
by katar20
Mitten in der Nacht wachte ich durch ein leises Schluchzen auf. Ich zog mir etwas über und sah nach, was da los war. Meine Zwillingsschwester saß zusammengekauert in einer Ecke mit verheulten Augen und schluchzte. Ich lief zu ihr: "Was ist denn los, Liebes?" Sie sagte nichts, sondern nahm mich einfach nur in den Arm. Ihre Tränen flossen über meine Schulter. "Bitte sag mir, was passiert ist, Schwester!" Satarella versuchte ihre Tränen zu unterdrücken. "Ich war... vorhin in der Bar... wie jede Woche." Sie machte eine kurze Pause, um einen Schluchzer zurückzuhalten. "Die Stimmung war gut... und alles ging aufs Haus, weil Collix seine Heimkehr feiern wollte..."
Ich strich meiner Schwester beruhigend übers Haar, weil es ihr sichtlich schwer fiel, das Geschehene zu erzählen. "Ich trank einen Wein nach dem anderen... und ich beobachetete ihn, seine anmutigen Bewegungen, seine leuchtenden Augen... umso mehr ich trank, desto mehr suchte ich seine Blicke und seine Nähe. Ich merkte kaum noch, was um uns herum passierte. Homins kamen und gingen, unterhielten sich und lachten, aßen und tranken. Ich wusste nicht mehr so recht, was ich eigentlich tat, aber immer wieder sah ich zu dem Ring an meinem Finger, den Matokk mir angesteckt hat als Zeichen unserer Liebe." Satarella machte wieder eine Pause. "Er fehlt mir so!" schluchzte sie. "Aber trotzdem hab' ich zugelassen, dass ich einen anderen wollte... und das nicht zum ersten Mal. Jedes Mal wenn ich ihn sehe, zieht es mich ein Stück mehr zu ihm."
Satarella begann wieder zu weinen. "Es fing alles schon an, als Matokk noch da war. Immer wieder hab' ich ihn heimlich gemustert, schon als wir die Medizin für Yola besorgten, konnte ich den Blick nicht von ihm lassen... diese zarte, weiße Matishaut, die glänzenden, schwarzen Haare..." Sie seufzte. "Warum höre ich nur immer auf meine Gefühle und nicht auf meinen Verstand? Es könnte alles so einfach sein. Wäre ich vernünftig gewesen, hätte ich mich nicht mit Matokk eingelassen. Ich hätte mir das Leid und die Problem, die der unterschiedliche Glaube mit sich bringt, erspart. Ich hätte die Gilde schon längst aufgelöst und mich "seiner" angeschlossen. Dann hätte ich jetzt nicht so ein Problem, würde nicht in so einem Zwiespalt stecken. Wir hätten einen Glauben, wären in einer Gilde und beide ungebunden."
Ich überlegte kurz: "Einiges wäre vielleicht leichter, aber wäre es wirklich besser? Denk an die schönen Stunden mit deinem Liebsten. Denk an die Gilde, für die unsere Mutter gestorben ist. Könntest du das wirklich mit einem reinen Gewissen aufgeben?" Sie schwieg weinend in meinen Armen.

Re: Die Seherin

Posted: Thu Jan 19, 2006 4:31 pm
by katar20
Vor eingen Tagen hatte ich mich allein von Dyron nach Zora durchgeschlagen, was für mich zu einer ziemlich einfachen Reise ohne Zwischenfälle wurde.
Einige Tage davor hatte ich mit einem jungen, rothaarigen Matis gesprochen, der allerdings schon lange als Fyros lebte. Wir hatten uns über vieles unterhalten. Den Glauben, die Völker und ihre Länder, die Urwurzeln, Schusswaffen, Politik... Es ware eine angenehme und lange Unterhaltung an den Feuern der Water Breakers gewesen, die mich schließlich dazu brachte, in den Dschungel aufzubrechen. Es war ohnehin höchste Zeit, dass ich als Seherin dieses mystische Land kennen lernte. Ich wollte das Goo sehn, wie es das Land zerfrisst und bei den Hamazans leben, die Satarella als "anmutige Kriegerinnen Ma-Duks" beschrieben hatte. Sie mussten sehr ungewöhnlich sein. Matis im Land der Zorai waren ja ansich schon etwas besonderes, aber dann nur Frauen, die auch noch im Dienst Ma-Duks stehen... einfach unglaublich.
Sie würden mir sicher einiges beibringen können, zum Beispiel wie ich mit meinen Dolchen unzugehen habe. Bisher konnte ich mich mit Dolchen zwar verteidigen, aber es wirkte immer etwas unbeholfen. Lariana hatte mich einmal lachend beobachete, wie ich damit herum wirbelte und froh war, das Gleichgewicht zu behalten. Sie hatte mir auch zeigen wollen, wie ich es besser machen könnte, aber nach ihrem Gelächter, war mir die Lust vergangen.
Nach einem langen Fußmarsch, bei dem ich mich zwischen Torbaks hindruchschleichen musste, erreichte ich endlich das Lager der Hamazans. Sie empfingen mich respektvoll und schienen zu wissen, wer ich bin. Zuerst wurde ich zum Kami gebracht, der mich segnen sollte, und danach zu ihrer Anführerin. Wir verbeugten und höflich voreinander. "Sei uns willkommen, Sata, Tochter von Lariella. Wir haben schon darauf gewartet, dass du endlich deinen Weg zu uns findest. Deine Schwestern waren schon bei uns, um sich in ihren Fähigkeiten zu beweisen. Sie haben sich tapfer geschlagen und als Diennerin Ma-Duks erwiesen." Sie machte eine kurze Pause. "Nun ist es an dir dein Können zu zeigen, kleine Schwester. Ich habe gehört, dass du dich im Dolchkampf übst, in Beherrschungsmagie und in der Heilkunst. Aber Heilen und Beherrschung wird dir wohl nicht viel helfen, gegen die Tiere, die du für uns zu erlegen hast."
Sie sah meinen erschrockenen und verwirrten Blick und fügte lächend hinzu: "Bevor wir dich allerdings auf die Jagd schicken, werde ich dir eine meiner Kriegerinnen als Trainerin zur Seite stellen." Mein Mund stend offen und ich wusste nicht was ich sagen sollte. Ich fühlte mich, als wäre soeben ein Arma über mich drüber maschiert. "Was...? Wie...? Äh..." stammelte ich. Sie lächelte mich immer noch an und rief eine ihrer Frauen zu sich. "Das hier ist Viccia, unsere beste Dolchkämpferin. Sie wird dir alles beibringen, was sie weiß." Freundlich nickte Viccia mir zu und griff nach meiner Hand. "Komm mit, kleine Fyra!"

Re: Die Seherin

Posted: Sat Apr 01, 2006 12:37 am
by katar20
Nach langer Zeit im Land der Zorai kehrte ich zu meiner Gilde und meinen Schwestern zurück. Wie zu erwarten traf ich Satarella in ihrer Wohung an. Sie sah sehr betrübt aus und schien viel geweint zu haben. Ich ging zu ihr. "Was ist los, Schwester?" fragte ich sie, wobei ich ihr tröstend eine Hand auf die Schulter legte. "Matokk ist zurückgekehrt und er hat es herausgefunden," antwortete sie. Ich begriff was los war. "Dass etwas war zwischen dir und...?" Meine Schwester nickte stumm. "Und wie hat er reagiert?" wollte ich wissen. "Er... er... ist einfach gegangen. Ich wollte ihm erst anch laufen, aber ich dachte, er wollte mich vielleicht erstmal lieber nicht sehen. Darum habe ich ihm einen Boten mit einem Brief hinterher geschickt. Ich in dem Brief habe ich ihm alles erklärt, warum ich es geschehen war und dass ich doch nur ihn wollte, meinen Liebsten, an den ich mich unter den Augen unserer Freunde gebunden hatte."
Ihre Worte gerieten ins stocken. "Er schickte mir den Boten mit einer Antwort zurück. Sein Brief drückte seine Enttäuschung aus und nicht gerade den Willen, mir zu verzeihen. Darüber hinaus deutete er an, dass es dem Mann, der mir so nahe gekommen war, es noch bereuen würde." Ich grübelte kurz. "Was hast du nun vor zu tun?" Satarella zuckte kurz mit den Schultern. "Ich weiß nicht so recht... wohl alles, um Matokk zurück zu gewinnen. Also muss ich morgen zuerst meine Affäre beenden. Es wird ihm das Herz brechen, das durch mich gerade wieder etwas geheilt war." Sie seufzte. Ich legte ihr tröstend den Arm um sie. "Ich weiß, dass alles wieder gut werden wird - zumindest für dich und Matokk. Du solltest nochmal nach deinem Ehering suchen, den du verloren hast. Wenn du ihn findest, wirst du auch auch seine Liebe wieder finden. So sehr wie er dich liebt, wird er dir verzeihen. Ihr habt schon einiges zusammen durchgestanden, auch wenn es schwer ist durch euren unterschiedlichen Glauben und ihr werdet auch das überstehen."
Meine Schwester lächelte mich an. "Danke, dass du mir Mut machst. Ich hoffe, du hast recht damit." Ich lächelte zurück: "Vertrau mir, Schwester."

Am Tag darauf lief Satarella durch die Straßen von Pyr und suchte nach ihrem Ring, insbesondere in der Gegend um die Bar sah sie sich um. Schließlich sah sie zum x-ten Mal in den Brunnen und entdeckte ihr kleines Schmuckstück im Wasser funkeln. Freudestrahlend zog sie ihren Rock ein Stück hoch, stieg sie in den Brunnen und holte ihren Ring heraus. Vergnügt lachend lief sie mit dem Ring in der Hand durch Pyr, bis ihr wieder einfiel, was ihr nun bevor stand.
Meine Schwester wollte sich mit ihrem Liebhaber am Kamialtar vor Yrkanis treffen.
Sie stand am Rand zum Abgrund, als er dort eintraf und spielte mit ihrem Ring. Er erschrak, als er sie da so stehen sah, hatte Angst, sie würde springen wollen, wie sie es schon einmal vor gehabt hatte. Nur damals war es der Rand des Canyons gewesen, der die Wüste durchzog. "Keine Sorge, ich werde nicht springen." erklärte sie, wobei sie die ganze Zeit in die Tiefe starrte. Während des ganzen folgenden Gesprächs sah sie ihn nicht ein einziges Mal an.
Er hatte Angst um meine Satarella, um sie beide. "Es wird kein "uns" mehr geben... hätte es nie geben sollen. Ich hätte es beenden sollen, bevor es so weit kommen konnte," sprach sie beinahe kühl. Es begann zu regnen. Sie spürte die Tropfen über ihr Gesicht rinnen und sich mit Tränen vermischen. "Es tut mir leid."

Nachdem dies geschehn war, streife Satarella unruhig und verzweifelt durch Yrkanis. Sie suchte Ruhe, aber auch den Kontakt zu Matokk. Abermals schickte sie einen Boten zu ihm und ließ ihm mitteilen, dass sie ihren Ring wieder gefunden hatte, dass die "Sache" erledigt war und dass sie vor dem Springbrunnen saß und auf ihn warten würde. Stunde um Stunde verging, bis sie plötzlich Schritte hinter sich hörte. Es war wirklich Matokk. Er lächelte sie an. "Hallo Schönste," sagte er, bevor er grinsend die Karavan Amps an ihren Händen bemerkte. Satarella hatte sie angezogen, um ihm zu zeigen, wie sehr sie ihn liebte... und weil das bläuliche Glühen zu ihrem schwarzen matis Kleid passte. Sie machten etwas scheuen Smalltalk über die Amps, aber beide lächelten sich dabei immer wieder mit leuchtenden Augen an.
Matokk machte einen Schritt auf meine Schwester zu, zögerte aber kurz bevor er sie umarmte und leidenschaftlich küsste. Satarella war so glücklich und erleichtert. Sie hatte die Amps vor dem Kuss ausgezogen. Es kam ihr komisch vor diese karavan Objekte noch länger zu tragen. Nun spielte sie wieder mit ihrem wieder gefundenen Ring. Als er dies bemerkte, sagte er: "Du hast etwas getan, dass mich seh glücklich macht - ich war schon in Gedanken so weit, mich mit deinem Verlust und mich mit meinen neuen Aufgaben abzufinden. Doch hängt mein Herz sehr an dieser störrischen, wilden und unübertoffen schönen Fyra. Wie sollte ich dir auch bösen sein können. Ich war lange fort... fast zu lange! Ich verspreche dir, ich werde dich nie wieder so lange allein lassen - es sei denn, es ist den Wunsch..." Sie unterbrach lächelnd seinen Redefluss: "Diesen Wunsch werde ich wohl kaum haben."
Er lächelte ebenfalls: "Ich will dich nie wieder so enttäuschen. Wir haben inzwischen so viele Hürden und Missbilligungen überwunden. Du hast es sogar geschafft mich zur Heiat zu überreden." Er lachte und ein Grinsen tuschte über das Gesicht meiner Schwester. "Wie könnte ich dich einfach ziehen lassen?"
Satarella war so glücklich und schmiegte sich erleichtert an ihn. "Ich bin so froh, dass du mir verziehen hast," flüsterte sie ihm ins Ohr.

Re: Die Seherin

Posted: Mon Apr 03, 2006 10:28 pm
by katar20
Satarella war wie jede Woche um diese Zeit in die Bar von Pyr gegangen, auch wenn es ihr heute schwer fiel. Sie wollte ihn eigentlich nicht sehen, aber sie wollte gern Collix nicht enttäuschen. Ich hingegen war schon zu Bett gegangen. Der Tag war anstrengend gewesen. Ich hatte einige Stunden damit zugebracht, unsere Gildenhalle zu entrümpeln und aufzuräumen.
Im Nu hatte mich der Schlaf übermannt. Unruhig wälzte ich mich hin und her. Ich hatte wieder einen dieser Träume. Die Augen starrten mich an. So kalt. So brennend. So anziehend für mich. Ich hörte die Stimme meiner Schwester: "Sata... er ist wieder da!" Ich spürte ihre Angst. Sie schien panisch zu fliehen. Plötzlich hatte ich das Gefühl durch den Hain zu rennen. Es war nebelig. Blitze zuckten über den Himmel und Donner dröhnte laut in meinen Ohren. Der Regen peitschte in mein schweißnasses Gesicht. Mein blaues matis Kleid klebte an meiner Haut. Ich suchte überall nach ihm. Ich wusste, er war in der Nähe, doch konnte ich ihn nicht finden.
Ich schreckte hoch. Ich lag in meinem Bett in der Gildenhalle, schweißgebadet und voller Sehnsucht.

Re: Die Seherin

Posted: Sun Aug 13, 2006 12:56 pm
by katar20
Ich begleitete Satarella durch das Land der Zorai. Sie hatte etwas vor, aber wollte mir nicht erzählen, was es war. Mit einem grimmigen Lächeln marschierte sie zwischen Bäumen, grasenden Bawaabs und Ybern hindurch. Ihre Schritte waren rasch und unaufhaltsam. In ihren bersteinfarbenen Augen schienen Flammen zu lodern.
Ich hatte ein wenig Angst vor ihr. Sie war wie besessen.
Ploderoslaute drangen durch die kühle Herbstluft, die sich mit Geräuschen eines Bohrers mischten. Zielstrebig ging Satarella in dessen Richtung. Er gehörte zu einem Kamiistenaußenposten. Meine Schwester steuerte geradewegs auf das Banner mit dem Gildenwappen zu. Was bei Ma-Duk hatte sie vor? Ich ergriff ihren Arm, um sie aus ihrer Besessenheit zu reißen, doch sie stand einfach nur da mit ihrem grimmigen Lächen und dem Feuer in ihren Augen, das sie zu verzehren schien.
"Was hast du vor?" fragte ich sie leise mit zitternder Stimme. Satarella antwortete nicht sofort. "Etwas, wogegen ich mich lange gesträubt habe, das mir aber nun unausweichlich scheint." Ihre Stimmt war klar und kräftig, als sie dies sagte. "Wie oft standen wir uns nun schon auf dem Schlachtfeld gegenüber? Sie kämpften jedes mal für Karavannhäger. Und gegen wen? Gegen meinen Liebsten und gegen meine Verbündeten. Ich kann und will das nicht mehr länger hinnehmen. Diese Heuchelei. Dieser Verrat an Ma-Duk."
Starella schloss die Augen, während sie mit gesenktem Kopf ihre Finger über das Banner gleiten ließ. "ich wollte nie gegen Kamiisten ziehen, aber sind dies hier wirklich noch welche? Schön, sie dienen den Kami, aber dienen sie nicht mindestens genauso den Karavan, wenn sie ihre Anhänger im Kampf und mit Ausrüstung unterstützen, damit diese gegen andere Verehrer der falschen Göttin ziehen können und gegen Anhäger Ma-Duks?" Ihre Finger zogen sich vom Banner zurück und berührten ehrfürchtig den Rock, den sie für ihre Arbeit am Tempel bekommen hatte.
"Schon damals haben sie auf beiden Seiten gekämpft..." Sie zog einen kleinen Handschuh mit unserem Wappen und einem Zettel darin aus dem Beutel an ihrem Gürtel. Meine Schwester sah mich an. Ihre Augen waren nicht mehr erfüllt von Feuer sondern von Tränen. "Ich wollte nicht, dass es soweit kommt..." flüssterte Satarella, als sie den Handschuh an eines der Gebäude des Außenpostens pinnte. Sie sah sich kurz um, dann verschwand sie mit einem Pakt zurück nach Pyr.
Ich sah mir den Außenposten noch einmal in Ruhe an. Er war so friedlich und idyllisch.

Re: Die Seherin

Posted: Tue Oct 17, 2006 10:22 am
by katar20
Wir sammelten uns auf unserem Außenposten. Es war Sommer. Blumen verbreiten um uns herum einen süßlichen Duft. Die Abendsonne schien warm auf unsere Haut und die schweren Rüstungen der Krieger. Der Bund von Gladdagh hatte uns einen Angriff angekündigt. Nun stand ich umringt von Freunden an diesem sonst so friedlichen Ort. Satarella hatte sie alle um Hilfe gebeten. Die meisten dienten Ma-Duk, so wie wir, doch waren auch einige Anhänger der Karavan unter ihnen. Alle waren sie aus Freundschaft zu uns gekommen, auch wenn einige durch Bündnisse, Verträge und unausgesprochene Abkommen mit uns verbanden und einige waren Söldner. Doch alle hatten wir gemeinsam, dass wir uns nicht von dem großen, Atys bestimmenden und seit langem schon terroriserenden Bündnis klein kriegen ließen. Viele stolze Gilden waren vor ihnen auf die Knie gefallen und hatten ihre Ideale verraten, weil sie dem Druck nicht mehr stand hielten.
"Sie kommen!" hörte ich einen unserer Späher rufen, als ich auch schon die ersten Schüsse vernahm. Doch so schnell wie es begonnen hatte, war es auch wieder vorbei. Wir waren ihnen überlegen. Wir waren mehr, womit ich nicht gerechnet hatte. Normalerweise liefen sie mit der drei- bis vierfachen Anzahl an Homins auf. Doch selbst wenn es mehr Angreifer gewesen wären, hätten wir es ihnen nicht leicht gemacht. Auch wenn wir eine bunt zusammen gewürfelte Gruppe Homins waren, wir harmonierten gut im Kampf. Es war weder unsere erste, noch unsere letzte gemeinsame Schlacht.
Ohne Auf Befehle zu warten, tat jeder routiniert seinen Job. Alles funktionierte blind und beinahe wortlos.
Als die erste Truppe der Angreifer zurückgeschlagen war, fragte Satarella plötzlich: "Hat jemand gesehen, welche Gilden alle bei den Angreifern dabei waren? Habe ich da wirklich das Wappen des Zirkels der weißen Lilie an einer Zorai Kämpferin gesehen?" Einer der Schwertkämpfer nickte bestätigend. Wie konnte das sein? Hatte diese Gilde sich nicht am lautesten darüber mockiert, dass wir es gewagt hatten auf dem heiligen Boden der Zorai eine Kamiistengilde anzugreifen? Was konnte es bedeuten, dass nun eine Kämpferin dieser sonst so zurückhaltenden Gilde eine Karavangilde unterstützte? Sie gegen bekennende Kamiisten und Freunde der Zorai unterstützte.
Satarella hatte mir oft erzählt, wie sie vor langer Zeit eine Zorai Delegation nch Pyr begleitet hatte. Sie war eine der wenigen Nicht-Zorai auf dieser Reise gewesen. Unter ihnen waren damals auch Mitglieder der nun angreifenden Gilde gewesen.
Ich verteilte unter unseren Freunden kleine Erfrischungen. Meine Schwester legte viel Wert darauf, dass es unseren Freunden an nichts mangelte. Sie versuchte mit solchen Gesten ihren Dank für die Hilfe auszudrücken und sie für den Kampf zu motivieren. Während ich nun Bier ausschenkte und die meisten um mich herum scherzten oder ihre Waffen polierten, stand Satarella grübelnd in einer Ecke und stellte Munition her. Die Zorai unter den Angreifern hatte ihr wohl mehr zu denken gegeben als den anderen hier.

Re: Die Seherin

Posted: Wed Feb 28, 2007 2:02 am
by katar20
Gestern sollte wieder um einen Außenposten der Kamiisten gekämpft werden. Dieses Mal war es einer im Land der Seen. Der Kampf an sich dauerte nicht lange. Kaum waren meine Schwester und ich dort angekommen, waren auch schon die Angreifer in die Flucht geschlagen. Wie so oft wurde noch auf ihre Rückkehr gewartet, die allerdings nicht erfolgte. Die Stimmung war ausgelassen. Freundschaftliche Duelle wurden ausgetragen und das Bier floss in Strömen.
Ich spazierte zwischen den Homins herum. Lauschte ihren Gesprächen, beobachtete ihren Umgang miteinander. Dabei fiel mein Blick auch auf meine Schwester Satarella, die sich mit einem zorai Krieger unterhielt, ihm zu prostete und ihn nahezu anhimmelte. War das nicht der Krieger aus dem Traum gewesen, den ich vor einiger Zeit hatte? Ja, ich denke, er war es. Aber nicht nur Satarella schien von ihm angetan, auch er schien sie nicht aus den Augen zu lassen... zumindest konnte man dies trotz seines Helms vermuten. Sie gingen recht vertraut miteinander um. Anscheinend verbrachten sie häufiger Zeit miteinander.
Als wir dann schließlich wieder in Pyr, in der Gildenhalle saßen, sprach ich Satarella auf ihr Verhalten an. Sie errötete sofort, als hätte ich sie bei etwas ertappt. "Ich kann mir vorstellen, wie das für dich ausgesehen haben mag, aber so ist das nicht..." stammelte sie entschuldigend. "Es ist nur... ich... er... ach, ich weiß nicht, wie ich das sagen soll..." Sie sah auf den Boden und ich hob fragend eine Augenbraue. "Wie ist es denn? Ich hab' doch gesehn, wie du ihn anschmachtest. Deine Augen haben geleuchtet und in seiner Nähe warst du mehr Zorai als Fyra und dein Matisblut schien völlig verschwunden. Ist es eine Schwärmerei oder Bewunderung seiner Stärke, seines Mutes oder einfach nur Faszination ob seiner umstrittenen Ansichten?" fragte ich neugierig. Aber meine Schwester zuckte nur mit den Schultern. "Ich weiß es nicht so genau. Vielleicht von allem etwas. Zum Teil liegt es wohl auch daran, dass er mir gegenüber eine Seite zeigt, die andere von ihm nicht zu sehen bekommen. Er is liebevoll, beschützt mich, macht mir Komplimente..." Sie errötete wieder. "Es ist einfach eine Art von Anziehung, die ich so nicht beschreiben kann."

Re: Die Seherin

Posted: Fri Jun 01, 2007 8:45 pm
by katar20
Nach ihrem abendlich Besuch im Tempel besuchte mich Satarella. Sie wirkte beunruhigt und erschöpft. Die vielen Kämpfe der letzten Tage hatten ihr zu schaffen gemacht. Immer wieder standen Kamiisten einander in Schlachten gegenüber. Keiner hatte es gewollt und doch war es so gekommen. Immer wieder wurde gegen die anderen anderen Kamianhänger gehetzt. In einem Kampf am vorigen Tag warf man uns an den Kopf, wir wären keine „echten“ Kamiisten. Wir wären nur Sklaven einer bestimmten Gilde, die Ma-Duk mehr als jede andere zu dienen versucht. Vielleicht ist ihr Weg, der meist der Weg der Waffen ist, nicht der, den alle wählen würden. Doch wir stehen ihnen nach wie vor treu zur Seite.
Meine Schwester erzählte mir, wie immer wieder einer der eigentlich neutralen Beobachter der Schlacht zwischen unseren Nahkämpfern herum rannte. Immer wieder bezichtigte er einen unserer stärksten Krieger ein Lügner zu sein. Ihm schien es nicht viel auszumachen, doch ihr schien es nahe zugehen. Ihr lag viel an dem oft etwas ungestümen und verschlossenen Zorai. Noch während des Kampfes versuchte sie ihn durch wiederholte Loyalitätsbekundungen zu motivieren und sich nicht durch die Schmährufe beirren zu lassen.
„Was meinst du? Werden wir auch bald wieder von Angriffen heimgesucht? Es war schon so lange ruhig.“ fragte ich sie. Ich verstand nicht viel von Politik und Diplomatie. Das überließ ich meiner Schwester und ihrem Hohen Offizier, Magu Rego. Sie regelten alles, was Außenposten, Bündnisse und auch die Verteilung der Erträge unseres Außenpostens an unsere Freunde, an die angeblich „unechten“ Kamianhänger. Eine der Gilden, die sich in den letzten Tage gegen unsere Freunde gezogen war und dafür mit dem Verlust einen Außenpostens im Land der Zorai bezahlen musste, hatte bis vor ein paar Wochen noch von unsren Erträgen profitiert, doch plötzlich hatten sie mit ihren Materialanforderunegen aufgehört. Merkwürdig, oder? War dies vielleicht schon die erste Ankündigung für einen der vergangen Angriffe gewesen? Oder gar für einen noch kommenden Angriff auf uns?
Satarella nickte nur und in ihren Augen loderte wieder dieses Feuer, voll von Kampfeslust und Blutdurst.